Oberhausen. Lukas Reuschenbach und Katharina Köther hatten es bereits geahnt: Die Deutschen Meisterschaften im Kanu-Rennsport fallen in diesem Jahr aus.
Es war eine Meldung, die Ende April Hoffnung gemacht hatte: Der Deutsche Kanuverband hatte sich zum Ziel gesetzt, ab dem 30. Juni wieder Wettkämpfe auszutragen. Doch nun musste DKV-Präsident Thomas Konietzko verkünden, dass die Deutschen Meisterschaften im Kanu-Rennsport und Parakanu Mitte August in Köln nicht stattfinden können. „Dies fällt uns natürlich sehr schwer und ich bin sehr traurig, dass wir die DM absagen müssen“, so Konietzko zur Entscheidung, die auch die Oberhausener Kanuten Lukas Reuschenbach (TC Sterkrade 69) und Katharina Köther (KG Essen) betreffen.
Dabei kam für die zwei Athleten die Absage nicht wirklich überraschend. „Der Aufwand, der hinter einem solchen Großereignis steckt, lässt sich mit den geforderten Hygiene- und Abstandsbestimmungen kaum umsetzen“, so Reuschenbach. Schließlich nehmen ab der Schüler- bis zur Eliteklasse über 1000 Teilnehmer an der DM teil. Dazu kommen noch die Trainer, Betreuer und Familienangehörige, die normalerweise im Umfeld der Regattastrecke campen. „Da wäre das Risiko für alle Beteiligten einfach zu groß gewesen, weshalb die Entscheidung, so bitter sie auch ist, richtig ist“, sagt Köther.
„Schlag in die Magengrube“
Im Raum steht derzeit eine mögliche Alternative für die Leistungsklasse und die Junioren in Form einer offenen Rangliste in Einer-Booten im August. Darüber wird der DKV aber erst in der kommenden Woche entscheiden. Für die Oberhausener Kanuten heißt es somit weiterhin abwarten, wie schon seit Beginn der Corona-Krise vor über zwei Monaten. „Die Motivation lässt von Tag zu Tag nach. Training ist zwar ein notwendiges Übel, aber ohne den Wettkampf fehlt etwas Essenzielles“, weiß Reuschenbach, für den es die letzte Saison seiner Laufbahn werden wird. „Natürlich hätte ich mir ein anderes Ende gewünscht. Ich habe die Situation aber so akzeptiert, wie sie sich momentan darstellt.“
Auch Katharina Köther hat sich mit einer möglicherweise wettkampffreien Saison mittlerweile arrangiert, wobei sie 2020 nicht als verlorenes Jahr sehen möchte. „Als die Pandemie begann und die Absagen eintrudelten, war dies schon ein Schlag in die Magengrube. Aber man muss sich jetzt kleinere Ziele setzen, um das große zu erreichen.“ Die 24-Jährige befindet sich derzeit mit einem Teil des Deutschen Nationalteams in Duisburg, um weiterhin in Form zu bleiben. „Trotz Corona-Krise möchte ich mich weiterhin verbessern und im technischen und konditionellen Bereich zulegen.“
2021 als „letzte Möglichkeit“
Starke Ausbeute 2019 in Brandenburg
Bei der letztjährigen Deutschen Kanu-Meisterschaft in Brandenburg auf dem Beetzsee gewann Lukas Reuschenbach zwei Goldmedaillen. Sowohl über die 500 Meter als auch über die 1000 Meter landete der 26-Jährige im K4 auf Platz eins.
Katharina Köther, Oberhausens Sportlerin des Jahres 2018, erreichte in Brandenburg insgesamt sechs Endläufe und landete im K4 über 500 Meter auf Rang zwei und fuhr im K1 über 200 Meter als Drittplatzierte über die Ziellinie.
Ordentlich Edelmetall sammelten auch der Alstadener Kanu-Club, der drei Meisterschaften (zweimal Niklas Heuser, einmal Julia Kurek), einmal Silber und drei Bronzemedaillen holte.
Deshalb gilt auch für ihren großen Traum von den Olympischen Spielen 2021 in Tokio: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wobei auch hier längst noch nichts in trockenen Tüchern ist. „Man muss die Corona-Entwicklung bis zum Frühjahr abwarten. Erst dann lässt sich realistisch einschätzen, ob Olympia tatsächlich stattfindet.“
Schließlich hatte bereits IOC-Präsident Thomas Bach den Sommer 2021 als „die letzte Möglichkeit“ betitelt. „Besonders für die Sportarten, die sonst kaum im Scheinwerferlicht stehen, ist Olympia eine große Chance und eine Absage hätte weitreichende Folgen“, sagt Köther, die sich nicht zuletzt auch Sorgen um Sponsorenabsprünge macht.
„Man betreibt diesen Sport ja nicht des Geldes wegen“
Überhaupt seien Sportarten wie eben der Kanurennsport deutlich härter von der Corona-Krise betroffen als massentauglichere. Auch was den Nachwuchs angeht. „Der Fußball wird diese Krise sicherlich überstehen, aber für nicht so kommerzielle Sportarten kann dies zu einem Einschnitt führen, dessen Folgen wir alle noch nicht abschätzen können“, gibt Reuschenbach zu bedenken. Dabei lassen sich der zweifache K4-Weltmeister wie auch Katharina Köther den nötigen Zweckoptimismus nicht nehmen. „Man betreibt diesen Sport ja nicht des Geldes wegen, sondern weil man ihn liebt. Die Gesundheit ist nach wie vor das Wichtigste, auch wenn das einige scheinbar schon wieder vergessen haben“, so Köther.