Oberhausen. Der ehemalige Taekwondo-Meister Mike Kaul hat ein neues Konzept für seine Fight Residenz entwickelt und trainiert zunächst ohne Kontakt.
„Die Wochen des Stillstands sind vorbei“, freut sich Mike Kaul über die Wiedereröffnung seiner Fight Residenz. Denn wegen der Corona-Pandemie war seit Ende März in der Kampfsportschule an der Weierstraße an Taekwondo, Kick- und Thaiboxen nicht zu denken. „Das war eine harte Zeit, in der ich Existenzängste hatte.“ Doch nun herrscht wieder reger Betrieb – unter Wahrung der Corona-Abstandsregeln sowie umfassender Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen.
Einige Sonderschichten hatte Mike Kaul geschoben, um die Kampfsportschule corona-technisch auf Vordermann zu bringen. „Ich hatte vorher geschaut, wie das in Geschäften geregelt wird und dann mit weiteren Sicherheitsmaßnahmen angepasst“, so der 34-Jährige, der es 2002 und 2003 bis zum Deutschen Taekwondo-Meister brachte. Vor sechs Jahren erfüllte sich Kaul mit seiner eigenen Kampfsportschule einen Lebenstraum, machte seine Leidenschaft zum Beruf. „Jetzt sieht es zwar anders hier aus, dafür ist aber alles sicher.“
Abgeklebte Trainingszonen mit Mindestabstand
Konkret bedeutet dies, dass die Kampfflächen durch Klebstreifen in bestimmte Sektoren mit zwei, bis drei Meter Abstand eingeteilt sind. Zu jeder vollen Stunde, von 16 bis 21 Uhr, findet je eine Trainingseinheit statt. Während bei dieser Einheit keine Schutzmaske getragen werden muss, gilt außerhalb des Kampfbereichs Maskenpflicht.
Zudem dürfen sich nur die Mitglieder während des Trainings in den Räumlichkeiten aufhalten. „Eltern müssen draußen bleiben“, so Kaul, der schon eine Lösung hat. „Damit die Eltern ihren Kindern über die Schulter schauen können, wird in einem separaten Bereich eine Leinwand aufgestellt, wo man sich das Training per Videoübertragung anschauen kann.“
15 Minuten Reinigung nach jeder Einheit
Für die ganz Kleinen (bis neun Jahre) ist das Training noch nicht möglich. Zudem wird nach jeder Einheit der Übungsbereich 15 Minuten lang gereinigt. „Klar hat sich der Arbeitsaufwand erhöht, aber das nehme ich in Kauf, damit wir wieder loslegen können.“
Umziehen in der Fight Residenz selbst ist aktuell nicht erlaubt, so dass jedes Mitglied bereits in „Kampfmontur“ kommen muss. „Über Whatsapp regeln wir, wer wann Training macht. Durch den verringerten Raum muss man Abstriche machen.“
Kondition und Grundtechniken
Doch eine Kampfsportschule ohne Körperkontakt, geht das? „Ja, klar“, sagt Mike Kaul, der die Trainingsübungen entsprechend angepasst hat. „Wir arbeiten vermehrt an Kondition und Grundtechniken.“ Sich selbst hielt er mit Kniebeugen, Liegestützen und Fahrradfahren fit. „Zwar war das Training allein auch ganz schön, aber letztlich nicht zufriedenstellend. Es fehlte einfach der soziale Kontakt.“
Daneben hatte Mike Kaul viel Zeit zum Nachdenken, wie er seinen Traum weiter lebendig hält. „Wenn man Rechnungen bezahlen muss, nicht weiß, wie lange Mitglieder ihren Beitrag zahlen können, das bereitet einem schon Kopfschmerzen“, so der Kampfsportlehrer und ergänzt. „Eine gewisse Zeit zu überbrücken, ist nicht das Thema. Doch je länger ein Shutdown geht, desto angespannter wird man.“
Jetzt Verantwortung zeigen
Nun herrscht wieder ein gewisses Maß an Normalität in der Fight Residenz vor, auch wenn beispielsweise der Thekenbereich geschlossen ist.
„Es ist schon merkwürdig, den Leuten nicht mal einen Kaffee anbieten zu können“, sagt Kaul, der hofft, dass es keinen zweiten Corona-Schub geben wird. „Das liegt allein an uns allen, ob wir mit den Lockerungen verantwortungsvoll umgehen. Es ist noch viel zu früh, um sich sicher zu fühlen und nachlässig zu werden – sonst fängt alles von vorne an.“