Oberhausen. Noch nicht ein Jahr im Amt, da steht der Sportliche Leiter von RWO Patrick Bauder vor der größten Herausforderung, die es in der Branche je gab.

Das erste Berufsjahr ist noch nicht vollendet, da steht er schon vor der größten Herausforderung, die es in der Branche je gab. Patrick Bauder, Sportleiter beim Fußball-Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen, ist damit beschäftigt, eine Mannschaft für die neue Saison aufzubauen, nur: „Keiner weiß, wann die neue Saison anfängt, geschweige denn wie die laufende zu Ende gebracht werden soll“, umreißt er in sachlichem Ton die besondere Herausforderung der „Corona-Saison“.

„Die Arbeit jetzt“, fährt Patrick „Pat“ Bauder (30) fort, „unterscheidet sich im Prinzip nicht von der üblichen Arbeit. Nur schwebt über allem ausgesprochen oder unausgesprochen die Frage nach dem Weitergehen. Und das andere ist: Man sieht sich kaum noch direkt.“

„So extrem, wie es hier und da zu lesen war, ist der Umbruch nicht“

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Smartphone und Laptop sind die ständigen Begleiter, und die energiespendenden Batterien leisten ganze Arbeit. Denn: Sein Klub steht vor einem größeren Umbruch, weiß der Sportleiter, obwohl: „So extrem, wie es hier und da zu lesen war, ist der Umbruch nicht.“ Immerhin: Der 26 Mann umfassende Kader des Regionalligavierten sollte ohnehin verkleinert werden, und nach kurzem Durchzählen steht die Bestandsaufnahme: „Fünfzehn Verträge von 26 enden zum 30. Juni, elf sind also noch gültig.“ Sie bilden das Fundament.

Mit einigen Spielern laufen Verlängerungsgespräche, aber: „Wir haben sie jetzt erstmal für zwei bis drei Wochen geschoben.“ Dazu wird es ein paar neue Akteure geben, und nicht zuletzt kann RWO sich der U19 bedienen: „Da sind einige gute Jungs drin.“

Jede Menge Trainer-Bewerbungen

Knorpelschaden im Knie beendet Spieler-Laufbahn

Der am 8, Februar 1990 geborene Patrick Bauder stieß nach Stationen in Vorortvereinen zur A-Jugend des SV Waldhof Mannheim, für den er auch sein erstes Seniorenjahr bestritt. Von Mannheim ging es zu VfL Wolfsburg II in die Regionalliga Nord, wo er unter anderem mit Sebastian Schindzielorz (jetzt VfL Bochum) und Alexander Klitzpera (jetzt Hannover 96) zusammenspielte, die nach ihren aktiven Karrieren im Vereinsmanagement tätig sind.

Seit 2012 ist Bauder bei RWO, seit dem 1. Juli 2019 Sportlicher Leiter. Der Mannschaftskapitän – ein Mittelfeldspieler mit feinem Fuß – hatte nach schwerem Knorpelschaden im Knie aufhören müssen.

Der 30-Jährige ist verheiratet und Vater einer Tochter (4). Die Familie wohnt unweit des Stadion Niederrhein, aber schon in Duisburg. Seine aus Bottrop stammende Frau, die er in Oberhausen kennengelernt hat, ist Leiterin einer Tagespflege-Einrichtung für Senioren – und jetzt in Kurzarbeit, wie er.

Daneben ist Bauder auch mit täglicher Videoanalyse beschäftigt: „Ich habe jetzt ja viel Zeit und nutze die, um mir all die Videos anzusehen, die in diesen Tagen und Wochen eintrudeln.“ Nicht nur Spieler beziehungsweise deren Berater haben starke Szenen zusammengeschnitten, sondern auch für Trainer ist das mittlerweile ein Medium, das sie nicht nur in Sachen Spielanalyse nutzen: „Weil wir ja auch einen Trainer brauchen, kommen aus dieser Ecke ebenfalls jede Menge Bewerbungen.“

Wobei man merke, so der gebürtige Mannheimer, dass RWO in ganz Deutschland einen sehr guten Ruf genieße. Das macht ihn stolz, gibt er zu: „Ja. Hier wird sehr gute Arbeit geleistet, und persönlich bin ich stolz darauf, seit einigen Jahren daran mitgewirkt zu haben, jetzt eben in anderer Funktion als auf dem Platz.“

„Die Eltern haben darauf bestanden, dass ich Abitur mache“

Dass es mal „so“ kommen würde wie jetzt, hat er sich im letzten Jahr natürlich nicht ausgemalt: „Aber daran hat ja niemand gedacht“, grinst er, „dass der Fußball mal zu so einem völligen Stillstand kommen würde.“ Nur gut, dass er umsichtige Eltern hat: „Die haben darauf bestanden, dass ich Abitur mache.“

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Gerade wenn es mit der ganz großen Karriere im Rasenrechteck nichts wird, sind Bildungs- und Berufslaufbahn wichtig. Patrick Bauder studierte nebenher Betriebswirtschaftslehre und hat das Studium abgeschlossen: „Ich war schon in jungen Jahren eher bei Mathematik und so, mit Deutsch hatte ich Probleme. BWL macht mir Spaß.“

Dass er im vergangenen Jahr plötzlich der „kaufmännische“ Chef der Fußballer wurde, nahm er hin: „Ich bin zwar Warmduscher, bin aber ins kalte Wasser gesprungen, und es hat geklappt, finde ich.“ Das Persönliche mit Spielern und Trainern musste er alleine klären, geschäftlich fand er Hilfe: „Klubsekretärin Rita Lütz ist die Allergrößte, der Vorstand hatte stets ein offenes Ohr, im Umfeld gab’s auch helfende Hände, alles gut!“