Essen/Mülheim. Der HSV Überruhr gewinnt das Heimspiel gegen den HSV DÜmpten. Entscheidend ist die Einstellung – was den Trainer der Mülheimer besonders ärgert.

In einem bis zum Schluss spannenden Oberliga-Spiel schlägt der HSV Überruhr den HSV Dümpten mit 26:23 (12:13).

Die Essener fügen dem Tabellenzweiten damit die zweite Saisonniederlage zu. Der Gastgeber punktete am Ende mit der besseren Einstellung und auch dem breiteren Kader.

Überruhr hat in der Schlussphase den größeren Willen

Es war eine tolle Kulisse für das Nachbarschaftsduell in der Essener Sporthalle an der Klapperstraße. Die Tribüne war bis auf den letzten Platz gefüllt, das Handballmaskottchen „Hanniball“ heizte dem Publikum ein und so mancher war für den „Weihnachtsheimspieltag“ in Nikolausmütze erschienen. Aber auch auf dem Spielfeld bot sich den Zuschauern viel Sehenswertes. Denn die Partie zwischen dem Tabellenzweiten und dem fünftplatzierten HSV Überruhr war bis in die Schlussphase auf Messers Schneide.

HSV Dümpten trotzt der Manndeckung und zaubert Elf-Tore-Mann hervor

Zwar hatten sich die Hausherren in der zweiten Hälfte zeitweise schon mit vier Toren abgesetzt (19:15). In der 58. Minute waren die Gäste aus Mülheim aber wieder auf einen Treffer dran (23:22). Den Ausgleich schafften sie dann aber nicht mehr. Denn Überruhr brachte nicht nur in der Crunchtime mehr Siegeswillen auf den Platz. „Wir haben immer daran geglaubt“, lobte HSV-Trainer René Bülten sein Team. Anders fiel das Fazit auf der anderen Seite aus: „Wenn man nur 50 oder 60 Prozent gibt, dann gewinnt man eben kein Spiel“, ärgert sich Krzystof Szargiej, Trainer des HSV Dümpten.

Dümpten fehlt der Zugriff in den Zweikämpfen

Bei den Dümptener „Rothosen“ haperte es im letzten Spiel vor der Weihnachtspause an vielen Stellen. In der Abwehr hatten sie oftmals nicht den richtigen Zugriff auf die im Eins-gegen-Eins starken Essener. Daraus resultierten gleich mehrere Zeitstrafen, einmal standen die Gäste sogar in doppelter Unterzahl auf dem Platz. Ein Problem, das Szargiej auch klar adressiert hatte: „Es war klar, wenn wir direkt auf den Mann rausgehen, dass wir das Nachsehen haben werden“, kritisierte der Coach weiter.

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Zumal sein Gegenüber auf die offensichtliche Schwäche des Gegners reagierte und den Rückraum umstellte. Mit Johann Nürnberg brachte Bülten einen Spieler, der insbesondere Eins-gegen-Eins-Qualitäten und eine starke Körpertäuschung mitbringt. Ein weiterer Vorteil der Essener war zudem in der zweiten Halbzeit ihr breiter Kader: „Dadurch konnten wir einem Spieler wie Carsten Ridder auch mal in der 45. Minute eine Auszeit gönnen“, erklärte der Überruhr-Coach. Ridder, der ehemalige Bundesligaprofi vom Tusem Essen, hält seit einigen Jahren bei Überruhr die spielerischen Fäden in der Hand.

Kam überraschend zum Einsatz und machte ein starkes Spiel: Johann Nürnberg (l.) vom HSV Überruhr.
Kam überraschend zum Einsatz und machte ein starkes Spiel: Johann Nürnberg (l.) vom HSV Überruhr. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Überruhr überrascht mit einem taktischen Kniff

Diese Wechseloptionen fehlten dem HSV Dümpten dagegen, insbesondere im rechten Rückraum. Wo nach seinem tollen Auftritt in der Vorwoche Nico Helfrich gegen Überruhr überhaupt nicht zum Zug kam. Das hatte aber auch seine Gründe. Denn HSV-Trainer René Bülten verzichtete größtenteils auf eine Manndeckung für Dümptens Spielmacher Matthis Blum. „Es hätten sich dadurch zu viele Räume ergeben für die beiden Halben. Deswegen haben wir gesagt, wir nehmen lieber in Kauf, dass Blum 18 Tore macht, haben aber dafür die anderen im Griff“, gab Bülten Einblick in die taktischen Überlegungen. Der Essener Trainer kennt die meisten Spieler des HSV Dümpten noch gut, hat er sie doch selbst über Jahre trainiert.

Eine Strategie, die jedenfalls am Ende aufging. Zumal auch Mülheims Matthis Blum nicht so zündete wie sonst üblich. „Auch ihm muss man mal ein schwächeres Spiel zugestehen, er ist ja keine Maschine“, nahm ihn sein Trainer Szargiej in den Schutz. Wobei der Dümptener Mittelmann trotz vergleichsweise schwächerem Auftritt noch zehn Tore machte.

Torhüter hält Dümpten lange im Spiels

Aber insgesamt verzeichnete der HSV zu viele schlechte Abschlüsse in der Offensive, das betraf eigentlich alle Positionen. Einzig Dümptens Torhüter Aaron Kretschmer präsentierte sich in Topform, hielt unter anderem drei Siebenmeter. „Aaron hat uns so lange im Spiel gehalten, das muss man ganz klar so sagen“, so Szargiej. Auch vom Überruhr-Coach Bülten gab es dafür Lob. „Er hat wirklich gut gehalten, sonst hätten wir in der ersten Halbzeit schon vorne gelegen.“ Nach 30 Minuten stand es nämlich noch 13:12 für die Gäste aus Mülheim.

Hielt den HSV Dümpten mit seinen Paraden lange im Spiel: Torhüter Aaron Kretschmer.
Hielt den HSV Dümpten mit seinen Paraden lange im Spiel: Torhüter Aaron Kretschmer. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Erst nach dem Seitenwechsel drehte sich das Momentum zu Gunsten des Gastgebers. Am Ende lag der HSV Überruhr mit 26:23 vorne. Bei der Bewertung des Spiels waren sich die beiden Trainer, Bülten und Szargiej, ebenfalls einig: Ein verdienter Sieg für die Hausherren und ein leistungsgerechtes Ergebnis.

So haben sie gespielt

HSV Überruhr – HSV Dümpten 26:23 (12:13)
HSV Überruhr: Gottemeier, Kundt - Thomas (3), Reimann, Gräf (1), Eller (5/4), Schiffmann (1), Thielecke (4), Ridder (5), Nürnberg (1), Kusch 85), van der Heuvel (2), Wewers
HSV Dümpten: Kretschmer, Strenger – Kerger (3), Blum (10/2), Hellmich, Gernand (3), Muscheika, Michalski, Peterson (3), Märker, Brümmer (1), Tervoort (2), Helfrich (1)

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