Mülheim. Die Erfolgsgeschichte Frauenfußball bei BW Mintard ist (vorerst) beendet. Wie es dazu kam, und warum der Trainer den eigenen Verein kritisiert.
Jahrelang war es eine echte Erfolgsgeschichte: Erst stellte Blau-Weiß Mintard die beste Mädchenabteilung im Mülheimer Fußball, dann stieg die Damenmannschaft innerhalb weniger Jahre bis in die viertklassige Niederrheinliga auf. Doch jetzt ist Schluss. BWM hat sein Team noch vor dem Saisonstart zurückgezogen.
Schon Ende Juni schlugen die Mintarderinnen erstmals Alarm. Zum einen hatte sich nach einer starken Premieren-Hinrunde in der Niederrheinliga mit zeitweise dem zweiten Platz eine Schwächephase mit nur einem Punkt aus den letzten sieben Saisonspielen eingeschlichen, zum anderen standen die Wechsel mehrerer Spielerinnen zu namhaften Vereinen fest.
Wie sich in der Aue eine Kettenreaktion entwickelte
„Daraus hat sich eine Art Kettenreaktion entwickelt“, hadert Trainer Torsten Eichholz. Neuverpflichtungen kamen ein ums andere Mal nicht zustande. „Die gehen dann lieber zu RWO, weil da der Name drauf steht“, ärgert sich Eichholz. Auch die verbliebenen Spielerinnen wurden irgendwann ob des Trainings in kleinen Gruppen frustriert. Bei einigen hätten sich durch Studium oder Beruf auch die Lebensumstände verändert.
„Früher konnten wir noch auf den Unterbau setzen, aber den haben wir nicht mehr“, muss Eichholz frustriert feststellen. Das einstige Aushängeschild im weiblichen Nachwuchsbereich stellte in der vergangenen Saison nur noch die erste Damenmannschaft. „Das liegt auch daran, dass die Ausrichtung im Verein nur in eine Richtung ging“, sagt Eichholz und meint die erste Männermannschaft.
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Da mittlerweile auch bei den Frauen in der Niederrheinliga schon Geld bezahlt wird, konnte Mintard nicht mehr mithalten. Nur über Eintrittsgelder konnten kleine Aufwandsentschädigungen finanziert werden. „Obwohl ich von Eintritt im Frauenfußball eigentlich überhaupt kein Fan bin“, so der Coach.
Vier Spielerinnen wechseln zum SV Heißen
So reifte der Gedanke, dass es keinen Sinn mehr macht. „Es ist schwierig, die alle bei Laune zu halten“, sagt Eichholz, der selbst müde wirkt, gegen die vielen Widerstände anzukämpfen. Die restlichen Spielerinnen werden sich auf andere Vereine verteilen. Gleich vier bleiben in Mülheim und wechseln zum SV Heißen, Sonja Klein schließt sich der SSVg Velbert an.
Nach drei Aufstiegen, diversen Kreispokalsiegen, dem Gewinn der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft und dem Einzug ins Finale des Niederrheinpokals geht in der Aue nun eine Ära zu Ende. „Ich bin froh, dass ich jetzt nicht mehr samstags Absagen bekomme und überlegen muss, wer am Sonntag spielen kann“, sagt Torsten Eichholz. Der Coach ergänzt: „Die ersten Jahre haben echt viel Spaß gemacht, aber zuletzt wurde es auch einfach anstrengend.“
Die DJK will das Kapitel Frauenfußball aber noch nicht gänzlich für beendet erklären, zumal trotz des vorzeitigen Abstiegs in der kommenden Saison ein Startplatz in der Landesliga zur Verfügung stünde. „Der Verein wird natürlich alles daran setzen im nächsten Jahr wieder eine Frauen-Mannschaft stellen zu können“, teilte dieser am Dienstagabend mit.
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