Ratingen. In Halbzeit eins ist Ratingen 04/19 noch das cleverere Team, doch nach der Pause verdient sich der MFC einen überraschenden Sieg.

Trainer Ahmet Inal sank an der Seitenlinie jubelnd auf die Knie. Gerade hatte Jeremiaha Maluze nach einem späten Ausgleich den noch späteren 4:3 (1:2)-Siegtreffer für den Mülheimer FC 97 im Auswärtsspiel bei Ratingen 04/19 erzielt. Damit besiegte der Aufsteiger nach Spitzenreiter Baumberg auch den Tabellenzweiten.

„Das war einfach ein richtig geiles Oberligaspiel, obwohl der Platz für beide Mannschaften schwer zu bespielen war“, meinte der überglückliche Coach nach dem Schlusspfiff. Gemeinsam mit vielen mitgereisten Fans feierten die Mülheimer den überraschenden Sieg. Als nach dem 4:3 laute „MFC“-Sprechchöre durchs Ratinger Stadion schallten, wähnte sich der eine oder andere eher im Styrumer Ruhrstadion.

MFC-Trainer: „Hat sich nicht wie ein Auswärtsspiel angefühlt“

„Das hat sich heute echt nicht wie ein Auswärtsspiel angefühlt“, lobte auch der Coach die Fans. „Sie haben uns immer wieder nach vorne gepusht“, meinte Inal, der wenige Minuten zuvor noch den Ball wütend gegen die gegnerische Trainerbank geschossen und seine Wasserflasche auf den Boden geschleudert hatte. Das 3:3 wäre für den MFC nach einer starken zweiten Halbzeit fast zu wenig gewesen.

MFC-Trainer Ahmet Inal lobte auch den Rückhalt der Mülheimer Fans.
MFC-Trainer Ahmet Inal lobte auch den Rückhalt der Mülheimer Fans. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Aber der Reihe nach: Mehr als 20 Minuten war vom Tabellenzweiten vorne überhaupt nichts zu sehen, während die Gäste durchaus erste Akzente setzen konnten. Den Ratingern war das Vertrauen in die eigene Qualität aber anzumerken. Gleich der erste vernünftige Angriff führte zum 1:0. Die Hausherren setzten sich einmal gut über die rechte Seite durch, Keeper Tolunay Isik versuchte den Winkel zu verkürzen, so dass Ali Hammoud am zweiten Pfosten keine Schwierigkeiten hatte, zur Führung einzuschieben.

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Die Mülheimer belohnten sich aber für ihren Aufwand – wenn auch mit etwas Glück. Ex-Profi Moses Lamidi spielte einen missglückten Rückpass genau in den Lauf von Cem Sabanci, der im ersten Versuch noch am Schlussmann scheiterte, im Nachsetzen stocherte Harding Beira den Ball aber über die Linie. „Wir haben in den letzten sechs, sieben Spielen gezeigt, dass wir immer für ein Tor gut sind“, meinte Inal.

Das Unentschieden hielt aber nur zwei Minuten, als Serhat Sat im eigenen Strafraum ein folgenschwerer Ballverlust unterlief. Wieder kam Keeper Isik zu früh aus dem Tor, so dass Lamidi seinen Fehler wiedergutmachte und zur erneuten Ratinger Führung ins leere Tor einschob. „Das zeigt auch, warum sie da oben mitspielen. Sie sind einfach brutal effektiv“, meinte der MFC-Coach.

Glück für den MFC: kein drittes Gegentor vor der Pause

Kurz darauf hatten die Mülheimer Glück, nicht Treffer Nummer drei zu kassieren, der Schuss von Hammoud ging knapp links vorbei (36,). Auf der anderen Seite hatte Anil Yildirim den Ausgleich auf dem Fuß (38.).

In Durchgang zwei wollten die Mülheimer noch mehr ihre Außen, speziell Bryan Asagwara, einsetzen, um hinter die letzte Kette zu kommen. Das 2:2 resultierte aber aus einem punktgenauen Steilpass durchs Zentrum, nachdem Cem Sabanci vor dem Tor eiskalt blieb.

Beide Mannschaften spielen voll auf Sieg

Es entwickelte sich zunehmend ein offener Schlagabtausch. Auch die Ratinger wechselten offensiv. „Wir wollten nach dem 2:2 unbedingt auf Sieg gehen, am Ende waren ja nur noch drei oder vier Defensivspieler auf dem Platz“, sagte Trainer Martin Hasenpflug.

Rettete Keeper Isik auf der einen Seite zweimal, wurde auf der anderen Ahmet Uzun mit einem guten Diagonalball in Szene gesetzt, der Mittelfeldmann legte quer auf Anil Yildirim, der im ersten Versuch noch an einem Abwehrbein scheiterte, im zweiten aber zum 3:2 vollstreckte.

Ein Punkt wurde für den Mülheimer FC zunehmend zu wenig

Ein Punkt wäre nun zu wenig für den MFC gewesen, doch es sah kurz danach aus, als Kapitän Nurettin Kayaoglu wegrutschte und der eingewechselte Yassin Merzagua auf rechts auf und davon war. Isik ließ den Ball zur Seite klatschen und Ali Hammoud staubte ab.

Die MFC-Enttäuschung blieb aber nur kurz, als Jeremiaha Maluze eine Flanke von rechts zum umjubelten Siegtreffer einköpfte. Dabei war sein Einsatz gar nicht sicher, wurde er doch nach seiner fünften Gelben Karte im Spiel gegen Baumberg durch Pascal Kubina super ersetzt. „Aber er spielt einfach überragend, seit er hier ist“, lobte Coach Inal den Siegtorschützen.

Kopfballsieger kurz vor Schluss: Jeremiaha Maluze (re.) köpfte den Mülheimer FC in Ratingen spät zum Sieg.
Kopfballsieger kurz vor Schluss: Jeremiaha Maluze (re.) köpfte den Mülheimer FC in Ratingen spät zum Sieg. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Die Ratinger müssen nun ihre Kräfte im Aufstiegskampf neu bündeln. „Für uns war es verdammt schwierig, nach dem intensiven Spiel von Mittwoch gegen diesen Gegner über 90 Minuten die Intensität hochzuhalten“, meinte Trainer Hasenpflug in Anspielung auf das Pokalspiel gegen Rot-Weiss Essen unter der Woche. „Aber wenn man zweimal führt, dann darf man so ein Spiel zu Hause nicht verlieren.“

Germania Ratingen 04/19 – Mülheimer FC 97 3:4 (2:1)

Tore: 1:0 Hammoud (24.), 1:1 Beira (30.), 2:1 Lamidi (32.), 2:2 Sabanci (50.), 2:3 Yildirim (76.), 3:3 Hammoud (88.), 3:4 Jer. Maluze (90.+1)

MFC: T. Isik – Sat, Kayaoglu, Jer. Maluze, Jes. Maluze – Anadol, Uzun (90.+3 Kubina) – Beira (68. Ihnacho), Asagwara (87. Terzi) – Sabanci (82. Francis), Yildirim (87. Rama)