Mülheim. Seit 18 Jahren spielt der SV Heißen in der Niederrheinliga, wurde aber in dieser Saison von BW Mintard überflügelt. Was heißt das für das Derby?
Mülheims Fußball erlebt eine Premiere. Zum ersten Mal treffen zwei Mannschaften aus dieser Stadt in einem Meisterschaftsspiel der Niederrheinliga aufeinander. Der jahrelange Platzhirsch SV Heißen empfängt am Sonntag (15 Uhr, Hardenbergstraße) den Emporkömmling Blau-Weiß Mintard – und ist nicht Favorit.
Da es bei den Frauen keine dritte Liga gibt, ist die Niederrheinliga (ehemals Verbandsliga) unterhalb der Regionalliga bereits die vierthöchste Spielklasse. Genau genommen sind die beiden Damenmannschaft damit die ranghöchsten Mülheimer Teams, weil der Mülheimer FC 97 in der Männer-Oberliga nur fünftklassig unterwegs ist.
SV Heißen: Urgestein der Frauenfußball-Niederrheinliga
In jener Niederrheinliga ist der SV Heißen ein absolutes Urgestein. Die Mülheimerinnen bestreiten aktuell ihre 18. Saison in dieser Spielklasse – die Hälfte davon noch als Turnerbund Heißen. Der Vorgängerverein war über viele Jahre die einzige Anlaufstelle, wenn es um Frauen- und Mädchenfußball in Mülheim ging.
Mittlerweile gibt es auch in etlichen anderen Vereinen solche Abteilungen. Unter der Führung der beiden Brüder Torsten und André Eichholz wurde Blau-Weiß Mintard über mehrere Jahre zur unumstrittenen Nummer eins bei den Mädchen. Beim Mülheimer Stadtpokal dauerte es mehrere Jahre, ehe überhaupt ein anderer Verein in der Siegerliste auftauchte.
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Es war klar, dass sich dies über kurz oder lang auch im Damenbereich bemerkbar machen würde. Drei Jahre brauchte die 2015 gegründete Frauenmannschaft, um nach den Plätzen fünf und zwei, aus der Kreisliga herauszukommen. In der Bezirksliga gelang im zweiten Jahr der Aufstieg, in der Landesliga verweilte Mintard wiederum drei Jahre.
Auch wenn Spiele in der Halle wohl kaum vergleichbar sind, deutete sich schon bei der letzten Stadtmeisterschaft im Januar ein „Machtwechsel“ im Mülheimer Frauenfußball an, als der Titelträger erstmals eben nicht Heißen, sondern Mintard hieß.
Mintard blieb zuletzt viermal ohne Gegentreffer
Selbst die größten Optimistinnen in Reihen der Blau-Weißen hätten es aber für möglich gehalten, dass sie in das erste Derby gegen die Heißenerinnen mit einem Vorsprung von zehn Punkten gehen würden. Mit sieben Siegen und vier Unentschieden aus zwölf Spielen sind die Mintarderinnen bis auf Rang zwei gestürmt.
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Prunkstück ist dabei die Abwehr. In den letzten vier Begegnungen blieb die DJK ohne Gegentor, kassierte insgesamt erst deren Elf – Ligabestwert.
Warum der SV Heißen seinen Ambitionen hinterherläuft
Der SVH hingegen läuft seinen eigenen Ambitionen aktuell hinterher. Auch weil die Mannschaft von Trainer Hasan Gören schon wieder von Verletzungen geplagt ist. Auf das erlösende 1:0 gegen den TSV Urdenbach nach zuvor sieben Spielen ohne Sieg folgte am Sonntag wieder ein 1:3 beim GSV Moers. Mit 15 Zählern liegen die Heißenerinnen nur einen Punkt vor dem ersten Abstiegsplatz.
Deswegen ist der SVH auch nicht so wirklich in Derbystimmung. „Ich habe schon wieder zwölf Abmeldungen für Sonntag“, hadert der Coach. Normalerweise habe seine Elf das Potenzial, um unter den ersten drei mitzuspielen. „Aber diese Woche liegen schon wieder drei Spielerinnen flach, manche fehlen sogar bis zur Winterpause. Am Sonntag hatte ich vier Spielerinnen aus der zweiten Mannschaft dabei“, schildert Gören. Sein Team werde das Beste draus machen. „Ich muss sowieso vor denen, die da sind, den Hut ziehen. Sie geben immer alles.“
Blau-Weiß Mintard: Etwas mehr Anspannung vor dem Derby
In Mintard spürt Trainer Torsten Eichholz schon etwas mehr Anspannung als sonst. „Jeder will natürlich gewinnen“, sagt der Coach. Am Ende die beste Mülheimer Mannschaft zu sein, sei zwar schön, aber kein vordergründiges Ziel“, sagt Eichholz. Vielmehr wolle sich sein Team nach zuletzt nicht so überzeugenden Auftritten spielerisch wieder verbessern.
Umso wichtiger für Mintard, dass Riona Liß wieder mit von der Partie ist. Toptorjägerin Ikram Buick hat das erste Mal wieder trainiert, bei ihr wird es nicht für einen langen Einsatz reichen.
Favoritenrolle? Mintards Trainer Eichholz winkt ab
Trotz der aktuellen Form will Eichholz aber nicht automatisch die Favoritenrolle annehmen. „Ich würde nicht sagen, dass es irgendeinen Favoriten gibt. Die Heißener haben viel Routine in ihrer Mannschaft, bei uns müssen sich einige noch die Hörner abstoßen“, so der Mintarder Coach.
Und auch Hasan Gören will das Rennen um Mülheims Nummer eins noch nicht komplett aufgeben: „Wir haben noch ne gute Rückrunde zu spielen.“