Mülheim. Zum ersten Mal steigt der Mülheimer FC 97 in die Oberliga auf. Verschiedene Aspekte führten die Styrumer in dieser Saison an ihr großes Ziel.
Bereits Anfang der 2000er wollten die türkischstämmigen Fußballer in Mülheim und der Umgebung mit Hilfe eines großen Namens hoch hinaus. Doch egal ob nun Vatanspor oder Galatasaray Mülheim – kein Verein schaffte es über die Landesliga hinaus. Bis Sonntag. Bis zum Aufstieg des Mülheimer FC 97 in die Oberliga. Doch wie haben die Mülheimer diesen Coup geschafft? Eine Analyse.
„Mit Geld“ ist in der heutigen Zeit gerne schnell der erste Reflex. Doch das wäre zu kurz gegriffen. Mit Sicherheit ist der MFC mit seinen Sponsoren und Geldgebern im Hintergrund finanziell gut aufgestellt, doch vor der Saison wurden keine großen Namen verpflichtet.
Stattdessen wurde mit Bartosz Maslon ein ehrgeiziger Trainer verpflichtet, der den allseits beliebten aber Einigen im Verein zu „kumpelhaftigen“ Daniele Autieri ersetzte. Ein erster Fingerzeig, in welche Richtung es nach Rang drei im Vorjahr gehen sollte.
Zum Jahresende trennt sich der Mülheimer FC von Bartosz Maslon
Hundertprozentig passen sollte es zwischen dem Coach und der Mannschaft aber nicht. Nach der Hinspielniederlage in Scherpenberg trennten sich die Wege. Seinen vielleicht bleibendsten Eindruck hinterließ Maslon vielleicht mit einem Interview in dieser Zeitung. „Wir sind keine Mannschaft“, bemängelte Maslon da.
Eine Aussage, mit der er die Styrumer offenbar bei ihrer Ehre packte. In der Folgezeit wurden sie nicht müde, genau das Gegenteil zu betonen. „Wir waren durch und durch ein Team, auch wenn das eine Zeit lang nicht so dargestellt wurde von anderen“, meinte etwa Stürmer Anil Yildirim nach dem Schlusspfiff der entscheidenden Partie in Dingden.
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Auch ohne „echten“ Trainer rückte der MFC noch enger zusammen und gewann die restlichen drei Spiele vor Weihnachten ausnahmslos. Wichtig war daher auch der Schritt, sich in der Winterpause von denjenigen zu trennen, die womöglich diesen Burgfrieden stören würden.
Mit der Trainersuche ließ sich der Vorstand Zeit, um erst Ende Dezember mit Ahmet Inal einen Mann aus Westfalen aus dem Hut zu zaubern. Intern dürfte das Ziel Oberliga zu diesem Zeitpunkt schon deutlich lauter ausgesprochen worden sein als nach außen. Inal und sein Co-Trainer Benjamin Wingerter, den der zweite Vorsitzende Ibrahim Toptaş als „absoluten Ruhepol“ bezeichnet, verstanden es, die Mannschaft auf das große Ziel zu fokussieren und Störgeräusche von außen zu minimieren.
Der Schlüssel zum Erfolg wird allein beim Blick auf die Tabelle sichtbar. Mit nur 29 Gegentoren stellt der MFC die beste Defensive der Liga. Und das, obwohl Torwart Tolunay Isik nach dem Weggang von Kapitän Efe Özkan kein leichtes Erbe antrat. Königstransfer des vergangenen Sommers war allerdings „Nuri“ Kayaoglu (31), der mit seiner Erfahrung aus 59 Regionalligaspielen und 44 Oberligapartien sofort zum absoluten Abwehrchef wurde.
Yusuf Isik entwickelt sich zum Dreh- und Angelpunkt des Mülheimer Spiels
Daneben mauserte sich unter Inal der sonst eher als Außenverteidiger eingesetzt Ahmet Aldemir als sicherer Rückhalt im Abwehrzentrum. Im Mittelfeld wurde Yusuf Isik immer mehr zum Dreh- und Angelpunkt. Unter Maslon nur einmal in der Startelf, lief er im neuen Jahr nur einmal nicht von Beginn an auf. Ähnliches gilt für Serdy Nguala, der in der Offensive zuletzt auch fast immer dabei war.
Neben dem in der Rückrunde konstant fitteren Cem Sabanci war auch der im Winter aus Dortmund gekommene Kaan Terzi eine eindeutige Bereicherung beim Neu-Oberligisten.
Aufgrund der starken Defensive konnte es sich der MFC leisten, in der Offensive gar nicht immer unbedingt zu glänzen. Kein MFC-Stürmer schaffte es am Ende auf zehn Saisontore. Daran gilt es in der Oberliga zu arbeiten. Denn mit 46 Toren lagen die Mülheimer weit hinter Kontrahent Scherpenberg zurück (77), aber auch hinter Fichte Lintfort (51) und sogar Teams aus dem Tabellen-Mittelfeld wie Hönnepel-Niedermörmter und Wesel-Lackhausen (je 49). Mit Absteiger Genc Osman lag man am Ende gleichauf.
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