Moers. Die Probleme und Streitigkeiten rund um die sanierte Sportanlage an der Barbarastraße in Meerbeck erleben einen traurigen Höhepunkt
Der MSV Moers steht seit Sonntagabend ohne Vorstand da. Der Vereinsvorsitzende Helmut Sandrock, sein Stellvertreter Michael Balters und Geschäftsführer Frank Bonert hätten dem Gesamtvorstand mitgeteilt, dass sie ihre Ämter mit sofortiger Wirkung zur Verfügung stellen würden, teilt der Verein auf Facebook mit.
Die Stadt Moers hatte sich das altehrwürdige Rheinpreußen-Stadion an der Barbarastraße für eine umfangreiche Sanierung zur Brust genommen. Der MSV Moers sollte dort weiterhin seine Heimat haben, aber auch die Vereine Cricket Moers und SC Rheinkamp sollten dort angesiedelt werden. Zusätzlich war die Öffnung für die Öffentlichkeit geplant. Offenbar war aber nicht hinreichend geklärt, wer beim Betrieb der neuen Sportanlage letztlich den Hut aufhaben würde, wer für die Pflege zuständig ist und wer die anfallenden Kosten übernehmen würde.
„Heute sollten wir auf die Anlage kommen“, sagt Borges
„Heute sollten wir auf die Anlage kommen“, sagt Martin Borges am Montag, 22. Januar. Doch das sei vor dem Hintergrund der bestehenden Probleme eben nicht möglich gewesen. Zwar sei ein Teil fertiggestellt und auch nutzbar, doch die Fragen seien nach wie vor nicht geklärt.
„Jetzt wurde uns eine Nutzungsvereinbarung zum provisorischen Erstbetrieb vorgelegt, die bis 17 Uhr unterschrieben sein muss“, weiß Borgers. Das machte gestern wegen des fehlenden Vorstandes schließlich Hans Drossert, MSV-Kassierer, nach Beratung mit Martin Borges.
Martin Borges ist jahrelang der Vorsitzende beim MSV Moers
Immerhin war Martin Borges jahrelang der Vorsitzende vom MSV Moers, ist nun Abteilungsleiter Fitness und wollte mit der „ganzen Sache eigentlich nichts mehr zu tun haben“, wie er versichert. Doch Borges hatte heute Zeit, ging zur Anlage an der Barbarastraße und bekam die mehr oder weniger fehlgeschlagene Übergabe mit. „Helmut Sandrock und ich verstehen uns prima“, versichert er.
Borges weiß aber auch, dass sein Vereinschef zu oft vor verschlossenen Türen gestanden habe. Nicht nur bei der Stadt, sondern auch beim Stadtsportverband Moers, der sich in den kommenden zwei Jahren eigentlich um die Umsetzung der Pläne inklusive der Einbindungen der anderen Vereine und der öffentlichen Nutzung kümmern sollte. „Obwohl wir das von Beginn an angemahnt haben, ist in dieser Richtung einfach nichts passiert“, versichert der ehemalige Vereinsboss.
„Mir tut das gerade alles sehr leid,“ versichert Borgers
„Mir tut das gerade alles sehr leid“, so Borgers weiter. „Wir haben jetzt gerade wieder mehr als 500 Mitglieder, davon ganz viele Jugendliche“, beschreibt er die Arbeit, die der MSV bereits geleistet hat – und das alles trotz der langen Umbaupausen und der Auswirkungen der Corona-Pandemie. „Wenn die Jugendtrainer hinwerfen, wäre es für unseren Verein schwierig. Aber der MSV Moers braucht einen Vorstand.“
„Für den Stadtteil Meerbeck ist es wichtig, dass es den MSV Moers gibt“, zitiert Thorsten Schröder die Haltung der Verantwortlichen bei der Stadt Moers. „Nicht nur im sportlichen, sondern auch im sozialen Bereich. Aber die Zuständigkeiten müssen vor solch einer Übergabe geklärt werden.“
DIE STELLUNGNAHMEN DES VORSTANDSTRIOS AUF FACEBOOK
Helmut Sandrock: Seit dem Frühjahr 2020 sind wir im sportlichen Exil im Stadtgebiet von Moers untergebracht. In diesen fast vier Jahren sind wir immer weiter geschrumpft, es gab mit Ausnahme der Caritas Kicker und Alte Herren keinen Fußballspielbetrieb mehr. Im letzten Frühjahr haben wir dann angesichts der uns zugesagten Fertigstellung der Anlage im Sommer 2023 mit breit angelegten Kampagnen begonnen, unseren Verein neu aufzubauen. Mit viel Herzblut und Dank großartiger Unterstützung von Partnern konnten wir dreihundert neue Mitglieder und zwölf neue Fußballteams, davon neun Jugendteams, neu gewinnen. Dazu engagierte Ehrenamtliche und Eltern.
Michael Balters: Den Prozess des Aufschwungs hätten wir gerne fortgesetzt, wir haben uns als Ziel das Erreichen von mindestens 1000 Mitgliedern bis 2026 gesetzt. Die Rückkehr nach Meerbeck in den neuen Freizeit- und Sportpark sollte uns dazu den notwendigen Rückenwind geben. Leider hat sich gezeigt, dass die Planung der Stadt Moers mit diesem Sozialprojekt, nämlich drei Vereine (MSV Moers, SC Rheinkamp, Cricket Moers), nicht-vereinsorganisierten Sport (Schulen, Betriebe, u.v.m.) und die frei-öffentliche Nutzung (Hobbyteams, Freizeitliga, u.v.m.), in einem Nebeneinander auf der Anlage in der Realität nicht funktioniert. Das wird an dem heruntergekommenen und abbruchreifen Sozialgebäude besonders deutlich, das weder den aktuellen Erfordernissen der drei Vereine, schon gar nicht einem weiteren Wachstum genügt.
Frank Bonert: Wir haben uns leidenschaftlich für die Belange des MSV Moers und unseren Stadtteil eingesetzt, in diesem Sinne ausgeteilt und eingesteckt. Wir müssen aber nunmehr einsehen, dass wir schlicht an Grenzen gestoßen sind und nicht mehr weiterkommen. Mit einer hilflosen und überforderten Verwaltung der Stadt Moers, was ebenso für den Stadtsportbund gilt, ist es in eineinhalb Jahren nicht gelungen, unter den zukünftigen neuen Bedingungen ein Betriebskonzept zu erarbeiten. Mit unserem Rückzug schaffen wir den Raum für neue Ansätze. In der Mitgliederversammlung am 26.03.2024 hat der MSV Moers zeitnah die Möglichkeit, sich personell neu aufzustellen. Dafür wünschen wir den Verantwortlichen alles Gute und bedanken uns bei allen Unterstützern und Unterstützerinnen.