Kamp-Lintfort. Fußball-Landesligist 1. FC Lintfort hat sich einen zweiten Jugendleiter mit Bundesliga-Erfahrung geangelt. Der soll auch Talente suchen.

Beim Fusionsverein 1. FC Lintfort ist derzeit eine Menge in Bewegung. Das gilt auch im Nachwuchsbereich. Mit Jörg Ostwald ist seit kurzem ein langjähriger Profiscout an der Franzstraße aktiv. Der 56-jährige Hattinger, der seit 23 Jahren in Kamp-Lintfort wohnt, bildet mit Jugendleiter Heiko Müller die Doppelspitze für den Fußballnachwuchs. Dabei wird sich Ostwald um die sportlichen Belange der 33 aktiven Teams kümmern.

Der Scout hat eine reichhaltige und auch erfolgreiche Vita zu bieten, die den Lintfortern auf Dauer zugute kommen soll. Ostwald war seit 1995 schon für den VfL Bochum, KFC Uerdingen, MSV Duisburg, Bayer 04 Leverkusen, den FC Schalke 04 und die Deutschland-Academy von Paris St. Germain unterwegs.

Fünf Jahre für den MSV Duisburg unterwegs

„Ich habe mir im Laufe der Jahre ein gutes Auge dafür angeeignet, vielversprechende Nachwuchsfußballer zu entdecken“, sagt Jörg Ostwald. Bis 2010 war er fünf Jahre beispielsweise beim MSV Duisburg dabei, entdeckte unter anderem in der Jugend des SC Phönix Essen in Andre Hoffmann den heutigen Abwehrchef von Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf für die Meidericher. Dazu kam auch der spätere Zweitliga-Profi Maurice Exslager aus Bocholt. „Der ist damals mit dem Fahrrad zum Training gekommen und wollte einfach mal mitmachen. Die Chance haben wir ihm dann gegeben. Und man konnte schnell sehen, dass er was drauf hat“, erinnert sich Jörg Ostwald.

Aus dem halben Jahrzehnt an der Westender Straße ist unter anderem ein guter Draht zum langjährigen Leiter des Duisburger Nachwuchsleistungszentrums (NLZ), Uwe Schubert (63), bestehen geblieben.

In Essen entdeckt, beim MSV Duisburg entwickelt, jetzt Abwehrchef beim Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf: Andre Hoffmann.
In Essen entdeckt, beim MSV Duisburg entwickelt, jetzt Abwehrchef beim Zweitliga-Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf: Andre Hoffmann. © firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Beste Zeit im Nachwuchs des FC Schalke 04

Während der MSV eine Herzensangelegenheit ist und bleibt, bezeichnet Ostwald seine drei Jahre bei Schalke 04 bis 2017 als die beste Zeit. „Da hat alles gepasst. Wir waren zehn Scouts, hatten High Tech zur Verfügung und Erfolg“, betont Ostwald. Unter anderem Leroy Sané (Bayern München) und Max Meyer (FC Luzern) spielten damals im königsblauen Nachwuchs mit.

Weniger erbaulich lief es 2019 mit Paris St. Germain, das Nachwuchsstützpunkte in Deutschland aufbauen wollte. Ostwald leitete den Stützpunkt bei Adler Osterfeld mit 28 Kickern. Es gab weitere Standorte in Düsseldorf und Dortmund

PSG-Akademie hat in Deutschland nicht funktioniert

„Nach einem Jahr war Schluss, weil es aus finanziellen Gründen nicht funktioniert hat. PSG wollte schnell 1A-Spieler und Geld verdienen. Das Projekt war aber für viele Talente und deren Eltern schlicht zu teuer“, fasst Ostwald zusammen.

In der Osterfelder Zeit gründete er seine Nachwuchs Academy Niederrhein (NAN), die seit einiger Zeit auch in Kamp-Lintfort aktiv ist. „Ich habe schnell gemerkt, dass man PSG nicht braucht, um als kleine Akademie ein eigenes Angebot an mögliche Fußballtalente zu machen“, unterstreicht der 56-Jährige.

Jörg Ostwald ist keineswegs in Vollzeit für den Fußball unterwegs. Der gelernte Maschinenbauer ist Ausbilder bei der Wittener Firma Pleiger. „Man muss schon ein wenig verrückt sein und braucht ein guten Zeit- und Tagesplan, um Beruf und Scouting unter einen Hut zu bringen“, betont Ostwald.

1. FC Lintfort will künftig Niederrheinliga anbieten

Die Ziele beim 1. FC Lintfort sind selbstredend bescheidener. Aber deshalb nicht weniger reizvoll. „Wir versuchen hier einen Spagat zwischen Breitensport und Leistungsfußball“, hebt Jörg Ostwald hervor, „deshalb haben wir das Ziel, im Nachwuchs beim 1. FC Lintfort auch Niederrheinliga anzubieten, um für wirklich gute Talente interessant zu sein.“

Im Idealfall fällt auch irgendwann ein guter Spieler für die erste Mannschaft ab. Oder sogar für höhere Aufgaben. Letztere hat Ostwald übrigens seit einiger Zeit gedanklich hinter sich gelassen: „Ich muss nicht mehr für Bundesligisten scouten, in Lintfort fühle ich mich auch sehr wohl. Und wir haben auf der Anlage alle Möglichkeiten, den Nachwuchs nach vorn zu bringen.“