Am Niederrhein. Wenn die Fußball-Kreisliga C Schlagzeilen macht, dann meist durch Gewalt, Ausschreitungen, Spielabbrüchen. Wie am Wochenende in Xanten und Moers.

Wieder einmal wurde ein Fußballspiel abgebrochen. Wieder einmal in der untersten Spielklasse des Fußballkreises Moers, in der Kreisliga C, Gruppe 2. Wieder einmal rannte ein Zuschauer auf den Platz und griff Spieler an. In der Gruppe 1 wurden zwei Spieler nach der Partie leicht verletzt, wurden ins Krankenhaus gebracht. Was stimmt mit diesen Menschen nicht, die so etwas machen?

Der MSV Moers, der wegen des Umbaus seines altehrwürdigen Rheinpreußenstadions an der Barbarastraße derzeit auf den anderen Plätze in Moers als Gastgeber zu Gast ist, empfing am Sonntag den Rumelner TV IV an der Homberger Straße beim SV Scherpenberg.

In der 67. Minute, vor der Ausführung einer Ecke für den MSV, diskutierten die Spieler beider Mannschaften, als plötzlich ein Zuschauer auf den Platz rannte und die RTV-Spieler bedrohte und sie angreifen wollte. MSV-Spieler und weitere Zuschauer hätten versucht, den aggressiven Störenfried vom Platz zu holen, wie es eine Zuschauerin berichtet. Schiedsrichter Fabian Pliester (SV Menzelen) schilderte es ähnlich, habe die Partie unterbrochen und die Teams vorsichtshalber in die Kabinen geschickt. Mehr wolle er aber vorerst nicht dazu sagen.

Polizei beim Spiel MSV Moers gegen den Rumelner TV IV

Vor der Kabine muss offensichtlich wenigstens ein weiterer Zuschauer Rumelner Akteure angegriffen „und gewürgt haben“, berichtet die Pressestelle der Polizei auf Nachfrage. „Der RTV-Trainer hat dann die Polizei gerufen.“ Die RTV-Mannschaft wollte nach diesen Vorfällen schließlich nicht mehr weiterspielen, „was ich verstehen kann“, so der Polizeisprecher weiter. Daraufhin wurde die Partie beim Stande von 0:0 abgebrochen.

„Im Rahmen der anschließenden Ermittlungen konnte festgestellt werden, dass drei Spieler des TV Rumeln durch Unbekannte angespuckt, bedroht und in einem Fall in den „Schwitzkasten“ genommen wurden“, heißt es weiter im Polizeibericht. Alles Vorkommen, die mit Fußball eigentlich nichts zu tun haben. Am Ende haben die Beamten Anzeigen geschrieben. Offensichtlich gibt es ein zivil- wie sportjuristisches Nachspiel.

„Alleine haben wir uns nicht mehr aus der Kabine getraut“

„Alleine haben wir uns nicht mehr aus der Kabine getraut“, beschreibt die Zuschauerin, die dem RTV zugetan ist, die Situation. „Die Polizei hat uns von der Anlage geführt, bis zu unseren Autos.“

„Ich bin nur froh, dass keine Schiedsrichter angegriffen worden sind“, zeigt sich Kreisschiedsrichter-Obmann Jakob Klos durchaus pragmatisch. Er ist nicht dafür zuständig, wenn Zuschauer den Platz stürmen. „Das ist die Sache der Vereine“, sagt Wolfgang Jades, Vorsitzender im Kreisfußballausschuss. „Wir versuchen seit Jahren etwas zu unternehmen, dass so was nicht mehr passiert. Aber Spiele ohne Zuschauerbeteiligung ist auch keine Lösung“, ist er sicher. „Was auf den Fußballplätzen geschieht, ist auch ein Spiegelbild der Gesellschaft“, wagt Jades schließlich einen Blick über die Seitenlinie hinaus.

Polizei beim Spiel TuS Xanten II gegen den Büdericher SV II

Doch dort enden nicht immer die Spiele. Das bekamen ebenfalls am Sonntag nach dem Spiel TuS Xanten II gegen den Büdericher SV II zwei Spieler der Gäste zu spüren. Nach dem der in der 67. Minute bei der Xantener Reserve eingewechselte Jan Winkler nur eine Minute später zum Ausgleich traf, bekam er noch die 2:1-Führung seines Teams mit (71.). Doch in der 80. Minute wurde er von Dominik Kardel gefoult, empfand offensichtlich die Gelbe Karte als nicht ausreichend und stieß Kardel von hinten. Schiedsrichter Alwin Henter blieb nur die Rote Karte. Womit der Vorfall eigentlich hätte abgeschlossen sein sollte.

Wie aber die Polizei mitteilt, hätte es während der Partie auf der Sportanlage am Fürstenberg zunächst verbale Streitigkeiten nach der Schiedsrichterentscheidung gegeben. „Nach Ende der Begegnung setzten sich die Streitigkeiten unter Beteiligung von Spielern und Zuschauern beider Mannschaften fort“, teilte die Behörde weiter mit. Sogar die Trainer sollen mitgemischt haben. Und bei diesem Gerangel sollen nach Angaben der Polizei schließlich ein 27- und ein 33-jähriger Büdericher geschlagen und getreten worden sein.

Ein 27- und ein 33-jähriger Büdericher geschlagen und getreten

„Ein Rettungswagen brachte die beiden Leichtverletzten in ein örtliches Krankenhaus“, so die Polizei weiter, die noch vor Ort einen 27-jährigen Tatbeteiligten ermitteln konnten.

Helmut Sandrock, Vorsitzender vom MSV Moers, ist jedenfalls alles andere als erfreut über die Vorfälle des Spiels gegen die vierte Mannschaft des Rumelner TV. „Wir haben bisher mit dem Fußballkreis und dem Rumelner TV gesprochen, bei dem wir uns entschuldigt haben. Nun versuchen wir allerdings erst einmal an weitere Informationen zu kommen, um zur Klärung beitragen zu können.“