Essen. Beim Fußball-Oberliga-Absteiger FC Kray enttäuschte der SV Scherpenberg auf ganzer Linie und ist seine Spitzenreiterrolle in der Landesliga los.

Die Anhängerschar des SV Scherpenberg hatte es am frühen Sonntagnachmittag ungemein schwer. Ein zäher Stau auf der A40 verlängerte die Anreise zur Kray-Arena auf fast eine Stunde. Dazu gesellte sich eine nervende Parkplatzsuche rund um die dicht bebaute Buderusstraße. Dass die Fußballer des entthronten Landesliga-Spitzenreiters dann auch noch nach allen Regeln vom Gastgeber FC Kray vorgeführt wurden, hob die Laune im sommerlichen Sonnenschein über Essen-Ost auch nicht gerade. „Es war ein gebrauchter Sonntag“, so stellte Trainer Ralf Gemmer nach dem völlig verdienten 1:4 (0:2) sichtbar zerknirscht fest.

Auch SV Scherpenbergs Klubchef übt Kritik

Dabei durfte man nicht einmal den üppigen Personalwechsel vom Freitagabend – vier Akteure hatten sich zu Ligakonkurrent Sterkrade-Nord verabschiedet – als einen emotionalen Grund für die erste Saisonniederlage im vierten Spiel ins Felde führen. Man hätte damit den laufstarken, am Ball ungemein sicheren und offensivstarken Essenern einiges an Kredit wegnehmen müssen, den sich die Gastgeber erarbeitet hatten. „Wir haben aber auch viel zu wenig geboten“, urteilte SVS-Klubchef Kay Bartkowiak.

Ohne den verhinderten Konstantin Möllering (Hochzeit) im defensiven Mittelfeld hatte Scherpenberg von Beginn an einen schweren Stand. El Houcine Bougjdi war zwar als Möllering-Ersatz einer der wenigen Lichtblicke. Doch der Deutsch-Marokkaner hatte, wie auch die Kollegen, ziemliche Probleme, das bisweilen locker aussehende Kombinationsspiel der Grün-Weißen zu unterbinden.

Falkenreck vergibt Ausgleich für SV Scherpenberg

Das schnelle 1:0 für Kray durch einen weiten Flankenball von Marc Andre Gotzeina in der siebten Minute – Torsteher Andreas Kossenjans wurde dabei von Pascal Itter im Fünfmeterraum erfolgreich irritiert – lenkte das Topspiel umgehend in die Essener Richtung. Zwar hatte Tim Falkenreck nach einem Vorstoß von Nico Klotz über die rechte Seite das 1:1 auf dem Fuß. Der Neuzugang säbelte allerdings frei vor Keeper Mitsuki Nagaya am Ball vorbei (17.).

Trifft für den FC Kray gegen den SV Scherpenberg zweimal ins Netz: Marc Andre Gotzeina (rechts), hier gegen El Houcine Bougjdi (Mitte) und Julian Grevelhörster.
Trifft für den FC Kray gegen den SV Scherpenberg zweimal ins Netz: Marc Andre Gotzeina (rechts), hier gegen El Houcine Bougjdi (Mitte) und Julian Grevelhörster. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Danach hagelte es Krayer Chancen. Und zwar richtig gute. Torsteher Kossenjans rettete mehrmals. Der Scherpenberger Defensivverbund patzte im Minutentakt. Besonders auffällig: Kapitän Nico Frömmgen hatte einen schwachen Nachmittag mit Stellungsfehlern und sonstigen Patzern erwischt.

SV Scherpenberg mit Schwachstelle auf der Linksverteidiger-Position

Dazu hatte Kray in Linksverteidiger Julian Grevelhörster eine Schwachstelle in der Abwehr ausgekundschaftet und forcierte über diese Seite die meisten Attacken. Nach der Pause machte es Ersatzmann Hendrik Willing auch nicht besser.

Zuvor allerdings fiel noch das 2:0 für Kray. Danilo Curaba staubte einen von Keeper Kossenjans abgewehrten Flachschuss von Gotzeina ab (45.+1).

Kostas Mitroglou trifft für den SV Scherpenberg

Immerhin gelang den Gästen sechs Minuten nach der Pause das Anschlusstor. Kostas Mitroglou verwertete einen Freistoß-Chipball von Nico Frömmgen im Krayer Strafraum zum 1:2. Doch die Hoffnung auf eine Spielwende währte nur drei Minuten. Dann offenbarten die Essener wieder Unpässlichkeiten in der Scherpenberger Viererkette. Das 1:3 ging nicht allein auf die Kappe von Hendrik Willing. Gegen den trickreichen und quirligen Yousif Yagoub packten auch die Kollegen einfach nicht zu. Der sudanesische Erstligaspieler aus Khartoum, der im grasgrünen Dress sein Heimdebüt gab, wird vermutlich noch anderen Konkurrenten erhebliche Kopfschmerzen bereiten.

FC Kray: Zweiter Treffer für Gotzeina

Mit Gotzeinas 4:1 in der 62. Minute, das erneut über die linke Scherpenberger Defensivseite herausgespielt worden war, hatte Kray den Deckel auf die Partie gelegt. „Das war von uns in weiten Teilen heute leider nix“, gab Trainer Ralf Gemmer schmallippig zu Protokoll.