Kamp-Lintfort. Zwei Landesliga-Fußballer des 1. FC Lintfort suchen auch nach Bundesliga-Talenten – für Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen.

Wenn es um die Suche nach Fußballtalenten auch am Niederrhein geht, dann sind gerade die Bundesliga-Vereine der Region personell mittlerweile stark aufgestellt. Scouts nehmen teilweise bis in die E- und F-Jugend hinunter junge Spieler unter die Lupe, die aufgrund ihrer Fähigkeiten mehr als nur ein bisschen Kicken können. Zum Gros der Talentespäher gehören auch zwei Landesliga-Fußballer des 1. FC Lintfort. Neuzugang Hendrik Schons scoutet seit einem Jahr für Borussia Mönchengladbach im Bereich Kempen/Krefeld/Moers in der Regel live vor Ort. Offensivspieler Elias Bergmann hat zwei Jahre lang für Bayer 04 Leverkusen Video-Scouting betrieben – sogar in der dänischen Juniorenliga.

„Der Themenbereich ist super spannend. Deshalb ist es mein berufliches Ziel, auch hauptberuflich irgendwann dort zu landen“, sagt Hendrik Schons. Der 24-jährige Neu-Lintforter, zuletzt beim Krefelder Landesliga-Absteiger VfR Fischeln am Ball, ist für Gladbach bisher an Wochenenden unterwegs, schaut sich Spiele von den Kleinsten bis zur U15 an.

Hendrik Schons scoutete auch schon für Viktoria Köln

Gesucht wird zunächst einmal ein offensichtliches Bewegungstalent. „Da in diesem Alter das Spielfeld oft noch klein ist, sind die Jungs auch viel am Ball. Entsprechend kann man Ballbehandlung, Antritt, Richtungswechsel und andere Dinge schon sehr gut sehen“, beschreibt Hendrik Schons die Auswahlkriterien nach Augenmaß.

Ist ein vermeintliches Talent entdeckt, nimmt Gladbach mit dem Vereins des jungen Spielers Kontakt auf. Meist gibt es eine offizielle Einladung zum Probetraining – wenn Spieler und Eltern das wollen.

Hendrik Schons hat schon für Drittligist Viktoria Köln ein halbes Jahr ehrenamtlich in der Scout-Rolle gearbeitet. Zu Borussia Mönchengladbach kam der Draht über Pierre Anbergen zustande. Der Gladbacher U15-Co-Trainer spielt auch für dritte Mannschaft des VfR Fischeln. Über die Business-Plattform LinkedIn hatte sich Schons zudem einfach mal bei Mario Vossen beworben, dem Chefkoordinator der Scoutingabteilung bei der Borussia.

Hendrik Schons: Studium und Weiterbildung

„Natürlich muss man auch ein wenig Glück haben und zur rechten Zeit am rechten Ort sein“, gibt Hendrik Schons zu. Auf das Glück hat er aber auch ein wenig hingearbeitet. Über ein Studium in Sportmanagement und Kommunikation an der Sporthochschule Köln, über Weiterbildungen an der IST-Hochschule für Management in Düsseldorf, als Mitarbeiter in der Kommunikationsberatung bei einer Agentur, ebenfalls in Düsseldorf.

Für Landesligist 1. FC Lintfort im Test am Sonntag beim Bezirksligisten FC Neukirchen-Vluyn als Rechtsaußen im Einsatz: Neuzugang Hendrik Schons (in Weiß).
Für Landesligist 1. FC Lintfort im Test am Sonntag beim Bezirksligisten FC Neukirchen-Vluyn als Rechtsaußen im Einsatz: Neuzugang Hendrik Schons (in Weiß). © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

„Mal sehen“, sagt Schons, der selber Anhänger der Gladbacher ist und einst für die Alt-Borussen Marco Marin und Marco Reus geschwärmt hat, „wie mein weiterer Weg als Scout so sein wird.“

Elias Bergmann: Scouting ist ein Zeitfaktor

Der von Elias Bergmann ist nach zwei Jahre für Bayer 04 Leverkusen erst einmal beendet. Allerdings aus beruflichen Gründen freiwillig. „Während der Corona-Phase hat Bayer 04 im Rahmen eines Projekts nach jüngeren Leuten aus den eigenen Reihen gesucht, die Video-Scouting machen“, berichtet der 21-jährige Offensivspieler: „Da ich ja drei Jahre im Leverkusener Nachwuchsleistungszentrum gewesen bin, gab es über meine Eltern einen Kontakt zu Chefscout Tim Mattern. Bayer 04 wollte vor allem junge Spieler aus den eigenen NLZ-Reihen, die ein gewisses Auge für Spieler und Spielsituationen haben.“

Zwei Saisons hat Bergmann auf Nebenjobbasis zu Hause am eigenen Rechner Nachwuchsspiele und -spieler unter die Lupe genommen. Es ging meist um die höchsten Jugendspielklassen von der U14 bis zur U19 in Deutschland. Dazu kamen die dänische U15-Liga oder auch internationale Turniere wie die EM der U15, U17 und U19. „Wir haben von Bayer 04 stets Aufgaben bekommen. Ich habe mir einen bestimmten Spieler in drei oder vier Partien genauer angesehen und ihn bewertet“, schildert Elias Bergmann, „manchmal hat man sich in einem Match auch alle Spieler angesehen, um vielleicht ein Talent zu erkennen und zu benennen.“

Die Partien wurden online auf eine Plattform geladen, zu der die Scouts Zugriff hatten. Mittlerweile geht Leverkusen allerdings wieder dazu über, die Spiele mit vermeintlichen Talenten live vor Ort zu beobachten. „Da sieht man natürlich mehr als im Videoausschnitt“, versichert Elias Bergmann. Der musste seinen Fußball-Job allerdings unter den neuen Voraussetzungen aus Zeitgründen aufgeben.

Elias Bergmann: Ausbildung zum Physiotherapeut

Der Blondschopf absolviert derzeit eine Ausbildung zum Physiotherapeut in Bochum. „Da habe ich eine 40-Stunden-Woche. Mit Fahrerei, dreimal Training die Woche und den Spielen mit Lintfort bleibt für etwas anderes dann kaum noch Zeit“, gibt der ehemalige RWO- und Homberg-Juniorenspieler zu bedenken. Zumal er im Team von Trainer Meik Bodden eine bessere Rolle als in der Vorsaison spielen mag.

Da hatte Bergmann zwar in der Offensive meist auf der Außenbahn auch schon geglänzt. Doch wegen vierer Muskelfaserrisse eher nur punktuell. Das soll sich ändern, auch wenn der Konkurrenzkampf im Team durch gute Zugänge wie etwa Oberliga-Spieler Luca Plum oder auch Kevin Bodden größer geworden ist.