Kamp-Lintfort. In Kamp-Lintfort bereiten sich mittlerweile drei Tennisprofis auf ihre Turniere vor. Trainer Patrice Hopfe hat aber auch einige Talente im Visier.
Eigentlich wollte Patrice Hopfe ja ein wenig kürzer treten. Nicht mehr so viel Tennistraining absolvieren, nicht mehr so viel Zeit von der Familie und dem Bauernhof in Alpen getrennt sein. Doch für den 50-Jährigen kam es nach der Corona-Krise anders. Mit Daniel Altmaier, Anna-Lena Friedsam und Senior Dustin Brown hat Hopfe im Lintforter Leistungszentrum Niederrhein und auf den in Laufweite liegenden Ascheplätzen von Blau-Weiß mittlerweile drei ATP-Spieler zeitweise unter seinen Fittichen. Dazu gesellen sich Talente. „Die ganze Sache hat sich erst einmal weg von mehr Ruhe hin zu mehr Arbeit bewegt“, bekräftigt Hopfe.
Hallen einer Sanitärfirma zum großen Gym umgebaut
Die „ganze Sache“ inkludiert Andreas Claßen und Marcos Galli. Die beiden Inhaber des Leistungszentrums Niederrhein an der Moerser Straße, das Fitness, Physiotherapie und Naturheilkunde vereint, haben die großzügigen Hallen einer Sanitärfirma zu einem üppigen Gym mit Behandlungsräumen umgebaut. Am Seiteneingang zur Halle grüßt plakativ der dynamische Dustin Brown, der auch mit 38 Jahren noch seine Rastalocken fliegen lässt. Der Deutsch-Jamaikaner spielt und trainiert mittlerweile nur noch zum Vergnügen. Brown tritt bei Turnieren oder in der Bundesliga für Rot-Weiß Köln meist im Doppel an.
Sportliche Ambitionen hegen indes Daniel Altmaier und Anna-Lena Friedsam. Beide stehen bei den über Pfingsten startenden French Open im Hauptfeld. Der 24-jährige Altmaier spielt bisher ein bemerkenswertes Jahr, ließ auf seinen Turniersieg in Sarasota/Florida das Viertelfinale beim 1000er-Turnier in Madrid folgen. Platz 65 der ATP-Weltrangliste und eingespielte 350.000 US-Dollar sind der Lohn für gute Arbeit, die auch der neue Trainer Alberto Mancini leistet.
Über Lintfort will Anna-Lena Friedsam durchstarten
„Daniel entwickelt sich nach vorn“, lobt Coach Patrice Hopfe, „und er hat sich aufgrund seiner vielen Verletzungen wie Bänderrisse oder Bauchmuskelzerrungen auch mal etwas Glück verdient.“ In Madrid gelangte Altmaier trotz einer Qualifikationsniederlage noch ins Hauptfeld – und startete durch.
Durchstarten gilt auch für Anna-Lena Friedsam, die im Frühjahr 2022 zur Hopfe-Crew dazugestoßen ist. Die 29-Jährige hatte eine schwere Schulterverletzung zu überwinden, die für lange Zwangspausen gesorgt hatte. Mit Fleiß und noch mehr Schweiß ging es wieder hoch auf Position 88 der WTA-Weltrangliste. „Ich traue mir die Top 50 zu, spielerisch habe ich das drauf“, betont Friedsam selbstbewusst. Schließlich war sie 2016 schon einmal auf Position 45 gelistet.
Anna-Lena Friedsam: aktuell drittbeste deutsche Spielerin
Friedsam, derzeit drittbeste deutsche Spielerin der WTA-Tour, nutzt das Lintforter Leistungszentrum als Trainingsstandort zwischen den Turnierstarts in Europa: „Hier habe ich optimale Bedingungen, kurze Wege und immer Ansprechpartner. Das gibt mir ein gutes Gefühl.“ Zuletzt war die Neuwiederin für Deutschland beim Billie Jean King Cup erfolgreich. Die DTB-Auswahl hat sich für das Finalturnier im November qualifiziert. Ein weiteres Fernziel für Friedsam sind daneben die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Nach dem Warmmachturnier in Straßburg in dieser Woche geht es auch für Friedsam und Coach Hopfe zu den French Open auf die Anlage in Roland Garros.
Das Lintforter Tenniszentrum soll neben Profis auch Talente fördern. Dreimal pro Woche trainiert Patrice Hopfe mit einem Juniorenkader, aus dem sich auch Trainingspartner für Anne-Lena Friedsam rekrutieren. Einer der Talente ist Hopfes Sohn Finn. Der 18-jährige Abiturient eifert seinem Vorbild nach: Dustin Brown, der mittlerweile der Liebe wegen in Duisburg-Rumeln wohnt.
Tennis mit Stipendium an einer US-Universität
„Mit Dustin bin ich aufgewachsen. Als Profi würde ich gern den gleichen Weg gehen“, sagt Finn Hopfe. Der hat schon an Deutschen Meisterschaften teilgenommen, kennt seinen Weg nach der Schule aber noch nicht so recht. Eine Möglichkeit wäre, per Stipendium an einer US-Universität zu studieren und dort professionell Tennis zu spielen. Angebote liegen dem Youngster offenbar schon vor.
Kooperation mit Henner Nehles und Katie Volynets
Dass das Training in Kamp-Lintfort noch verbessert werden dürfte, dafür sollen Coach Henner Nehles und die US-Spielerin Katie Volynets (21/WTA 102) bei einer Stippvisite sorgen. „Wir haben mit beiden eine Kooperation vereinbart“, bekräftigt Patrice Hopfe.
Der gebürtige Duisburger Nehles hat bereits unter anderem Sam Querrey, Maddison Keys, Ann Li und die ehemalige Weltranglistenerste Jelena Jankovic betreut.