Krefeld/Moers. Mit dem Wechsel des Cheftrainers hofft HSG-Chef Simon Krivec auf neuen Impuls. Ob weiter Drittliga-Handball in Moers gespielt wird, ist unsicher.
Maik Pallach ist ein Handballprofi. Am Montag nach seiner Demission als Cheftrainer des Handball-Drittligisten HSG Krefeld Niederrhein war die erste Enttäuschung längst verflogen. „So sind die Mechanismen im Sport, wenn die Erwartungshaltung am Ende nicht erfüllt wird“, betont der 40-jährige Gummersbacher. Gut zwei Monate nach dem Scheitern in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga reagierte die HSG-Führungsspitze. Wenige Tage vor dem Vorbereitungsstart auf die neue Saison wurde sich der Klub, der bekanntlich mit dem Moerser SC auf Handballebene fusioniert hat, mit dem 45-jährigen Niederländer Mark Schmetz einig (wir berichteten).
„Wir wollten einen neuen Impuls setzen, es mit der Trainerposition aber auch nicht übers Knie brechen“, erklärt der Moerser HSG-Vorsitzende Simon Krivec im Gespräch mit der Redaktion. „In der Aufstiegsrunde waren wir nur beim Heimsieg gegen Konstanz gut“, hebt Krivec im Rückblick hervor, „wir hatten allerdings mit Verletzungspech und Corona-Ausfällen eine schwierige Saison.“
Maik Pallach ist breit aufgestellt
Das sieht auch Maik Pallach so: „Wenn man wirklich aufsteigen will, muss in einer Aufstiegsrunde schon alles passen. Das war bei uns auch deshalb nicht der Fall, weil uns wichtige Spieler gefehlt haben. Etwa Mike Schulz nach Kreuzbandriss. Oder Andrej Obranovic im Innenblock. Mit Ausnahme des Schluss-Spiels gegen Schalksmühle waren wir immer auf Augenhöhe. Das hat aber nicht ausgereicht.“
Der studierte Gesundheitsökonom präsentiert sich im Gespräch mit der Redaktion alles andere als angespannt. Erstens läuft sein Vertrag bei der HSG noch bis Mitte nächsten Jahres. Zweitens ist Pallach sportlich breit aufgestellt und hat in der Vergangenheit nicht nur als Trainer gearbeitet. Als Sportlicher Leiter ist er mit Traditionsklub TV Großwallstadt in die 2. Bundesliga zurückgekehrt. Als Jugendkoordinator hat er beim heimischen VfL Gummersbach einige Nationalspieler herausgebracht, stand mit den A-Junioren auch im Halbfinale zur Deutschen Meisterschaft.
HSG Krefeld: Künftig mehr Trainingseinheiten
„Ich mache mir jetzt erst einmal keinen Stress. Aus der Erfahrung weiß ich: Wenn eine Tür zugeht, geht woanders auch wieder eine auf“, betont Pallach. Einfluss auf die Zusammenstellung des neuen Teams hatte der Ex-Coach natürlich noch. Das gilt auch bei der künftigen Arbeitsweise. „Um ein hohes Ziel zu erreichen, kommt es auch immer darauf an, wie viel jeder bereit ist zu investieren“, hebt Pallach hervor. Er hat lange dafür gekämpft, dass es künftig dienstags und mittwochs eine Trainingseinheit am Vormittag gibt. Mehr Einheiten sorgen für bessere Spielabläufe, mehr Kraft, gegebenenfalls auch für bessere Reaktionen in Stress-Situationen. Im Vergleich mit der Konkurrenz könnte das entscheidend sein.
Neuer Trainer: lange Rechtsaußen bei TuSEM Essen
Ob der neue Trainer die gestellten Weichen so belässt, wird sich zeigen. Mit dem Niederländer Mark Schmetz jedenfalls hat sich die HSG erneut einen Handball-Profi geangelt. Der langjährige Bundesliga-Rechtsaußen von der SG Wallau-Massenheim, TuSEM Essen und TBV Lemgo war auch als Trainer schon erfolgreich unterwegs. Mit HV/KRAS Volendam und den Limburg Lions holte er jeweils den niederländischen Meistertitel.
Bei den SGSH Dragons in Schalksmühle-Halver war Schmetz im Sommer 2020 mit dem Ziel angetreten, es in die 2. Bundesliga zu schaffen. Das gelang jedoch auf Strecke nicht, so dass sich der Coach in den vergangenen Wochen umorientierte – und am Wochenende dann bei der HSG Krefeld Niederrhein landete.
3. Handball-Liga: Fünf statt sieben Gruppen
„Wir hatte Mark schon vor der Zweitliga-Saison im Frühjahr 2019 auf dem Schirm. Damals hat es bei ihm aus beruflichen Gründen nicht geklappt“, so HSG-Chef Simon Krivec. Aktuell scheint es um Schmetz’ Arbeitskapazitäten besser auszusehen. Der Coach wohnt in den Niederlanden in Grenznähe, arbeitet bei der weltweit operierenden Unternehmensberatung PwC und hat es bis Krefeld nicht weit.
Mit Schmetz verfolgt die HSG ihr großes Ziel weiter, in die Zweite Liga zurückzukehren. „Das ist unser Anspruch“, versichert Simon Krivec. Der weiß allerdings auch, dass es erneut schwierig wird. Die Dritte Liga wurde zwar von sieben auf fünf Gruppen geschrumpft. Es wird am Ende wieder eine Aufstiegsrunde mit nur zwei Aufsteigern geben.
Wird weiter auch im Enni-Sportzentrum in Moers-Rheinkamp gespielt?
Dazu ist die Vorrunde mit 14 Teams, die am 4. September mit einem Heimspiel gegen die Ahlener SG beginnt und in der die HSG am Ende wohl mindestens Tabellenzweiter werden muss, nicht ohne. In der Gruppe steckt auch Zweitliga-Absteiger TV Emsdetten. Der ehemalige Bundesligist aus dem Münsterland hat sich unlängst mit dem 106-maligen Nationalspieler Tobias Reichmann (34), der kürzlich noch bei der EM mitmischte, für die Rechtsaußen-Position verstärkt.
Ob auch Moers und das Enni-Sportzentrum Rheinkamp ins gelb-schwarze Handballtreiben eingebunden sein werden, ist noch unsicher. „Wir sind in internen Diskussionen darüber“, sagt Simon Krivec, ohne ins Detail gehen zu wollen. Der angedachte große Umbau der renovierungsbedürftigen Glockenspitzhalle in Krefeld lässt jedenfalls auf sich warten und wird frühestens 2023 über die Bühne gehen.