Moers. Der Physiotherapeut des Volleyball-Zweitligisten Moerser SC, Jörn Becker, hat die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris im Visier.

Jörn Becker denkt und handelt weiterhin auch olympisch. Der Physiotherapeut des Volleyball-Zweitligisten Moerser SC wird gemeinsam mit seinem deutsch-iranischen Athletiktrainer Vahid Sarlak die Judoka des olympischen Flüchtlingsteams, das es seit den Spielen 2016 in Rio de Janeiro gibt, bei den Sommerspielen 2024 in Paris betreuen. Zuletzt war Becker bei den Spielen von Tokio im vergangenen Sommer, ebenfalls gemeinsam mit Sarlak, für die Judokämpfer aus Tadschikistan vor Ort.

„Schon da habe ich auch andere Athleten betreut, unter anderem eine Sportlerin aus dem Kongo. Die neue tolle Aufgabe ist für mich Reiz und Ehre zugleich“, bekräftigt Jörn Becker. Der Kontakt zum aktuell federführenden Judo-Weltverband rührt übrigens noch vom Justizfall des Iraners Saeid Mallaei her. Der hatte sich bei der Weltmeisterschaft in Tokio 2019 von seinem Team abgesetzt, weil er auf Geheiß der damaligen iranischen Verbandsoffiziellen einen Kampf absichtlich verlieren sollte, um ein mögliches Finale gegen einen israelischen Judoka zu vermeiden.

Judo-Weltverband schließt Iran von Wettkämpfen aus

Der Fall sorgte im Sport weltweit für Schlagzeilen. Auch Jörn Becker, der damals hautnah bei den Geschehnissen dabei war, wurde zu den Umständen und zu den Beweggründen der Flucht von Saeid Mallaei befragt. Letztlich schloss der Judo-Weltverband die Iraner von allen internationalen Wettkämpfen aus, weil der nationale Judoverband offenbar auch mit Drohgebärden gegen Mallaei und seine Familie die Ethikregeln verletzt hatte.

Pfingsten im Enni-Sportzentrum in Rheinkamp

Saeid Mallaei hat mittlerweile die Staatsbürgerschaft der Mongolei angenommen und holte vergangenen Sommer bei den Olympischen Spielen in Tokio in seiner Gewichtsklasse die Silbermedaille.

Der Moerser Athletiktrainer Vahid Sarlak sucht für die Olympischen Spiele 2024 Judoka für das Flüchtlingsteam.  
Der Moerser Athletiktrainer Vahid Sarlak sucht für die Olympischen Spiele 2024 Judoka für das Flüchtlingsteam.   © Jörn Becker

Es gibt allerdings einige gute Judoka, die aktuell nicht für ein Heimatland antreten können, trotzdem aber zu den Olympischen Spielen wollen. „Die Aufgabe von Vahid Sarlak als Trainer ist es nun, ein geeignetes Team für Paris 2024 zusammen zu stellen. Mindestens drei Männer und zwei Frauen sollen dabei sein. Es gibt schon Bewerbungen. Vahid schreibt aber auch die nationalen Judo-Verbände an, um Judoka für unser Team ausfindig zu machen“, sagt Jörn Becker.

Berufung ins Olympiateam ist finanziell lukrativ

Eine Berufung in das Flüchtlingsteam ist durchaus lukrativ. Der Reiseaufwand für Starts bei Turnieren wird ebenso bezahlt wie eine monatliche Förderung. Das setzt natürlich auch eine gewisse sportliche Leistungsfähigkeit voraus.

Schon rund um das nächste Pfingstwochenende Anfang Juni, wenn in Düsseldorf der Judo Grand Prix läuft, will das Judo-Olympiateam der Flüchtlinge erstmals in Erscheinung treten. Geplant ist unter anderem ein kleines Trainingscamp im Enni-Sportzentrum in Rheinkamp. „Wir wollen so natürlich auch herausfinden, ob unser Team sportlich konkurrenzfähig ist“, betont Physiotherapeut Jörn Becker.