Kamp-Lintfort. Den Vereinen der ersten drei Ligen bei den Handballfrauen steht Reformprozess des Deutschen Handball-Bundes bevor. Der TuS Lintfort ist kritisch.

Eigentlich könnte Ulrich Klein froh gelaunt auf das kommende Handball-Wochenende blicken. Der Manager der Zweitliga-Frauen des TuS Lintfort rechnet am Samstag (Anwurf: 17.30 Uhr) im DHB-Pokalheimspiel gegen den Bundesligisten Buxtehuder SV mit einer schönen und vor allem nicht alltäglichen sportlichen Herausforderung in der Eyller Halle. Dabei wartet vermutlich auf Klein an anderer Stelle eine noch schwerere Aufgabe. Sonntag steigt in Düsseldorf der Bundestag des Deutschen Handball-Bundes (DHB). Der birgt Zündstoff, was den Spielbetrieb im Frauenhandball anbetrifft. Vermutlich auch zum Leidwesen des TuS Lintfort und eben Ulrich Klein.

Der Vertrag mit der eigenständig handelnden Handball-Bundesliga Frauen (HBF) ist durch den DHB unlängst gekündigt worden. Hintergrund: Der Verband will die Bundesliga von 14 auf zwölf Teams reduzieren und hier Play-offs spielen lassen, die Zweite Liga zweigleisig mit je 14 Teams inklusive möglicher Bundesliga-Reserven aufstellen, dafür die Dritte Liga komplett streichen. Normal besteht letztere aus vier Gruppen a zwölf Teams. In der aktuellen Post-Coronaphase spielen derzeit sogar 70 Vereine auf Drittliga-Niveau mit.

Nationalmannschaft der Frauen ohne große Erfolge

Grund für das Vorhaben: die zuletzt wenig erbaulichen Leistungen der Frauen-Nationalmannschaft auf internationaler Bühne. Der letzte Erfolg, eine Bronzemedaille bei der WM in Frankreich, datiert aus dem Jahr 2007. Bei Olympischen Spielen gelang in den vergangenen 24 Jahre sogar nur einmal, nämlich 2008, überhaupt die Qualifikation. Grundsätzlich will der DHB durch eine Konzentration der Kräfte in den oberen Spielklassen erreichen, dass gerade auch die Nationalspielerinnen mehr gefordert und auch mehr Drucksituationen ausgesetzt werden.

Kritischer Kopf: Ulrich Klein, Manager der Handball-Zweitligafrauen des TuS Lintfort.   
Kritischer Kopf: Ulrich Klein, Manager der Handball-Zweitligafrauen des TuS Lintfort.    © K.NEUENHAUS

Gegen die Pläne laufen die meisten beteiligten Vereine seit dem Spätsommer schon Sturm. Gerade was auch die Zweit- und Drittligisten anbetrifft, die immer einen möglichen Abstieg im Auge haben müssen. Wie eben als wirtschaftlich eher kleinerer Vertreter der TuS Lintfort, dem ab der Saison 2022/23 bei einer schwachen Spielzeit ein Sturz zurück in die bislang viertklassige Oberliga drohen könnte.

Pläne des DHB ab der Handball-Saison 2022/23

„Wenn uns das passiert, weiß ich nicht, wie ich Sponsoren für eine mögliche Oberliga mit dem TuS vielleicht sogar nur auf Niederrheinebene begeistern soll“, sagt Ulrich Klein. Der betont weiter: „Ich halte das Vorhaben des DHB für Aktionismus, der nichts bringen wird, aber den beteiligten Vereinen schaden dürfte.“ Der TuS-Manager Ulrich Klein ist am Samstag vor dem DHB-Pokalspiel zu einer vorbereitenden Bundesratssitzung des DHB eingeladen worden, um das Thema abschließend mit zu besprechen.

Mittlerweile liegt ein weniger schmerzvoller Reform-Kompromiss für die Ligen auf dem Tisch, der allerdings auch nicht gerade auf Gegenliebe bei den Beteiligten stößt. Die Dritte Liga bliebe da mit immerhin zwei Staffeln erhalten, dafür spielt die Zweite Liga mit 14 Teams statt mit 16 wie in dieser Saison. „Wenn das käme, würden Drittligisten für teuer Geld auch kreuz und quer durch Deutschland fahren müssen“, sagt Ulrich Klein.

Bei den Handball-Männern bleibt alles wie bisher

Dass die Männer-Ligen kein Thema für eine Reform sind, obwohl seit langem ein für Auswahlspieler auch anderer Nationen zu voller Spielplan beklagt wird, ärgert Klein obendrauf: „Auch hier gab es in der jüngsten Vergangenheit nur wenig Erfolg für die Nationalmannschaft. Bei Olympia zuletzt in Tokio sind die Männer sogar an Ägypten gescheitert.“ An der Bundesliga mit 18 und an der Zweiten Liga mit 20 Klubs wird allerdings von Seiten des DHB bislang nicht gerüttelt. Der Vertrag mit der eigenständigen HBL für die Bundesliga-Männer ist verlängert worden.