Kamp-Lintfort. Stammtorhüter Marian Gbur von Fußball-Landesligist Fichte Lintfort hat sich schwer am Knie verletzt und fällt lange aus. Ein Ersatz ist gefunden.
Der Moment war überaus emotional, als Marian Gbur am Dienstagabend vor dem Training seiner Mannschaft mitteilen musste, wie ungünstig die Dinge für ihn stehen. Der verletzte Torwart von Fußball-Landesligist Fichte Lintfort hatte traurige Neuigkeiten: Die Knieverletzung vom 3:1-Testsieg in Alpen am vergangenen Donnerstag (wir berichteten) entpuppte sich als Kreuzband- und Außenbandriss sowie als Knorpelschaden. Das wird für eine mehrmonatige Pause des 36-jährigen ehemaligen Straelener Niederrheinliga-Torwarts sorgen, der seit Sommer 2018 an der Franzstraße als Nummer-eins-Keeper spielt.
Einen Ersatzmann konnte Marian Gbur allerdings auch gleich präsentieren: Der langjährige Homberger Torsteher Andreas Kossenjans wird bis auf Weiteres aushelfen. Und dies im vorgerückten Fußballalter von 47 Jahren. „Meiner Frau Esther hatte ich eigentlich versprochen, künftig kürzer zu treten. Daraus wird nun kürzer treten in abgespeckter Form“, betont Kossenjans, der ohne das Okay seiner Frau den Einstieg bei Fichte allerdings auch nicht vollzogen hätte.
Kossenjans vor 23 Jahren beim SV Lintfort
Dienstagabend bereits gab der frühere Torsteher des SV Lintfort, der seit 1998 immerhin 23 Jahre lang für den VfB Homberg erfolgreich unterwegs war, seinen Trainingseinstand auf dem Kunstrasen an der Franzstraße. Gemeinsam mit dem 19-jährigen Jan-Luca Wilden wird er nun um die Torwartposition streiten. Der junge Duisburger hat bisher einige Testspiele, aber noch keine Pflichtpartie bei den Senioren absolviert, ist dazu wegen einer Fingerverletzung gehandicapt.
„Ich vertrete Marian, bis er wieder spielfähig ist. Darauf freue ich mich, und ich werde auch ein ehrgeiziger Teamplayer sein. Mir ist allerdings bewusst, dass ich als Senior und auf einer Schlüsselposition spielend auch Verantwortung trage“, bekräftigt Andreas Kossenjans, der im August seinen 48. Geburtstag feiert.
Fünf Einheiten pro Woche beim VfB Homberg
An der Fitness wird es nicht mangeln. Bis zum Frühjahr stand Kossenjans als dritter Torwart im Homberger Regionalliga-Aufgebot. Er wäre vielleicht sogar geblieben. Doch fünf Trainingseinheiten pro Woche bei vollem Arbeitspensum neben dem Fußball wurden schlicht zu viel. Bei Fichte sind es immerhin nur drei Übungsabende pro Woche.
Die eine oder andere Trainingseinheit, die der Torwart als auf Schicht arbeitender Chemikant im Krefelder ChemPark verpassen wird, holt er privat nach: „Dieser Ehrgeiz ist immer da. Wichtig ist für mich, dass ich Spielpraxis bis zum Saisonstart bekomme.“ Für Homberg gab es schließlich in den vergangenen Jahren nur punktuelle Einsätze in der Bezirksliga-Elf, auch wegen Corona und der daraus resultierenden Zwangspause.
Andreas Kossenjans mit der Torwartschule bei Fichte Lintfort
Die Kontakte zu Fichte Lintfort sind vielschichtig. Unter anderem ist Thomas Bergmann, der Vater der beiden neuen Fichte-Jungspunde Moritz (22) und Elias Bergmann (19), einer der besten Freunde von Andreas Kossenjans. Auch wenn beide nicht gemeinsam in Homberg gespielt haben. „Als ich zum VfB kam, hat Thomas wegen einer Verletzung kürzer treten müssen“, sagt der Torwart über den früheren gelb-schwarzen Zehner.
Auf der Anlage an der Franzstraße hatte Andreas Kossenjans vor wenigen Wochen im Rahmen eines Fußballcamps seine Torwartschule angeboten: Torwarttraining für den Nachwuchs unter professioneller Anleitung. Auch dies blieb bei Fichte offenbar haften.
Saisonstart am 21. August in Fischeln
Spielberechtigt für die Lintforter ist Andreas Kossenjans bereits. Der VfB Homberg mit Abteilungsleiter Wolfgang Graf vornweg zeigte sich umgehend kooperativ. „Das ist nicht selbstverständlich heutzutage, und dafür müssen wir ein großes Dank an den VfB schicken“, hebt Fichte-Abteilungsleiter Norbert Lewing hervor.
Die am 21. August beim Krefelder Ex-Oberligisten VfR Fischeln startende Landesliga-Saison erwartet Andreas Kossenjans mit Spannung. „Noch lieber hätte ich allerdings in einer Gruppe mit den Duisburger Teams gespielt“, gibt er beim Blick auf die 14er-Liga zu.
Schwere Rückenverletzung vor zwölf Jahren
Das sagt Kossenjans nicht nur, weil er in Rheinhausen wohnt. Hamborn 07 aus der Nachbargruppe beispielsweise wird von seinem ehemaligen Homberger Cheftrainer Stefan Janßen betreut. Janßen war eine treibende Kraft für ein Comeback des Torwarts vor zwölf Jahren. Da konnte Kossenjans wegen einer schweren Rückenverletzung drei Monate kaum noch laufen. Seine Karriere schien beendet.
Stefan Janßen sah damals aber das Potenzial des Oldies und verpflichtete ihn fortan als dritten VfB-Keeper für die „Erste“. Verlassen konnte sich Janßen auf seinen Routinier immer. Genau dies wollen sie bei Fichte nun auch – bis Marian Gbur wieder genesen ist.
Fichte-Trainer Meik Bodden wird erneut Vater
Übrigens: Eine kurze Auszeit nimmt sich aktuell der neue Fichte-Trainer Meik Bodden. Am Montag wurde der 33-Jährige zum zweiten Mal Vater. Der neue Erdenbürger Oliver, 59 Zentimeter groß und 4140 Gramm schwer, erblickte das Licht der Welt – und ist ebenso wie die Mama wohlauf.
Kommenden Sonntag beim Kreispokalspiel in Rayen gegen C-Ligist SuS gönnt sich Bodden ein freies Wochenende. An der Seitenlinie wird dann Co-Trainer Gökhan Erol das Kommando haben. Im Siegfalle würde Fichte in der nächsten Runde bei Boddens Ex-Klub SV Schwafheim antreten.