Kamp-Lintfort/Moers. Thorsten Schikofsky spricht im Interview als neuer Trainer beim Fußball-Landesligisten Fichte Lintfort auch über seine Zukunftspläne.
Natürlich vermisst auch Thorsten Schikofsky den Fußball unter freiem Himmel. Die andauernde Corona-Krise allerdings lässt den 43-Jährigen von Toren, Tabellen und Trainingseinheiten abdriften. Der kommende Cheftrainer des Landesligisten Fichte Lintfort ist mit seiner eigenen Firma im Medizinischen Fachhandel tätig, kümmert sich derzeit auch um FFP2-Masken. Im Interview sagt Schikofsky: „Die Situation nimmt mich beruflich ganz schön in Anspruch. Ich hoffe sehr, dass es im Sommer ruhiger wird in Sachen Corona.“ Dann soll die neue Aufgabe bei Fichte starten.
Eigentlich wollten Sie ja als Fußballtrainer aus beruflichen Gründen aufhören…
… stimmt, ich war schon im Ruhestand. Der ist nun ausgesetzt, weil es Ausnahmefälle gibt.
Und die wären?
Wenn Hamborn 07 angefragt hätte, hätte ich überlegen müssen. Ich habe im Holtkamp zwei Jahre gespielt und die besondere Atmosphäre immer genossen. Die zweite Ausnahme heißt Fichte Lintfort. Der Verein ist eine der besten Adressen für mich in der Nähe.
Aus welchen Gründen?
Es wird mit dem zweiten Kunstrasen bald exzellente Trainingsbedingungen auf der ohnehin schönen Anlage geben. Der Verein ist personell gut aufgestellt, hat dazu gewisse Ambitionen. Und ich stehe als Trainer nicht für Stillstand.
Fichte spielt trotz verbesserter Mannschaft erneut gegen den Abstieg.
Die Ambition muss ja auch nicht zwingend Oberliga heißen. Mein erstes Ziel wäre es, mit Fichte keinen Abstiegskampf bestreiten zu müssen. Das setzt voraus, dass wir eine junge, hungrige Mannschaft mit Ambition hinstellen – ein Team, das nicht in der eigenen Spielhälfte bleiben will. Das erfordert bei allem Spaß an der Sache auch Leistungsbereitschaft und Motivation im Training. Das muss dreimal pro Woche 2 Stunden 15 möglich sein. Fußball ist auch ein enormer Kopfsport. Und die Landesliga ist Fußball mit einem gewissen Anspruch und deshalb eben nicht Kreisliga C.
Wo sehen Sie die Schlüsselpositionen, wenn Sie eine Mannschaft neu aufbauen?
Es braucht einen starken Torwart, gute Innenverteidiger, einsatzfreudige Sechser, schnelle Außenbahnspieler und einen Spielmacher. Auf ein solches Gerüst kommt es an, daran arbeite ich mit Sportleiter Georg Mewes.
Wie wichtig sind Ihnen im Gerüst gestandene Fichte-Spieler wie Kapitän Leslie Rume oder Torhüter Marian Gbur?
Sehr wichtig, weil sie in der Lage sind, in der Kabine die Richtung vorzugeben. Was allerdings nicht heißt, dass wir nicht über einen ambitionierten Konkurrenzkampf gerade auch auf der Torhüterposition nachdenken würden.
Würde ein möglicher Abstieg von Fichte in die Bezirksliga Ihr Unternehmen beeinflussen?
Die Planungen sind derzeit klar auf die Landesliga ausgerichtet. Und ich hoffe sehr, dass nichts schiefgeht, sollte die Saison vielleicht nach Ostern wieder aufgenommen werden.
Sind Sie aktuell noch Sportleiter beim Bezirksligisten GSV Moers oder lassen Sie das Amt bis zum Fichte-Einstieg ruhen?
Ich fahre derzeit zweigleisig, helfe dem GSV und Fichte. Zu Grafschafter mit meinem Trainer-Nachfolger Dirk Warmann und Geschäftsführer Daniel Ollmann habe ich ein sehr gutes Verhältnis. Die Projektbasis beim GSV ist gelegt, ich verlasse den Verein nach vier Jahren sicher nicht im Ärger.
Was unterscheidet den GSV oder den SV Schwafheim, den Sie ja 2016 auch in die Landesliga geführt hatten, von Fichte Lintfort?
Beim GSV oder in Schwafheim ist die Landesliga das sportliche Maximum. Das muss bei Fichte nicht so bleiben, weil die Rahmenbedingungen eben günstiger sind.
Welcher Trainer hat Sie in Ihrer Spielerlaufbahn besonders inspiriert?
Thomas Geist etwa, mit dem ich beim SV Neukirchen ja auch ein halbes Jahr zusammengearbeitet habe. Oder etwa Josef Cherfi. Oder eben Ex-Profi Horst Riege. Es gibt allerdings auch Trainer am Niederrhein, vor deren kontinuierliche Arbeit ich wirklich den Hut ziehe. Vor Björn Assfelder vom PSV Wesel etwa, vor Heinrich Losing beim SV Sonsbeck oder auch vor Umut Akpinar vom Oberligisten 1. FC Kleve. Von alten Trainern etwas für das eigene Tun mitzunehmen, das ist im Übrigen aber nur die eine Seite im Fußball.
Und die andere?
Alle müssen irgendwie mit der Zeit gehen. Das macht gerade Fußball aus. Das Spiel ist viel schneller geworden, auch taktisch besser. Als Trainer und als Mannschaft muss man sich deshalb immer etwas einfallen lassen, um auf dem Spielfeld Freiräume für Torchancen zu kreieren. Sonst wird man auf Landesliga-Niveau scheitern, weil sich der Gegner in der Regel ja auch etwas einfallen lässt.
Gucken Sie auch auf Profi-Trainer und deren Arbeitsweisen?
Wer tut das gelegentlich nicht? Natürlich macht Jürgen Klopp einen überragenden Job. Auch weil er immer so nah dran ist an seinen Liverpoolern, die sich für ihn dann den Arsch aufreißen. Fast noch besser gefällt mir Christian Streich beim SC Freiburg. Wie er in der Bundesliga aus wenig oft viel macht, ist bewundernswert. Dabei bleibt er stets menschlich. Das imponiert mir.
Sie sind weder Liverpool-, noch Freiburg-Fan, sondern Anhänger des 1. FC Köln.
Ja, das ist eine kleine Familiensache. Mein Vater hielt es auch schon mit dem FC. Ich habe einst als Jungspund Typen wie Pierre Littbarski, Bodo Illgner und Thomas Häßler bewundert. Da haben die Kölner in der Bundesliga fast immer oben mitgespielt und nicht nur gegen den Abstieg gekämpft.