Kamp-Lintfort. Naina Klein vom Handball-Zweitligisten TuS Lintfort war beim Beachhandball-Einladungslehrgang des DHB in Witten dabei. Nicht zum letzten Mal.
„Ich war schon etwas perplex, als ich das Telefon gereicht bekommen habe“, sagt Naina Klein. Kein Wunder: Beachhandball-Bundestrainer Alexander Novakovic ruft eher seltener an, um zu einem DHB-Lehrgang einzuladen. „Aber ich habe natürlich gerne ja gesagt.“ Und es nicht bereut. „Es hat sehr viel Spaß gemacht und ich habe viel gelernt“, sagt Klein, die in der Halle für den Handball-Zweitligisten TuS Lintfort auf Torejagd geht.
Genau genommen fand der DHB-Lehrgang auch in der Halle, aber natürlich im Sand statt. Im „Blue Beach“ in Witten warteten vier Felder und zahlreiche Übungen. Los ging’s mit spezifischen Beachhandball-Techniken wie dem „Spinner“ (Drehung um die eigene Achse vor dem Abschluss) oder auch der Kempa-Kombination. Beides bringt im Sand im Erfolgsfall zwei statt nur einen Zähler.
Im Rückraum in der Halle, also als Shooter im Sand
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„Im Spiel haben die Trainer mich dann auf die Shooter-Position gestellt, was für mich nicht ungewöhnlich ist, da ich auf dem Feld ja auch im Rückraum spiele“, so die 21-Jährige. „Mit der Zeit haben die Spielzüge und Abläufe immer besser funktioniert. Zumindest meiner Meinung nach waren wir am Ende schon auf einem erstaunlichen Niveau.“
„Wir“ war in dem Fall eine von mehreren Gruppen, die der DHB zu jeweils dreitätigen Lehrgängen eingeladen hatte. Die Teilnehmerinnen kamen nicht nur aus den Bundesligen, sondern auch der Regional- oder sogar Oberliga. Dann aber waren sie den Scouts bereits bei großen Beach-Veranstaltungen wie den Deutschen Meisterschaften aufgefallen.
In der Vorbereitung häufig im Sand
„Wir trainieren in Lintfort gerade in der Vorbereitung ja auch regelmäßig im Sand. Das ist anstrengend, aber mir macht das auch sehr viel Spaß“, erzählt Naina Klein, die für die Teilnahme in Witten noch ihre Dozenten an der Uni in Köln informieren musste. „Wenn man in der ersten Woche nicht da ist, verliert man seinen Kursplatz“, erläutert die Lehramtsstudentin der Sonderpädagogik.
Naina Klein über Sport, während andere pausieren müssen
Ob sich die TuS-Handballerinnen als „echte Profis“ fühlen, weil sie während des Sport-Lockdowns weiter ran dürfen? „Es macht für uns bis auf die fehlenden Zuschauer kaum einen Unterschied. Wir haben auch vorher bei weit entfernten Auswärtsspielen nicht dort übernachtet. Dafür fehlt das Geld“, so Naina Klein.
„Es ist schon komisch, wenn man mittags bei Sonnenschein in den Kleinbus steigt, im Stockdunkeln in Freiburg wieder aussteigt, spielt und wieder sechs Stunden nach Hause fährt.“ Verkürzt wird die Heimfahrt natürlich durch die tollen Ergebnisse wie das Remis in Berlin oder der Sieg im Breisgau. „Und wir würden es nicht tun, wenn es uns nicht auch großen Spaß machen würde“, sagt Naina Klein.
Wie wichtig eine kräftige Muskulatur für gesunde Gelenke ist, weiß die Handballerin spätestens nach ihrer „Jackpot“-Verletzung. 2018 sollte sie mit einem Doppelspielrecht beim Erstligisten Bayer Leverkusen einsteigen, riss sich jedoch das Kreuzband und den Meniskus. Die Folge: über ein Jahr Pause. „Das ist mittlerweile gut verheilt“, sagt Klein, die die Eliteklasse auch noch nicht abgehakt hat.
Auch wenn Beachhandball wohl die Party-Variante des Handball bleiben wird: Die Beacher hegen berechtigte Hoffnungen, sich 2021 in Tokio präsentieren zu dürfen und ins Programm der Olympischen Spiele 2024 in Paris aufgenommen zu werden.
Bis dahin ist es für alle Beteiligten noch ein langer Weg, der sich für Naina Klein aber bereits etwas verkürzt hat: „Ich wurde gefragt, ob ich bei einem weiteren Lehrgang im Dezember dabei sein möchte – und habe natürlich ja gesagt.“