Mönchengladbach. Im Fußballjahr 1971 stand Borussia Mönchengladbach nicht nur wegen des Büchsenwurf-Spiels im Fokus. Es gab auch einen Pfostenbruch.
Neben der Cola-Dose aus dem Büchsenwurf-Spiel gegen Inter Mailand ist im Gladbacher Museum „Fohlenwelt“ auch ein Teil des gebrochenen Torpfostens zu sehen. Der hatte am 3. April 1971 im Heimmatch gegen Werder Bremen für einen Spielabbruch gesorgt und wegen einer 0:2-Wertung den zweiten Bundesliga-Titel der Borussia in Gefahr gebracht. Übeltäter war Herbert Laumen. Sein berühmtestes Tor war kein gefallenes, sondern ein umgefallenes.
„Es stand 1:1, wir mussten gewinnen, weil wir Meister werden wollten“, erinnert sich der heute 76-Jährige. Die Pfostenbruch-Szene nach einer Flanke von Günter Netzer schildert Laumen so: „Ich nehme Anlauf, steige hoch, fliege aber am Ball vorbei und falle mit dem Rücken ins Netz. Ich will mich hochziehen und höre es dann knacken.“
Kurz darauf kippt das Tor um. Laumen, im damals roten Gladbacher Ausweichdress, geht in Deckung, bleibt unverletzt: Ball neben dem Gestänge, der Stürmer im Netz – gefangen wie ein Fisch.
Nur noch Aluminium-Torstangen
Nachdem der Borusse von Kollegen und Werderanern befreit worden war, blieb dem jungen Referee Gert Meuser aus Ingelheim in seinem damals vierten Erstligaspiel nichts anderes übrig, als die Partie abzubrechen. Die Idee, Ordner den defekten Pfosten für zwei Spielminuten festhalten zu lassen, entpuppte sich schnell als nicht machbar. Die Gladbacher hofften auf eine Spielwiederholung, verloren aber den Pluspunkt am Grünen Tisch.
Gladbach verteidigt Titel gegen Bayern München
Nur elf Tage nach dem Pfostenbruch kam der FC Bayern auf den Bökelberg. Mit einem frischen Tor vor der Borussia-Fankurve siegten die Gladbacher mit 3:1. Neben Kapitän Günter Netzer und dem Dänen Ulrik Le Fèvre traf auch Herbert Laumen – zum Endstand. Trotz Pfostenbruch wurde die Borussia am Ende mit zwei Punkten Vorsprung auf Bayern zum zweiten Mal Deutscher Meister: Titel verteidigt!
Dazu sorgte der Spielabbruch gegen Bremen später dafür, dass in den deutschen Bundesliga-Stadien künftig nur noch rundliche Aluminium-Torstangen und keine eckigen Torpfosten aus Holz mehr zum Einsatz kommen durften.
Am Gladbacher Büchsenwurf-Abend gegen Inter Mailand ist Herbert Laumen übrigens ein gutes halbes Jahr später nicht mehr beteiligt. Er war zuvor im Sommer gewechselt – zu Werder Bremen.