Kamp-Lintfort. In diesem Jahr muss das 69. Internationale ADAC-Motocross-Spektakel in Kamp-Lintfort abgesagt werden. Zum zweiten Mal in der langen Geschichte.
Vor 18 Jahren ist das traditionelle Motocross-Spektakel am Eyller Berg sprichwörtlich ins Wasser gefallen. 1992 machte das Wetter den Veranstaltern vom ADAC Motorclub (MC) Kamp-Lintfort einen Strich durch die Rechnung. Allerdings nicht deshalb, weil es damals am 1. Mai so gegossen hätte. Im Gegenteil. Am eigentlichen Renntag gab es so gut wie keinen Regen. Und die Strecke wäre – wenn auch extrem matschig – sogar befahrbar gewesen. Und Matsche macht bei einem Motocross-Rennen bekanntlich das aus, wofür das Salz in der Suppe gut ist. Doch vom Fahrerlager aus wäre 1992 kaum jemand zum Start auf die Naturstrecke am Eyller Berg gekommen. Denn dort wären die Rennfahrer bereits versackt. Im Morast.
In diesem Jahr ist der Grund für die Absage des traditionell am „Tag der Arbeit“ ausgetragenen Rennens deutlich kleiner – aber weitaus verheerender: Das Corona-Virus sorgt dafür, dass sich das 69. Internationale ADAC-Motocross-Spektakel in Kamp-Lintfort einreihen darf in die Fußball-Europameisterschaft in immerhin zwölf Gastgeberländern, die Olympischen Spiele in Tokio, die U20-Fecht-Weltmeisterschaft in Salt Lake City und allen anderen Großereignissen in der Welt, die wegen der Pandemie ebenfalls abgesagt worden sind.
Rund 4000 bis 5000 Besucher hätten sich höchstwahrscheinlich wieder an den zwei Tagen – Freestyle-Show am 30. April und Rennen am 1. Mai – am Eyller Berg getummelt. Nicht aber in diesem Jahr.
Nicht lange rumgehampelt
„Zwar gelten die Regelungen bislang nur bis zum 19. April, um die Ausbreitung des Corona-Virus so gut es geht zu verlangsamen“, sagt MC-Sprecher Roland Beyer. Doch falls danach eine Verlängerung der Maßnahmen folgen würde, könnte der Kamp-Lintforter Verein nicht mehr vernünftig reagieren. Falls nicht, hat der MC Pech, so verantwortungsvoll gehandelt zu haben. Doch die Kamp-Lintforter Organisatoren mussten schlichtweg eine Entscheidung treffen und haben nicht lange rumgehampelt, sondern Nägel mit Köpfen gemacht. Auch wenn nun viele traurig sind, blieb dem Verein nichts anderes übrig.
Denn auch die hiesigen Fahrer sind nicht erfreut darüber, dass ihr Heimspektakel in diesem Jahr ausfallen muss. Für die meisten immer der Saisonhöhepunkt – oder zumindest einer davon. Denn der Rheinberger Vincent Gallwitz könnte mit dem Fahrrad zum Renngeschehen anreisen – vorausgesetzt seine 250-Kubikmeter-KTM steht vor Ort bereit. Ähnliches gilt für den Moerser Matthias Walczuch, der 2018 noch dabei war, nun allerdings – beruflich eingespannt – deutlich kürzer getreten ist. Und für Gianluca Ecca aus Rheinberg, der in den vergangenen Jahren ebenfalls regelmäßig am Eyller Berg gestartet ist, gilt das gleiche. Stets haben hiesige Fahrer auf dem Kurs am Eyller Berg gut ausgesehen.
Gespann aus Kamp-Lintfort
Dazu gehört im Solowettbewerb auch beispielsweise noch Ansga Kranen aus Issum und in der
Seitenwagen-Konkurrenz zuletzt auch das Kamp-Lintforter Gespann Gerd Bernhardt und Tobias Gellings sowie Holger Heier mit seinem Wiehler Kollegen Timo Lange. Bei den Quads kann es außerdem immer vorkommen, dass der Neukirchen-Vluyner Mike Vutz mit seinem E-ATV aus der Rayener Werkstatt von Clemens Eicker mit dabei ist. „Die Meldungen sind noch nicht eingegangen, die Frist war ja noch nicht abgelaufen“, sagt Roland Beyer zur fehlenden Starterliste 2020.
Doch alle Motocrosser vom Niederrhein, die für den 1. Mai erneut den Start am Eyller Berg geplant hatten, oder neu dazugekommen wären, müssen – wie alle anderen nationalen und internationalen Fahrer – in diesem Jahr verzichten.
Es wäre das 69. Rennen im Jubiläumsjahr gewesen. 70 Jahre wird der Verein nämlich in diesem Jahr alt. Mit und ohne Corona-Virus. Und wären 1992 und in diesem Jahr die Rennen ausgetragen worden, hätte es das 70. Vereins- und Rennjubiläum gleichzeitig gegeben. Nun hätte das Vereinsjubiläum auch noch im Dezember seine Gültigkeit. 2021 wäre dann das 69. Rennen und sieben Jahrzehnte Renn-Geschichte am Eyller Berg können schließlich frühestens 2022 gefeiert werden. Falls – hoffentlich – bis dahin nicht irgendwas dazwischenkommt.