Kamp-Lintfort. Nach der Trennung von Trainer und Sportleiter Sven Schützek will Fußball-Landesligist Fichte Lintfort am Montag einen Nachfolger präsentieren.

Wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um sich zu trennen? Diese Kardinalfrage stellt sich manchem nicht nur im richtigen Leben. Beim Fußball-Landesligisten TuS Fichte Lintfort dauerte die Grübelphase seit Oktober schon an. Und doch kam nach diversen Gespräch der sofortige Schluss-Strich, den der Vorstand mit Gerd Wahle und seinem Stellvertreter Michael Kopp auf der einen sowie Trainer und Sportleiter Sven Schützek auf der anderen Seite gemeinsam zogen, irgendwie überraschend.

25 Pluspunkte in der Meisterschaft, damit neun Zähler auf den ersten Abstiegsplatz sowie das Erreichen des Kreispokal-Halbfinals sprachen sportlich nicht für eine Trennung. Schon mal gar nicht drei Tage nach Trainingsstart und eine Stunde vor dem ersten Testspiel beim Bezirksligisten SV Straelen II.

„Wo wollen wir eigentlich hin?“

Es ging bei Fichte Lintfort um eine richtungsweisende Entscheidung über das Saisonende hinaus. Also: Weiter mit Sven Schützek, dessen Vertrag im Sommer ausgelaufen wäre? Darauf lief es hinaus, auch wenn die Fragestellung intern eine leicht andere war. „Nach viereinhalb gemeinsamen Jahren waren wir an dem Punkt angelangt, wo wir uns gefragt haben: Wo wollen wir eigentlich hin?“, erklärt Vorstandschef Gerd Wahle.

Diese Frage beantworteten beide Seiten für sich offenbar nicht gleich. Wahle: „Wir sind solide aufgestellt, haben gute Sponsoren. Im Moment ist für uns aber bei einem normalen Budget nicht mehr als die Landesliga drin. Sven will sicher gern auch mal höher mitmischen.“

Der 42-jährige Schützek hatte in der Vergangenheit bereits Anfragen und Kontakte, was neue, höhere Aufgaben anbelangt. „Beide Seiten brauchten eine Veränderung, da ist gar nichts Böses dabei“, versichert der Projektmanager nun. Der nimmt seit seinem Einstieg an der Franzstraße im Sommer 2015 einiges mit. „Wir haben einen tollen, aber harten Weg hingelegt, sind in der Relegation erst gescheitert, dann in die Landesliga aufgestiegen und haben uns dort im ersten Jahr gehalten. Ich habe viel Vertrauen und Zuneigung bekommen und tolle Menschen kennengelernt“, fasst Schützek zusammen. Ob nun die Enttäuschung oder die Freude auf etwas Neues dominiert? „Das Signal habe ich von meinem Körper noch nicht. Ich brauche etwas emotionalen Abstand.“

Von der Mannschaft will Schützek sich noch persönlich verabschieden – „wenn das der neue Trainer denn auch zulässt“, wie Schützek bemerkt. Am Montag schon soll verkündet werden, wer Fichte Lintfort in den verbleibenden 15 Partien in der Landesliga halten soll.

Hofft auf eine neue Herausforderung: Sven Schützek.
Hofft auf eine neue Herausforderung: Sven Schützek. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Es gab eine Menge an Bewerbungen, der Vorstand hat sich aber dem Vernehmen nach bereits festgelegt. Kein alter Fichte-Mann, sondern ein Trainer aus der anderen Landesliga-Gruppe 1 soll Schützek beerben.
So jedenfalls gab es Vorstandschef Gerd Wahle zu verstehen.

Torwartthema als Randnotiz

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass im Prinzip auch ein Sportleiter gesucht werden müsste. Schützek hatte die Position in Personalunion mit seiner Trainertätigkeit ausgefüllt. „In den vergangenen Monaten allerdings haben wir die Ämter wieder getrennt. Allein schon deshalb, weil Sven beruflich doch stark beansprucht war“, betont Wahle. Der würde gern wieder die Position des Fußball-Obmanns installieren, der den Trainer unterstützt. Gleichwohl fehlt noch ein geeigneter Kandidat.

Die Unstimmigkeiten bei der geplatzten Verpflichtung von Torhüter Mehmet Coskun (bisher FSV Duisburg, jetzt FV Duisburg 08) Anfang der Woche sollen die Trennung von Trainer Schützek nicht beschleunigt haben. „Das ist beim ganzen Thema nur eine Randnotiz“, versichert Gerd Wahle. Im Test-Heimspiel am Sonntag (15 Uhr) gegen die Sportfreunde Broekhuysen wird Co-Trainer Gianni Giorri die Mannschaft einstellen. Der langjährige Homberger Oberliga-Spieler soll unter dem neuen Cheftrainer als Assistent weiterarbeiten. „Gianni“, so betont der scheidende Trainer Schützek, „hat an unserem Erfolg einen gewichtigen Anteil.“

Übrigens:

Beim Bezirksliga-Aufsteiger SV Straelen II kam Fichte im ersten Test der Winter-Vorbereitung zu einem 4:2 (3:0)-Erfolg. Mittelstürmer Julian Thiel traf dreimal (28., 35., 58.), dazu erzielte Rechtsverteidiger Stefan Kapuscinski das 3:0 (44.).

Am Sonntag steht um 15 Uhr der nächste Test bereits auf dem Programm. Gegner an der Franzstraße wird dann der Straelener Bezirksliga-Tabellendritte Sportfreunde Broekhuysen sein.