Kleve. Die Cleve Conquerors haben seit März 2009 wieder ein Jugendteam. Im kommenden Jahr steigt die Mannschaft wieder in den Ligenbetrieb ein.
Der Merkurplatz ist mit einer dicken Schneedecke überzogen. Doch das stört Klaus Kappenstiel herzlich wenig. „Wir gehen raus!“, sagt er zu seinen Schützlingen. Keiner der jungen Spieler murrt oder gibt Widerworte. Im Gegenteil: Sie stülpen den Schulterschutz über, ziehen den Helm auf und machen sich freudig auf den Weg ins Freie. Voller Enthusiasmus nehmen sie ihre nächste Trainingseinheit American Football in Angriff.
Diese Sparte bietet der VfL Merkur Kleve Sportlern schon seit 1988 an. Kappenstiel hob die Cleve Conquerors, also die Eroberer, mit aus der Taufe. Was den Footballern meistens fehlte, war aber der passende Unterbau. Im März 2009 war es dann soweit: die Conquerors hatten wieder ein Jugendteam. „Bis jetzt haben wir fast ausschließlich trainiert“, berichtet Kappenstiel. Im kommenden Jahr erklimmt die Mannschaft die nächste Stufe: Dann geht es für das Klever Youth-Team in der Aufbauliga NRW um Punkte.
Mit der neuen Mannschaft direkt in den Spielbetrieb einzusteigen, hätte wenig Sinn gemacht - schließlich ist American Football eine komplexe Sportart. Die Angriffsformation versucht mit zig verschiedenen Varianten den Ball in die Endzone zu befördern, die Defensive will Touchdowns mit aller Macht verhindern.
Doch gerade diese Vielfältigkeit macht für die 26 Spieler, die zum Teil aus Kalkar und Emmerich kommen, den Reiz aus. Und sie stört es auch nicht, wenn Daniel Payne mit ihnen ein intensives Aufwärmprogramm abspult. „Are you ready?“, fragt der Co-Trainer, und die 15 bis 19 Jahre alten Spieler sind bereit. „Wir kombinieren die Bewegungsübungen immer mit Koordinationsübungen“, betont Kappenstiel. Denn wer nicht weiß, wo es lang geht, steht beim American Football schnell auf verlorenem Posten.
50 bis 60 Spielzüge hat Kappenstiels Mannschaft mittlerweile intus. Bevor der Ball fliegt oder einem Läufer übergeben wird, trifft der Quarterback die Entscheidung. Er ruft seinem Mitspieler einen Code zu, und jeder weiß, wie er sich bewegen muss. Lucas Weiß sucht dann die Lücken. Der 17-Jährige ist Running Back bei den Eroberern – mit flinken Läufen sucht er den Weg Richtung Endzone. Dass die Abwehrspieler ihn durch vollen Körpereinsatz zu Fall bringen wollen, stört ihn wenig. „Ich fand Fußballer immer langweilig. Beim American Football wird man geistig und körperlich viel mehr gefordert“, begründet er seine Wahl.
Im Trainingsspiel trifft Lucas Weiß auf Payam Eghtessadi. Er ist Linebacker, also muss er defensive Aufgaben ausfüllen. Anfangs hat er „mit einem Freund ein paar Bälle geworfen.“ Dann schaute er beim Training vorbei und war direkt Feuer und Flamme. „Der Teamgeist ist einfach gut“, sagt der 15-Jährige.
Für ihre erste Saison geben die jungen Footballer bescheidende Ziele aus. „Wir wollen nicht die schlechteste Mannschaft sein und schon ein paar Touchdowns erzielen“, sagt Lucas Weiß. Für seinen Mitspieler wäre es ein Erfolg, wenn sich weitere Spieler für die Sportart begeistern. „Wir nehmen jeden auf, egal ob er groß, klein, dick oder dünn ist“, erklärt Payam Eghtessadi.
Kommen neue Spieler zum Training, wedelt Klaus Kappenstiel auch nicht sofort mit dem Anmeldeformular. „Sie sollen die Sportart erstmal kennenlernen“, sagt der Trainer, der Einsteigern auch eine Leihausrüstung zur Verfügung stellen kann. Spaß sollte ein Neu-Conqueror aber mitbringen, denn so gerät auch eine Trainingseinheit bei Minusgraden nicht zur Qual.