Moers. . Am Montag jährt sich der olympische Silbermedaillen-Gewinn für das deutsche Eishockey-Nationalteam. Christian Ehrhoff erinnert sich im Interview.
Die WhatsApp-Gruppe der deutschen Eishockey-Olympia-Helden von Pyeongchang gibt es noch. „Go for Gold“ heißt der Nachrichten-Treffpunkt der Silbergewinner. Auch Christian Ehrhoff hat die Gruppe im Visier. „Ich denke, zum Einjährigen unserer Silbermedaille wird es sicher auf den Mobiltelefonen reichlich Bewegung geben“, sagt der 36-jährige gebürtige Moerser, der von 1999 bis Frühjahr 2018 als Eishockey-Verteidiger auch lange in der nordamerikanischen National Hockey League (NHL) unterwegs war.
Herr Ehrhoff, der Gewinn von Olympia-Silber ist am Montag genau ein Jahr her. Haben Sie das Datum im Kopf, oder ist der 25. Februar 2019 für Sie ein Tag wie jeder andere?
Christian Ehrhoff: Es ist für mich sicher kein Tag wie jeder andere. Unser dramatisches Finale gegen Russland, bei dem wir bis zur letzten Minute sogar den Handschuh an der Goldmedaille hatten, ist bei mir ebenso fest im Gedächtnis verankert wie andere Spiele des Turniers, wie auch die Eröffnungsfeier und die Abschlussfeier, wo ich ja die deutsche Fahne tragen durfte. Es sind wertvolle Erinnerungen an einen Karriere-Höhepunkt, die einem stets im Gedächtnis sind. Und Silber bleibt für immer in meinem Kopf.
Die passenden Bilder werden am kommenden Dienstag auch im Fernsehen laufen. Sie stehen ab 20.15 Uhr im Mittelpunkt des VOX-Formates „Ewige Helden“.
Dort präsentieren sich acht ehemalige Spitzensportler in drei sportlichen Wettkämpfen, bei denen mal Koordination, mal Kraft, mal Kondition gefragt ist. Das war für alle eine prima Herausforderung. In jeder der acht Folgen steht einer der Sportler thematisch im Mittelpunkt. Passend zum Olympia-Finalspiel bin ich es am Dienstag. Die acht Sendungen der Staffel sind im September in Andalusien aufgezeichnet worden.
Also kennen Sie schon die Sieger.
Ja, die darf ich aber natürlich nicht verraten. Das Format der Sendung ist klasse, wir waren eine tolle Truppe in den dreieinhalb Wochen in Spanien.
Apropos Truppe, wieviel Eishockeyspieler steckt noch in Ihnen beziehungsweise vermissen Sie nicht die Kabine, den Zusammenhalt einer Mannschaft, die Spiele?
Sagen wir es so: Meinem Kopf und meinem Körper tun der Abstand vom Eishockey und eine neue Herausforderung gut. Dazu habe ich mehr Zeit für meine Familie, meine Kinder. Das war mir ganz wichtig.
Deshalb haben Sie auch nicht den vakanten Posten des Sportdirektors beim Deutschen Eishockey-Bund angetreten, auf dem Sie ja nach Marcos Sturms Abschied viele schon gesehen haben?
Ich habe einen guten Kontakt zum Verband, wir haben auch über das Thema gesprochen. Aber der Zeitpunkt hat nicht gepasst. Vielleicht kommen wir ja später noch einmal zusammen.
Wie intensiv verfolgen Sie die Deutsche Eishockey-Liga noch?
Ich bin auf dem Laufenden, aber nur noch selten live dabei. Mich würde es natürlich für die Krefeld Pinguine freuen, wenn sie die Play-offs noch packen würden. Es wird mal wieder Zeit. Mein Herz schlägt immer noch für den KEV, vielleicht kann ich ja dort mal was bewirken.
Ex-Bundestrainer Marco Sturm zog es in die NHL nach Los Angeles zurück. Für ihn war die Entscheidung auch deshalb möglich, weil er nach mehr als einem Jahrzehnt in Nordamerika ein wenig mit Landshut gefremdelt hat. War das für Sie am Niederrhein auch ein Problem?
Überhaupt nicht. Wir waren als Familie ja im Sommer stets in Krefeld, haben dort unseren Freundeskreis. Ein Engagement in der NHL ist im Moment nicht geplant. Meine Kinder sollen in Krefeld Stabilität bekommen. Vier verschiedene Städte in drei Jahren waren zum Ende meiner NHL-Karriere viel – und eine Belastung für die Familie. Deshalb habe ich damals in Boston nicht unterschrieben.
Würden Sie eine Rückkehr in die NHL deshalb auch ausschließen?
Nein, weil es die professionellste Eishockey-Liga der Welt ist. Dort arbeitet doch jeder überaus gern, der auch die Sportart liebt.
Sie arbeiten in Ihrem Fitness-Studio in Moers. Wie zufrieden sind Sie mit der neuen Herausforderung?
Das Projekt ist gut angelaufen. Wir haben komplett umgebaut und bieten nun das Top-Studio der Gegend an. Für jedermann. Wir haben auch Kurse, Physiotherapie und Ergotherapie im Haus. Bei uns reicht die Altersspanne der Sportler von 14 bis 94 Jahren.
Was trainiert denn eine 94-Jährige bei Ihnen?
Da geht es in erster Linie um Krafttraining. Eine gute Muskelkraft ist auch im hohen Alter für jede Bewegung wichtig.
Das ist Christian Ehrhoff:
Beim GSC Moers in der Jugend angefangen, brachte es Christian Ehrhoff über DEL-Einsätze und die Meisterschaft 2003 mit den Krefeld Pinguinen bis in die National Hockey League. In der NHL sind 862 Einsätze für San José, Vancouver, Buffalo, Pittsburgh, Los Angeles und Chicago notiert.
Für Deutschland spielte der 36-jährige Verteidiger 110-mal. Größter Erfolg der Karriere neben einem verlorenen NHL-Finale mit den Vancouver Canucks 2011 war olympisches Silber 2018 in Südkorea.