Gelsenkirchen. Der Sportausschuss beschließt den Umbau der Sportverwaltung. Gelsensport verliert viele Aufgaben, Vereine müssen neu mit der Stadt verhandeln.
Als die wichtigste Entscheidung des Abends gefallen war, standen Gelsenkirchens Sportdezernentin Anne Heselhaus und Gelsensport-Präsident Klaus Lindner auf, gingen aufeinander zu und umarmten sich. Es war eine versöhnliche Geste nach Jahren voller Diskussionen über die Zukunft des Stadtsportbunds Gelsensport. Am Mittwochabend hat der Sportausschuss nun den neuen Vertrag zwischen der Stadt und Gelsensport beschlossen.
Der regelt, dass die Aufgaben der Sportverwaltung ab dem neuen Jahr nicht mehr vom Stadtsportbund übernommen werden, sondern wieder von der Stadt. Sie hatte jene Aufgaben 1994 an Gelsensport übertragen – ein bis heute in Deutschland einzigartiges Modell. In den vergangenen Jahren hatte es daran aber immer wieder Kritik gegeben, unter anderem wegen des schlechten Zustands vieler Sportanlagen.
Zusätzlicher Planer für Baumaßnahmen auf Sportanlagen
Die Grünen hatten Gelsensport außerdem vorgeworfen, politisch nicht neutral zu sein und auf Verbindungen von früheren Funktionsträgern zu verschiedenen Parteien verwiesen. Anschließend hatte das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Pricewaterhouse-Coopers eine Organisationsanalyse durchgeführt und darin empfohlen, die Aufgaben der Sportverwaltung wieder zurück an die Stadt zu übertragen. Am Mittwochabend beschloss der Sportausschuss nun einstimmig das Ende des sogenannten „Gelsenkirchener Modells“.
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David Fischer, sportpolitischer Sprecher der Grünen, sprach von einem „weiteren Meilenstein“, Daniel Siebel von der SPD lobte unter anderem, dass in der neuen städtischen Sportverwaltung ein zusätzlicher Mitarbeiter eingestellt werden soll, der ausschließlich Baumaßnahmen auf Sportanlagen planen und betreuen soll: „Wichtig ist, dass Strukturen optimiert werden - und diese neue Stelle ist von enormer Wichtigkeit, damit die Wege kürzer werden“, sagte Siebel.
Stadt künftig für Hallenzeiten zuständig
Im neuen Vertrag zwischen Stadt und Gelsensport sind auch die Zuständigkeiten klar geregelt. Zu den Aufgaben der Stadt zählen künftig etwa die Verwaltung der Sportanlagen und Turnhallen (inklusive Hallenzeiten), der Bau, die Planung und die Instandhaltung von Sportstätten, die Finanzen und die Sportentwicklungsplanung.
Gelsensport soll als Dachorganisation der Vereine zwar in diese Bereiche mit eingebunden werden, verliert aber deutlich an Macht. Der Stadtsportbund wird nun vor allem für Sportprojekte, das Sportabzeichen, die Sportlerehrung und Fachberatung für die Klubs verantwortlich sein. Zu einem Stellenabbau kommt es dabei nicht: Diejenigen Mitarbeiter, die sich bisher bei Gelsensport um die Aufgaben der Sportverwaltung gekümmert haben, werden nun unter dem Dach der Stadt arbeiten.
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Sportdezernentin Anne Heselhaus und Gelsensport-Präsident Klaus Lindner betonten im Sportausschuss, dass beide Seiten den Vertrag in einem „konstruktivem Austausch“ ausgehandelt hätten. Heselhaus kündigte zudem an, dass die Stadt in den nächsten Wochen bis zum Start des Vertrages am 1. Januar Kontakt allen Vereinen mitteilen werde, wer nun ihr Ansprechpartner bei Anfragen sein wird. Darüber hinaus wird die Stadt mit allen Klubs, die sich um Pflege städtischer Sportanlagen kümmern, neu über die jeweiligen Zuschüsse verhandeln. Nutzungsgebühren sollen allerdings weiter ausgeschlossen werden, heißt es im Vertrag.
Politik fordert weitere Schritte
Genau dafür hatte sich Gelsensport-Präsident Klaus Lindner im Vorfeld eingesetzt: „Uns ist wichtig, dass die Vereine nicht schlechter dastehen als vorher und dass Nutzungsgebühren weiter vermieden werden“, sagte er, erneuerte aber auch seine grundsätzliche Kritik an dem Vertrag: „Das bloße Verschieben von Mitarbeitern wird die Probleme nicht lösen“, betonte er.
Zugleich kündigte er an, gemeinsam mit der neuen städtischen Sportverwaltung daran arbeiten zu wollen, „dass die Sportanlagen in Gelsenkirchen endlich wieder auf ein vernünftiges Level kommen, auf das wir stolz sein können“.
Auch die Politik forderte weitere Schritte: „Jetzt müssen wir die Sportentwicklungsplanung voranbringen. Wir brauchen klare Prioritäten für Neubauten, Sanierungen und den Bau von Kunstrasenplätzen“, betonte etwa Daniel Siebel von der SPD. Zunächst muss am 7. Dezember aber auch der Stadtrat dem neuen Vertrag zustimmen. Dass dies aber keine große Hürde mehr ist, hat die versöhnliche Umarmung zwischen Heselhaus und Lindner nach dem großen Beschluss im Sportausschuss gezeigt.