Gelsenkirchen. Beleidigungen von den Rängen, Tumulte, Polizeieinsatz, ein verletzter Spieler: Christian Fischer findet klare Worte - und kämpft um Lösungen.

Die Vorkommnisse rund um das Kreisliga A2-Spiel zwischen der SpVgg Middelich-Resse und den Sportfreunden Bulmke (2:1) schlagen weiterhin hohe Wellen. „Ich habe schon zahlreiche Anrufe erhalten, was denn wieder in Gelsenkirchen los sei. So macht das alles keinen Bock mehr“, sagt Christian Fischer im Gespräch mit der WAZ.

Der Vorsitzende des Fußball-Kreises 12 ist über die Vorkommnisse im Bilde. Schon während der Partie soll es rassistische Äußerungen von den Zuschauerrängen gegenüber Bulmker Spielern gegeben haben. Nach dem Abpfiff der Partie kam es zu einer Rudelbildung, Rangeleien und einem Schlag gegen einen Spieler von Middelich-Resse, der anschließend zu Boden ging und mit dem Krankenwagen zur genaueren Untersuchung ins Hospital gebracht werden musste.

Fischer: „Das geht gar nicht“

„Rassistische Äußerungen gehen gar nicht“, sagt Fischer, „und einen Menschen krankenhausreif zu schlagen, geht auch nicht. Damit sind Linien deutlich überschritten. Das wandert jetzt alles vor die Sportgerichtsbarkeit und wird auch zivilrechtlich behandelt. Ich hoffe, dass Aufklärungsarbeit betrieben werden kann. Wir werden auch beide Vereine kontaktieren und uns mit ihnen an den Tisch setzen.“

Der Funktionär hat spürbar den Krawall-Kaffee auf: „Ich bin wirklich sprachlos über die Vorfälle. Und ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich den Leuten verkaufen kann, dass es sich beim Fußball um eine richtig geile Mannschaftssportart handelt, die in erster Linie eines machen soll: Nämlich Spaß.“

Hauptamtliche Kraft

Fischer streicht heraus: „Jeder Verein ist selbstverständlich für seine Zuschauer verantwortlich. Da kommen ja nicht Leute zufällig hin, sondern deswegen, weil Middelich-Resse gegen Bulmke spielt. Jeder Verein ist auch für seinen Trainer verantwortlich. Und jeder Trainer ist für seine Spieler verantwortlich.“

Christian Fischer ist für härtere Sanktions-Maßnahmen.
Christian Fischer ist für härtere Sanktions-Maßnahmen. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

Dass nicht wenige Vereine den Kreis vorrangig in der Pflicht sehen, um die Auswüchse in den Griff zu bekommen, kann Christian Fischer durchaus nachvollziehen. „Natürlich müssen wir als Kreis etwas tun, aber wir Ehrenamtler brauchen die Hilfe des Hauptamts auf Stadtebene und Gelsensport“, sagt er.

Im März hatte der Fußballkreis mit dem Verband mögliche Szenarien eingebracht, die als Gewaltpräventions- und Sanktions-Maßnahmen genutzt werden können. Fischer: „Die Politik hat in diesem Sportausschuss der Verwaltung den einstimmigen Auftrag erteilt, einen Arbeitskreis zu dem Thema einzurichten. Wir warten auf die Kontaktaufnahme durch Gelsensport.“

„Beleidigen ist kein Spaß“

Über das Verleihen von Preisen belohnt der Fußballkreis Sportler und Vereine, die sich fair verhalten. Dazu werden mit Kooperationspartner Schalke 04 jährlich über 200 Trainer lizenziert. Gute Ansätze, aber eben noch kein Allheilmittel gegen Gewalt. Fischer: „Auf der Sanktionsebene brauchen wir härtere Maßnahmen und keinen erhobenen Zeigefinger. Und wir brauchen das Duisburger Modell für Gelsenkirchen.“

Die Stadt Duisburg hat in Zusammenarbeit mit DuisburgSport, dem Stadtsportbund Duisburg und dem Fußballverband Niederrhein ein Konzept gegen Gewalt im Fußball erstellt. Konzeptinhalt sind die beiden Säulen Prävention und Sanktion. Christian Fischer: „Wir müssen dringend wieder dahin kommen, dass der Fußball als faszinierende Sportart wieder im Mittelpunkt steht. Sich zu beleidigen, ist kein Spaß - das muss in die Köpfe rein. Beim Problemlösen sind wir alle gemeinsam gefordert.“