Gelsenkirchen / Herne. Die Herner und Gelsenkirchener Footballer kämpfen um den Klassenerhalt – und gegen personellen Aderlass. Der hat vor allem zwei Gründe.

Über dem Aufeinandertreffen der Gelsenkirchen Devils und der Herne Black Barons könnten viele Namen stehen: Revanche, Kellerduell oder schlichtweg Derby. Am ehesten ist es aber noch das Duell der Gebeutelten, der Enttäuschten.

Die beiden American Football Verbandsligisten können bislang auf alles andere als eine reibungslose Saison zurückblicken. Die Folge: Es geht nur noch um den Klassenerhalt. Für beide besteht im Rückspiel am Samstag (15 Uhr, Fürstenbergstadion) Siegpflicht.

Gelsenkirchen Devils in besserer Ausgangsposition als die Herne Black Barons

Die Devils haben dabei die bessere Ausgangssituation, hatten auch schon das Hinspiel im Juni mit 23:6 gewonnen. Die Barons stehen derweil noch ohne Sieg auf dem letzten Tabellenplatz. Das einzige Faustpfand, den die Herner noch besitzen, sind die beiden Spiele gegen die Kevelaer Kings.

Mit drei Siegen aus drei Spielen könnten die Barons noch einen Satz nach vorne machen und womöglich dem sportlichen Abstieg entgehen. „Die Lage ist bedrohlich, aber nicht hoffnungslos“, sagt Kai-Uwe Weitz, Headcoach der Black Barons. „Wir haben jetzt drei Spiele gegen die direkten Konkurrenten. Wir haben noch eine Chance.“

Neue Spieler zu bekommen, ist für die Verbandsligisten schwer

Beide Vereine kämpfen nicht nur um den Klassenerhalt in der Verbandsliga, sie haben auch eine andere gemeinsame Sorge. Neue Spieler zu bekommen, gestaltet sich mittlerweile relativ schwer. Beide Vereine haben mit den Folgen der Pandemie, gerade in den U19-Mannschaften, zu kämpfen. Hinzu kommt die Konkurrenz durch die European League of Football (ELF). „Wir haben einen stärkeren Aderlass an die ELF, als wir alle dachten“, meint Weitz.

Auch Bastian Grundmann, Headcoach der Gelsenkirchen Devils, sieht das so: „Durch die ELF wurden 500, 600 Spieler rausgezogen.“ Selbst GFL- und GFL2-Klubs müssen sich nun mit Spielern aus unteren Ligen behelfen. Auch der Nachwuchs wird gezielt abgeworben. „Damit muss sich der Verband (AFCV) auseinandersetzen. Wir haben die ganze Arbeit gemacht und haben nichts davon. Die alten Vereine bluten aus. Es gibt keine Ablösen, und außer zu sagen: ‚Der kommt von uns‘, haben wir nichts davon“, meint Weitz.

Die Problematik wird den Football weiter begleiten. Doch am Samstag spielt das keine Rolle, genauso wie der erste Spieltag der NFL. Der Fokus liegt nur auf dem Derby.

Viele Neulinge im Gelsenkirchener Kader

Nachbarschaftshilfe aus Gelsenkirchen können die Herner nicht erwarten. Denn auch die Devils wollen kurz vor dem Saisonende noch den Sprung aus der Abstiegszone schaffen. Nachdem sie in der vergangenen Saison noch fast aufgestiegen waren, befinden sie sich derzeit in einer Übergangssaison und am Ende der Tabelle. „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, meint Devils-Headcoach Bastian Grundmann. Für viele Neulinge im Kader der Gelsenkirchener ist es die erste Saison auf diesem Niveau.

Die Erfahrung und das Selbstvertrauen, das etwa Quarterback Johannes Werner mitbringt, müssen sich diese Spieler erst erarbeiten. Dabei hätte Werner dieser Saison durchaus eine andere Richtung geben können. Nach einer Bandscheiben-Operation verpasste er den Saisonstart. Danach führte er die Devils zu den bislang einzigen Saisonsiegen. Im Spiel gegen Tabellenführer Wesseling Blackvenom verletzte er sich wieder. Mit einem Kreuzbandriss fällt er für den Rest des Jahres aus.

Bastian Grundmann, Headcoach der Gelsenkirchen Devils.
Bastian Grundmann, Headcoach der Gelsenkirchen Devils. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Wir wollen eigene Leute ausbilden und zahlen lieber Lehrgeld“

Hinter Jan Vennemann steht für die letzten Saisonspiele noch ein Fragezeichen. Der Runningback trainiert wieder mit der Mannschaft, aber „wir wollen ihn nicht verheizen“, meint Grundmann. So sollen es gegen Herne wieder die Rookies richten. Die Devils haben zwar noch externe Verstärkung von Landesligist Dorsten Reapers bekommen, die ihre Mannschaft zurückgezogen haben, aber Import-Spieler wird es in Gelsenkirchen keine geben.

„Wir wollen eigene Leute ausbilden und zahlen lieber Lehrgeld“, meint Grundmann. „Das gehört nicht zu unserer Philosophie von Football.“ Auch wenn dies in dieser Saison noch nicht gut funktioniert, bleiben die Devils ihren Weg treu. „Wir können es jetzt eh nicht mehr ändern. Wir bauen darauf, dass wir in der neuen Saison dann besser aufgestellt sind.“

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Herne Black Barons haben Verletzungspech

In welcher Liga das sein wird, entscheidet sich wohl erst Anfang Oktober. Dann bestreiten auch die Herner Barons ihr letztes Saisonspiel. Nach dem großen Umbruch vor der Saison haben die Barons über die Sommerpause personell mehrfach nachgelegt. Die individuelle Qualität macht sich in einzelnen Situationen bemerkbar, ist aber kein Ersatz für eine eingespielte Mannschaft. „Das Team findet sich langsam“, meint Weitz. „Die Abstimmung fehlt aber noch. Ohne Vorbereitung fällt das schwer, sowohl den Spielern als auch den Trainern.“ Hinzu kam in dieser Saison immer wieder das Verletzungspech.

Zwischenzeitlich fielen alle Linebacker aus. Nun zog sich der etatmäßige Center bei der jüngsten 6:37-Niederlage gegen die Mülheim Shamrocks eine Gehirnerschütterung zu und wird wohl nicht zum Einsatz kommen.

Headcoach Kai-Uwe Weitz von den Herne Black Barons (re.).
Headcoach Kai-Uwe Weitz von den Herne Black Barons (re.). © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka