Gelsenkirchen. Die B-Jugend des Erler SV 08 ist Aufsteiger. Trainer Kus über hohe Ziele, Niederlagen – und ein unmoralisches Angebot an einen seiner Spieler.

Der 2007er Jahrgang des Erler SV 08 hat in den vergangenen Jahren Außergewöhnliches vollbracht. Die jungen Fußballer vom Forsthaus stiegen bereits als D- und C-Junioren von der Kreisliga A in die Bezirksliga auf. In der vergangenen Saison wiederholte der 08-Nachwuchs dieses Kunststück auch bei den B-Junioren, und das sogar als jüngerer Jahrgang.

Die WAZ unterhielt sich mit Rafael Kus, der sich neben Mehmet Gül und Orhan Cevik als einer von drei Trainern um die erfolgreiche Mannschaft kümmert.

Erler SV 08 B-Jugend: „Riesendämpfer“ – in der Aufstiegsrunde

Herr Kus, es geht bald wieder um Tore und Punkte. Mit welchen Gedanken gehen Sie in die Saison 2023/24?

Rafael Kus: Wir gehen mit viel Demut in die neue Saison, nachdem wir in der Aufstiegsrunde einen Riesendämpfer erhalten hatten.

Riesendämpfer? Sie sind doch aufgestiegen!

Das ja, aber nicht in dem Stil und mit der Intensität, die man von uns kennt.

Am kommenden Sonntag startet die Meisterschaftsrunde mit dem Heimspiel gegen den SV Schermbeck. Schon aufgeregt?

Der SV Schermbeck ist eine der stärksten Mannschaften in unserer Liga. Ich kenne sie und ihren Trainer seit Jahren. Die Schermbecker und auch die Spvgg Erkenschwick gehören für mich zu den Mitfavoriten im Kampf um den Aufstieg. Alle anderen Mannschaften sind überschaubar.

Mutige Aussage vom Bezirksliga-Neuling

Nach dem Aufstieg in diesem Sommer haben Sie gesagt, dass Sie auch in der Bezirksliga um den Aufstieg mitsprechen wollen. Woher nehmen Sie diesen Optimismus?

Wir wissen, was wir können, was für ein Potenzial wir im Kader haben. Die Jungs haben sich im Laufe der Jahre gut entwickelt. Meine beiden Trainer-Kollegen Mehmet Gül und Orhan Cevik haben sogar gesagt, dass wir nicht nur aufsteigen wollen, sondern dass wir mit großem Abstand aufsteigen wollen, am besten mit einem Vorsprung von mindestens zehn Punkten.

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Eine ziemlich mutige Aussage.

Wir kennen die Liga und wir kennen die Mannschaften, die in ihr spielen. Wir brauchen uns vor keiner Mannschaft zu verstecken, und ich gehe davon aus, dass niemand gerne gegen uns spielen wird.

In der Bezirksliga wird es vielleicht den einen oder anderen Rückschlag geben. Wird Ihre Mannschaft damit umgehen können, nachdem sie bislang fast nur Siege kennengelernt hat?

Ich hoffe doch sehr, dass es auch mal Rückschläge geben wird. Aus Niederlagen kann man mehr lernen als nach fast endlosen Siegesserien. Ich hoffe, dass unsere Gegner mit breiter Brust gegen uns auftreten und sich nicht nur hinten reinstellen, so wie sie es in der Kreisliga A gegen uns gemacht haben.

Gibt es ein Rezept für den Erfolg Ihrer Mannschaft?

Die Kontinuität der Truppe. Sie spielt seit Jahren so zusammen, hatte kaum Abgänge und wurde gezielt verstärkt

Gab es auch in diesem Sommer eine solche gezielte Verstärkung?

Ja, Lukas Mysliewitz, ein Junge, der seine letzten sechs Jahre im Nachwuchsleistungszentrum bei Rot-Weiss Essen verbracht hat. Er macht uns auf jeden Fall stärker.

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Gab es Abgänge?

Nein. Nicht einen einzigen.

Wie schaffen Sie es, die Jungs in Erle zu halten?

Sie fühlen sich bei uns wohl. Drei Spieler hatten Angebote von Wattenscheid 09, aber sie haben abgelehnt und sind bei uns geblieben. Zudem wurde Malik Gül ein unmoralisches Angebot vom FSV Duisburg unterbreitet. Die Duisburger boten ihm ein Handgeld von 5000 Euro und wollten außerdem den Führerschein bezahlen. Aber auch dieses Angebot lehnte er ab.

In drei Jahren erreichen Ihre Spieler altersmäßig den Erwachsenenbereich. Wird der Erler SV 08 diese Jungs bis dahin halten können?

Das weiß ich nicht, das hängt in erster Linie vom Verein ab, wie er sich weiterentwickelt. Den Erler SV 08 zeichnet ein familiärer Zusammenhalt aus, es sind gute Strukturen geschaffen worden. Aber trotzdem wird es sicherlich Wechsel geben. Das gehört zum Fußball einfach dazu, um neue Impulse zu erhalten.