Gelsenkirchen. Von zwölf Aufsteigern aus dem Fußball-Kreis 12 in zehn Jahren haben sich nur vier in der Bezirksliga gehalten. Was den Sprung so schwierig macht.
In den vergangenen zehn Jahren sind insgesamt zwölf Mannschaften aus dem Fußballkreis Gelsenkirchen von der Kreisliga A in die Bezirksliga aufgestiegen. Nur vier dieser Teams konnten sich bis heute auf überkreislicher Ebene halten. Die anderen mussten dorthin zurück, wo sie hergekommen sind, meistens sogar schon im ersten oder im zweiten Jahr nach dem Aufstieg.
Warum können sich die Aufsteiger aus der Gelsenkirchener Kreisliga A in der Regel nicht eine Spielklasse höher behaupten? Trainer und Vorstandsmitglied Hartmut Scholz vom Erler SV 08 hat eine einfache Erklärung: „Die Qualität der Kreisliga A ist einfach zu schlecht, was auch daran liegt, dass immer noch zwei Staffeln existieren und die Spitzenmannschaften zu selten ernsthaft gefordert werden.“ Eine Liga höher, so ergänzt der 56-Jährige, sieht die Sache schon ganz anders aus. Das haben ihm auch jene Spieler aus der zweiten Mannschaft bestätigt, die in dieser Saison hin und wieder im Bezirksliga-Team zum Einsatz gekommen sind.
„Welten“ zwischen der Kreisliga A und der Bezirksliga
„Sie haben mir gesagt, dass Welten zwischen der Kreisliga A und der Bezirksliga liegen“, teilt Hartmut Scholz mit. Die Erler gehören neben dem VfB Kirchhellen, dem BV Rentfort und dem SV Hessler 06 zu jenen vier Klubs, die sich überkreislich halten konnten. Die Erler durften zwischenzeitlich sogar mal einen Abstecher in die Landesliga machen. „Aber auch wir haben uns in der Saison 2015/16, also im ersten Jahr nach dem Aufstieg, in der Bezirksliga schwergetan“, gibt er zu bedenken.
Trainer Holger Siska ist 2020 mit dem SV Hessler 06 aufgestiegen und bringt einen anderen Aspekt ins Spiel. „Der Fußball in der Bezirksliga erfordert eine andere Fitness und ist körperlich anspruchsvoller“, sagt er. „Die Aufsteiger gehen in der Regel mit ihrer Aufstiegsmannschaft in der Bezirksliga an den Start und sind es dann nicht gewohnt, so gefordert zu werden. Wir hatten in unserer Aufstiegsmannschaft schon einige Spieler, die in der Bezirksliga oder höher gespielt haben. Zudem ist es uns gelungen, die Mannschaft mit weiteren solcher Spieler zu verstärken.“
Drei Gelsenkirchener Teams hat es im zweiten Jahr nach dem Aufstieg erwischt
Die Spvgg Erle 19 schaffte 2020 gemeinsam mit den Heßleranern den Sprung in den überkreislichen Fußball und wählte den anderen Weg. Die Lila-Weißen vertrauten im Kern jenem Team, mit dem sie jahrelang im oberen Bereich des Kreis-Oberhaus mitmischten. Eine Liga höher erlitten sie Schiffbruch. Im vergangenen Jahr mussten sie wieder zurück in die Kreisliga A. Wahrscheinlich hätte es bereits 2021 nicht zum Klassenerhalt gereicht, wenn das Coronavirus nicht dazwischengekommen und einen Saisonabbruch bewirkt hätte.
Auch den SV Horst 08 II und Gençlerbirliği Resse erwischte es im zweiten Jahr nach dem Aufstieg. Der SC Schaffrath und Preußen Gladbeck mussten sofort wieder runter. Dieses Schicksal teilen sie mit FSM Gladbeck. Die Braucker stiegen vor einem Jahr auf, meldeten sich aber vor dem Saisonendspurt freiwillig vom Spielbetrieb ab. DJK TuS Rotthausen hielt sich immerhin drei Jahre lang in der Bezirksliga. Westfalia 04 Gelsenkirchen musste nach sieben Jahren zurück in die Kreisliga A.
In diesem Jahr hofft die SSV Buer II auf den Aufstieg in die Bezirksliga. Trainer Seldin Malkoc muss mit seiner Mannschaft noch den letzten Schritt dorthin machen, er sieht die höhere Spielklasse aber grundsätzlich nicht als Abenteuer. „Wichtig ist, dass der Verein den Aufstieg will“, sagt er. „Man muss, wenn man mit der zweiten Mannschaft in der Bezirksliga spielen möchte, auch dort investieren. Das hat der SV Horst 08 vor einigen Jahren nicht gemacht und konnte sich deshalb nicht halten. Uns soll das, falls wir den Aufstieg schaffen, nicht passieren.“
Auftakt zum letzten Bezirksliga-Spieltag schon am Freitag
Für den SV Hessler 06 und für den SC Hassel endet die Saison in der Fußball-Bezirksliga bereits am Freitag. Sie haben das Derby vorverlegt.
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Obwohl seit dem vergangenen Sonntag feststeht, dass die Null-Sechser auf Rang drei einlaufen werden, sagt 06-Trainer Holger Siska: „Wir wollen die Saison trotz unserer personellen Nöte positiv abschließen.“ Das möchte auch Hassels Coach Enis Ayyildiz. Er betont: „Wir haben achtmal hintereinander nicht verloren. Wir wollen unsere Serie gerne halten.“
Viktoria Resse und der Erler SV 08 sind am Pfingstmontag im Einsatz. Sie liefern sich ein Fernduell um Platz vier. Derzeit haben die zwei Punkte besseren Resser die Nase vorn, aber sie müssen zum Meister und Aufsteiger Vestia Disteln. „Wir werden Spalier stehen, aber hoffentlich nur vor dem Spiel“, sagt Trainer Matthias Potthoff.
Der Erler SV 08 hat den VfB Günnigfeld zu Gast. „Beide Teams befinden sich im Niemandsland der Tabelle“, räumt Hartmut Scholz vor seinem letzten Spiel als Trainer des ESV 08 ein. „Sollten wir verlieren, könnten wir ein paar Plätze abrutschen. Das wollen wir nicht.“