Essen. Der Altersschnitt liegt jenseits der 80 Jahre, die Playlist im Fanbus des SV Preußen Eiberg hat es in sich. Am Ende feiert sogar der Gegner mit.

  • Heike Dries kümmert sich auf einer Fanbusfahrt des SV Preußen Eiberg zum Spiel gegen den Heisinger SV um die Getränke und sorgt für gute Stimmung unter den Mitreisenden, die vor allem aus älteren Fans besteht.
  • Auf dem Weg zum Ziel kämpfen sie mit einem feststeckenden Bus, lösen das Problem aber gemeinsam mit viel Humor und Applaus.
  • Beim Spiel selbst verlieren die Eiberger zwar 7:2, doch die ausgelassene Stimmung, Musik und gemeinsames Lachen machen den Tag zu einem Erfolg.

Die einzige, die ein wenig Stress hat, ist Heike Dries. Kaum hat sich der Bus am Sachsenring in Bewegung gesetzt, eilt sie von Platz zu Platz. „Stauder oder Krombacher?“, fragt sie und verteilt die Flaschenbiere an alle Mitfahrenden. „Hast du auch zwei Piccolöchen?“, schallt es von weiter vorne durch den Bus. Was folgt, ist ein Lachen, quer durch die Reihen.

„Der Bus ist noch gar nicht angefahren, schon geht die Sauferei los“, wirft ein weiblicher Fan des SV Preußen Eiberg ein. „Richtig so, so war es doch immer bei diesen Fahrten“, erwidert ihr Nebenmann, während sich langsam der Geruch des Bieres im Bus verteilt und sich das Klirren von aneinandergeschlagenen Glasflaschen gemeinsam mit den Unterhaltungen zu einem Grundrauschen entwickelt.

Hintergrund: eine neugewonnene Freundschaft zwischen dem SV Preußen Eiberg und dem Heisinger SV. Die beiden A-Kreisligisten treffen an diesem Sonntag im Essener Süden aufeinander. In der Saisonvorbereitung verbrachten die Teams der beiden Klubs bei der Steeler Stadtmeisterschaft eine so gute Zeit zusammen, dass sich die Eiberger zum Auswärtsspiel nun etwas besonderes überlegten und einen Bus mieteten – auch, damit die älteren Mitglieder, die kein Auto mehr fahren, mal mit zu einem Auswärtsspiel können.

Die Playlist im Bus des SV Preußen Eiberg hat es in sich: Anita und Atemlos

Der Altersschnitt im Bus daher auch dementsprechend jenseits der 80. „Das ist wohl die älteste Fangruppierung überhaupt“, scherzt Luca Ducree, der Ratsherr für Horst und Eiberg, der sich die Mitfahrt nicht nehmen ließ. Auch er trägt das extra entworfene weiße Shirt mit dem Datum, den Logos der beiden Klubs und dem Spruch: „Wir waren dabei...“. Wenn schon, denn schon.

„Wenn wir in Eiberg ankommen, schmeißen die uns doch direkt wieder raus“, wird gescherzt. Man sieht es den Fans an: Sie haben Spaß an der Aktion – und am Zusammensein. Ziel erreicht.

Auch die Spieler des Heisinger SV finden die Aktion des SV Preußen Eiberg klasse.
Auch die Spieler des Heisinger SV finden die Aktion des SV Preußen Eiberg klasse. © Barnscheid/SVP

Nur mit der Musik tun sich die Preußen-Fans noch etwas schwer. Nach rund zehn Minuten – Tröten, schwarz-blaue Fahnen und die ersten Schnäpse sind da auch schon längst von Heike Dries unter die Leute gebracht – wird die Box angemacht. Das Problem nur: sie ist zu leise, um auch die hinteren Plätze so richtig zu beschallen. Dennoch hat es die Playlist in sich: Auf die „Anita“ von Costa Cordalis folgt „Atemlos“ von Helene Fischer, ehe es nahtlos zu „Griechischer Wein“ von Udo Jürgens übergeht. Besonders gefällt den Fans aber „Du kannst nicht immer 17 sein“ von Chris Roberts.

Kurz vor dem Ziel steckt der Bus fest

Kurz macht der Bus noch einen Stopp in Überruhr. Ein paar Trainer und Spieler der zweiten Mannschaft Eibergs steigen dazu und klatschen auf ihrem Weg in die letzte Reihe mit allen Mitfahrenden ab. „Wenn die kommen, machen die Stimmung“, wurde schon im Vorhinein prophezeit. Nicht zu Unrecht: es dauert nur ein paar Minuten, ehe die Zugestiegenen sehr optimistisch „So sehen Sieger aus“ anstimmen und von außerhalb des Busses der eine oder andere kritische Blick kommt.

Das Ultra-Banner wurde freilich auch wieder mitgebracht.
Das Ultra-Banner wurde freilich auch wieder mitgebracht. © Barnscheidt/SVP

Doch dann, kurz vor dem Ziel, der Sportanlage des Heisinger SV, gibt es ein Problem. Der Bus steckt fest. An der Ecke der Westpreußenstraße zur Uhlenstraße ist die Einfahrt aufgrund parkender Autos zu eng. Eifrig wird diskutiert, was der Busfahrer denn nun zu tun habe, während dieser Milimeter für Milimeter hin und her rangiert. Die Lösung: wieder raus aus der Ecke und rückwärts hoch. Mit Bravo-Rufen und unter Applaus gelingt sie dann doch, die sichere Ankunft in Heisingen.

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45 Minuten sind es allerdings noch bis zum Anpfiff. Eine lange Zeit, die mit weiteren Getränken, Musik und geworfenem Konfetti überbrückt wird. Als die Spieler dann endlich auf den Platz kommen, werden „Auswärtssieg, Auswärtssieg“-Rufe angestimmt. Und immerhin: das Spiel, welches am Ende 7:2 für den Heisinger SV ausgeht, beginnt auch gar nicht so schlecht für die Außenseiter. Bei jeder Balleroberung suchen sie sofort den Abschluss. Der geht zwar auch mal 30 Meter über das Tor, sorgt aber dennoch dafür, dass die Edel-Fans mit voller Kraft in ihre Tröten pusten und danach – und genau darum geht es an diesem Tag – glücklich und gemeinsam lachen.

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