Essen. Conor Tönnies und Arne Wessels überzeugen bei der Spvg. Schonnebeck. Dabei hätten die Top-Talente den Oberligisten längst verlassen können. Hier sprechen sie erstmals selbst.

Conor Tönnies (18) und Arne Wessels (19) sind beste Freunde, haben gerade ihr Abitur absolviert oder befinden sich im Endspurt. Sie zocken gemeinsam auf der PlayStation, machen ihren Führerschein, spielen gerne Padel-Tennis – und im Verein zusammen Fußball. Alles nichts Besonderes für zwei junge Erwachsene, oder?

Schonnebecks Top-Talente: Durchbruch in der U19 in der Saison 2022/23

Was sie von anderen Jungs in ihrem Alter unterscheidet: Tönnies und Wessels können besonders gut kicken, besser als viele andere in ihrem Alter. Zusammen stehen sie vor ihrem ersten richtigen Senioren-Jahr im Trikot der Spvg. Schonnebeck, dem Heimatverein der beiden Essener. In der Saison 2022/23 startete das Offensiv-Duo in der U19 der Spielvereinigung, die wie die Oberliga-Mannschaft von Conors Vater Dirk Tönnies trainiert wird, durch.

Alle Hintergründe zu Conor Tönnies und Arne Wessels:

Insgesamt knipsten die beiden in der Saison in der Niederrheinliga 39 Mal, spielten sich in den Blickpunkt von vielen Profinachwuchsleistungszentren. Scouts schauten bei ihren Spielen vorbei, sie gerieten in den Fokus der Öffentlichkeit – ein neues Gefühl für Tönnies und Wessels. Oder? „Wir haben uns in einen Rausch gespielt, in dem wir das alles gar nicht so wahrgenommen haben“, erklärt Tönnies im Interview mit dieser Redaktion, dem für beide ersten ihrer Karriere.

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„Als man aber davon gehört hat, dass der eine oder andere Verein an einem interessiert ist, hat man sich natürlich gefreut. Wichtig ist aber, immer geerdet zu werden.“ Das werde das Duo in Schonnebeck, so Tönnies. Wessels, der zwischenzeitlich auch schon im Nachwuchs des FC Schalke 04, von Rot-Weiss Essen und Fortuna Düsseldorf kickte, ergänzt: „Wir haben es eigentlich gar nicht so mitbekommen, weil wir immer unseren Stiefel heruntergespielt haben.“

Spvg. Schonnebeck: Tönnies und Wessels können sich in Ruhe entwickeln

Dass die beiden trotz vieler Anfragen aus höheren Ligen im vergangenen und diesen Sommer am Schetters Busch blieben? Eigentlich keine Selbstverständlichkeit – für die beiden aber schon. In ihrem gewohnten Umfeld können sie sich in Ruhe entwickeln, haben Familie und Freunde um sich – und mit Dirk Tönnies als Trainer einen direkten Ansprechpartner, der sie inzwischen seit über einem Jahrzehnt begleitet.

Conor Tönnies (rechts) und Arne Wessels sind beste Freunde - und kicken zusammen bei der Spvg. Schonnebeck in der Oberliga.
Conor Tönnies (rechts) und Arne Wessels sind beste Freunde - und kicken zusammen bei der Spvg. Schonnebeck in der Oberliga. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

„Es würde vielleicht für uns noch ein bisschen zu früh kommen, in die Regionalliga zu wechseln“, erklärt Tönnies, der in Kürze sein Sportmanagement-Fernstudium beginnt. „Wir wollen jetzt hier erst einmal noch Spielpraxis sammeln, die wir bei einem anderen Verein vielleicht nicht bekommen würden. Das haben die Klubs aber genauso gesehen.“

Spvg. Schonnebeck: Großer Hype um Top-Talente vor Vertragsunterschrift

Als die beiden Talente im September des vergangenen Jahres Verträge bei der Spielvereinigung bis 2026 unterschrieben, kehrte etwas Ruhe ein. Der Hype? Erhielt einen leichten Dämpfer – zu Gunsten der Entwicklung der beiden. Mitunter habe man sich doofe Sprüche anhören müssen, als ein möglicher Wechsel immer wieder in den Medien thematisiert wurde, so Tönnies.

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„Es war sehr entspannt, dann Klarheit zu haben“, meint Wessels, der in einem Jahr sein Wirtschaftsabitur abschließt. „Die Wertschätzung, die der Verein uns entgegengebracht hat, wollen wir auch zurückzahlen. Es wäre auch nicht in unserem Interesse, den Verein 2025 ablösefrei zu verlassen. Deswegen haben wir direkt bis 2026 unterschrieben.“ Denn: Im Falle eines vorzeitigen Abgangs würde die Spielvereinigung eine Ablösesumme kassieren.

Bevor das allerdings eintritt, wollen die beiden in der neuen Oberliga-Saison weiter reifen. „Ich denke, jetzt ist es erst einmal wichtig, in der Oberliga anzukommen, Minuten zu sammeln und von Spiel zu Spiel sicherer zu werden“, erklärt Tönnies. „Ich glaube, das wird uns sehr, sehr gut tun.“ Von der Doppelbelastung in der vergangenen Saison, als das Duo in der Niederrheinliga insgesamt 45 Buden knipste und bereits erste Oberliga-Erfahrung sammelte, haben die beiden sehr profitiert, meint Wessels.

In der Hitze am Schetters Busch: Arne Wessels und Conor Tönnies von der Spvg. Schonnebeck im Gespräch mit Julian Lötte, Mitarbeiter der WAZ-Lokalsportredaktion.
In der Hitze am Schetters Busch: Arne Wessels und Conor Tönnies von der Spvg. Schonnebeck im Gespräch mit Julian Lötte, Mitarbeiter der WAZ-Lokalsportredaktion. © FUNKE Foto Services | Uwe Ernst

In der ersten Mannschaft können die Youngster von erfahrenen Spielern wie Matthias Bloch, der sie bereits im Nachwuchs trainierte, Tim Winking und Yannick Geisler lernen – und sich wichtige Tipps abholen. „Yannick Geisler kann zum Beispiel auch mal draufhauen, wenn es nicht läuft, was wir jungen Spieler auch gebrauchen können. Er holt uns auch mal zurück auf den Boden der Tatsachen“, erklärt Wessels.

Spvg. Schonnebeck: Top-Talente sollen bloß nicht abheben

„Als ich bei einem U19-Spiel in Oberhausen vier Treffer erzielt habe und am selben Tag noch im Oberliga-Kader stand, hat er mir mal gesagt, dass ich nichts könne.“ Ironie natürlich, aber bloß nicht abheben sollen die beiden Top-Talente, das ist den Verantwortlichen und Teamkollegen in Schonnebeck wichtig. In dieser Saison aber dürften Tönnies, der bereits im vergangenen Oberliga-Jahr neun Mal knipste, und Wessels endgültig den Durchbruch in der ersten Mannschaft schaffen und nach der überzeugenden Vorbereitung, in der sie zu den besten Torschützen zählten, heiße Startelfkandidaten sein.

Lesen Sie hier: Niederrheinpokal: So lief es für die Essener Vereine.

Beim Auftakt am Sonntag (15 Uhr, Schetters Busch) gegen den VfB Homberg werden die Angreifer voraussichtlich von Beginn an auf dem Platz stehen. „Mal gucken, wir machen uns da keinen großen Stress“, erklärt Conor Tönnies. „Wir haben so viele Spieltage vor uns.“

Vor dem Saisonstart führten das Trainerteam um Chefcoach Dirk Tönnies und Co-Trainer Marwin Studtrucker Sechs-Augen-Rollengespräche mit den Spielern, deren Ausgang noch offen war – wie Bundestrainer Julian Nagelsmann vor der Europameisterschaft. Eben doch alles nicht ganz gewöhnlich für zwei junge Erwachsene.