Essen. Früher war er Landesligist, in der vergangenen Saison wurde kein Seniorenteam gemeldet. Nun kehrt der Klub zurück – hat aber weiter Probleme.
„Tradition stirbt nie“, steht auf dem T-Shirt von Christian Pollehoff, während er die Chronik seines SV Kray durchblättert. Dort steht es schwarz auf weiß: Einst trug der Spielverein Kray 04 sogar den Beinamen „Klein-Schalke“, als er 1932 unter Trainer Franz Schreiber mit starken Leistungen in der Bezirksklasse überzeugte. Dies ist sehr lange her, doch auch danach erlebten die Zuschauer der Tribüne, die auf einem Wall rund um den Rasenplatz an der Schönscheidstraße errichtet war, zahlreiche tolle Fußballspiele, die Pollehoff, der sich in der Jugend des Klubs stark engagiert, noch heute stolz machen.
In den 1990er Jahren spielte der SV Kray noch in der Landesliga. Erst 2004, der Verein war damals Bezirksligist, begann der Abstieg - Schritt für Schritt. „2004 war das Jahr, bis zu dem alles okay war. Doch dann kam eine elementare Veränderung mit der Entwicklung der Kunstrasenplätze in der Stadt. Ab da haben wir den elementaren Nachteil der Asche gespürt“, sagt Thorsten Rossocha, der Vorsitzende des Vereins.
SV Kray 04 spielte bis 2012 noch in der Landesliga
Zwar konnte Kray 04 sich noch bis 2012 mit der ersten Mannschaft in der Bezirksliga halten, doch Schritt für Schritt ging es immer weiter runter. Erst Kreisliga A, dann 2018 Kreisliga B, 2019 Kreisliga C und 2023 der komplette Rückzug der ersten Mannschaft. „Die Asche führte zu Qualitätsverlust auf Spielerebene. Aber auch die Masse wurde weniger. Die Kinder spüren ab einem gewissen Alter auch den sozialen Druck, auf Kunstrasen zu spielen. Und dann geht der Wanderzirkus los“, so Rossocha.
In der vergangenen Spielzeit nahm der Traditionsverein gar nicht am Spielbetrieb der Senioren teil, meldete lediglich eine E- und zwei F-Jugenden, Bambinis und Alte Herren. In der kommenden Saison kommt eine D-Jugend und eine neue erste Mannschaft in der Kreisliga C hinzu.
„Es ist eine Gruppe an Freunden, die den Wunsch hatte, gemeinsam wieder Fußball zu spielen. Die kommen alle hier aus dem Umfeld und kennen die Sportanlage. Sie sind auch bereit, dafür die Asche hinzunehmen“, freut sich Rossocha. Mit Richard Ruthenkolk, der zuletzt Trainer von Tura Essen war, zuvor aber auch schon beim SV Isinger aktiv war, der sich seit geraumer Zeit die Anlage mit dem SV Kray teilt, ist auch schon ein neuer Trainer gefunden.
Die Asche an der Schönscheidstraße bleibt ein großes Problem für den Klub
Trotz dieser erfreulichen Nachrichten bleibt das Problem des Platzes bestehen. Nach dem Umbau der Sportanlage in Bergeborbeck gibt es an der Schönscheidstraße einer der letzten Ascheplätze in Essen überhaupt – zieht man die kirchlichen Anlagen von Wacker Bergeborbeck und der DJK Eintracht Borbeck ab, hat der SV Kray sogar beinahe ein Alleinstellungsmerkmal.
Die letzten Gespräche mit der Stadt über einen möglichen Umbau oder einen vom Klub nicht gewollten Umzug wurden Ende des vergangenen Jahres geführt. Rossocha: „Wir bewegen uns in einem Hamsterrad. Manchmal kommt die Frage, wie viele Teams wir denn haben würden. Wir können dann nur antworten, dass wir keinerlei Probleme hätten, alle Jahrgänge zu besetzen – wenn wir denn einen Kunstrasen hätten.“
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