Region. Konzept zur Gewaltprävention. Schiedsrichter können Spiele vor einer möglichen Eskalation unterbrechen. So soll es laufen. Fragen und Antworten.

Die Erfahrungen aus Würtemmberg sind so gut, dass es nun bundesweit ausgeweitet wird: Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen bekommen ab der kommenden Saison 2024/2025 ein neues Mittel zur Gewaltprävention auf dem Fußballplatz zur Hand: das DFB-Stopp-Konzept, welches zunächst als Pilotprojekt für eine Saison vorgesehen ist – für alle Altersklassen im Männer-, Frauen- und Jugendbereich unterhalb der Regionalliga.

Erhitzen sich die Gemüter auf dem Fußballplatz so stark, dass die das Spiel leitende Person eine Eskalation befürchtet, kann sie vom Stopp-Konzept Gebrauch machen.

Was ist das Stopp-Konzept und wann kommt es zum Einsatz?

Das Stopp-Konzept ist eine Maßnahme des Deutschen Fußball-Bundes, welches Eskalationen auf dem Fußballplatz verhindern soll. Es wird eingesetzt, wenn die Schiedsrichter eine Eskalation befürchtet. Sollte es schon zur Eskalation gekommen sein, ist ein direkter Spielabbruch möglich.

Welche Schritte umfasst das Stopp-Konzept?

  1. Nach einem Pfiff heben die Unparteiischen beide Arme über den Kopf und überkreuzen die Handgelenke. Anschließend strecken sie die Arme auf Schulterhöhe voneinander weg und deuten mit einer seitlichen Stoßbewegung an, dass sich die Spieler oder Spielerinnen in ihren jeweiligen Strafraum begeben müssen.
  2. Daraufhin kommen Teamverantwortliche (Trainer, Kapitäne/-innen und weitere vom Unparteiischen zugelassene Personen) in den Mittelkreis. Dort wird ihnen der Grund für die Aussetzung des Spiels und die voraussichtliche Dauer der Beruhigungsphase genannt. Alle werden aufgefordert, die Spieler, die Offiziellen oder auch die Zuschauer zu beruhigen, damit das Spiel in Ruhe fortgesetzt werden kann und es zu keinem Spielabbruch kommt.
  3. Im dritten Schritt werden dann die Kapitäne informiert, sobald das Spiel fortgesetzt wird. Bei Bedarf können sich die Teams erneut aufwärmen.
  4. Insgesamt sind zwei Pausen möglich. Würde eine dritte Pause notwendig, wird das Spiel abgebrochen. Der genaue Ablauf ist im Spielbericht festzuhalten. Bei bestimmten Situationen kann eine Partie auch weiterhin sofort abgebrochen werden.

Welche zusätzlichen Maßnahmen zur Gewaltprävention gibt es neben dem Stopp-Konzept?

Weitere Maßnahmen umfassen Schulungen für Vereine, strafrechtliche Anzeigen gegen Täter und die Einrichtung von Ansprechpersonen für Schiedsrichter bei Schwierigkeiten.

Wer hat das Stopp-Konzept initiiert und welche Ergebnisse wurden erzielt?

Der Württembergische Fußballverband initiierte das Stopp-Konzept in der Rückrunde der Saison 2022/2023. Die Ergebnisse waren positiv, da es selten angewendet werden musste, aber den Schiedsrichtern mehr Sicherheit gab.

Was ist das Ziel der Maßnahmen zur Gewaltprävention im Amateurfußball laut Ronny Zimmermann?

Laut Ronny Zimmermann, dem 1. Vizepräsidenten für Amateure beim Deutschen Fußball-Bund ist das Ziel, ein respektvolles und anständiges Miteinander auf und um die Fußballplätze zu erreichen.

DFB hat einen Maßnahmenkatalog zum Thema der Gewalt im Amateurfußball entwickelt

„Trotz zahlreicher Maßnahmen der Verbände kommt es immer wieder zu Gewaltvorfällen beim Fußball – vor allem gegenüber Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern. Die Stimmung auf vielen Sportplätzen ist leider häufig zu aggressiv und von Respektlosigkeiten geprägt. Das ist inakzeptabel und erfordert weitere Bemühungen, die wir nun auf den Weg gebracht haben. Unsere Maßnahmen erstrecken sich von der Gewaltprävention über die Unterstützung betroffener Unparteiischer bis zur konsequenten Bestrafung der Täter. Ziel ist und bleibt es, auf und um die Fußballplätze ein vernünftiges, von Respekt und Anstand geprägtes Miteinander zu erreichen“, sagt Ronny Zimmermann, der 1. DFB-Vizepräsident Amateure.

Das Stopp-Konzept ist nicht die einzige Maßnahme gegen die Gewalt im Amateurfußball. Im Maßnahmenpaket der Verbände sind auch Schulungen für Vereine, in denen die Beteiligten über ihre Aufgaben und die Verantwortung als Veranstalter aufgeklärt werden, die Ankündigung von strafrechtlichen Anzeigen und die Einrichtung von Ansprechpersonen für die Unparteiischen, wenn diese mit Schwierigkeiten konfrontiert werden, vorgesehen.

Gute Erfahrungen im Württembergischen Fußballverband

Ganz neu ist das Stopp-Konzept übrigens nicht. Vorreiter war der Württembergische Fußballverband, der es schon seit der Rückrunde der Saison 2022/2023 testet.

Dort durften Schiedsrichter ein Spiel bis zu zwei Mal für maximal fünf Minuten unterbrechen. Entscheidet sich der Schiedsrichter danach dennoch für einen Spielabbruch, wird diese Partie nicht erneut angesetzt. Alle möglichen Mittel gelten dann als ausgeschöpft. Die Erkenntnisse aus dem Projekt waren sehr positiv.

„Zunächst kam es gar nicht so häufig zur Anwendung. Aber die Schiedsrichter hatten das Gefühl, dass sie ein Instrument an der Hand haben. Dies kann zu einem selbstsichereren Auftreten führen und sich zusätzlich positiv auf die Qualität der Spielleitung auswirken. Und natürlich können sie bei einem Platzsturm oder einer Massenschlägerei aus sofort abbrechen. Bislang hat es aber noch nie den zweiten Stopp gebraucht. Es war immer nach dem ersten erledigt Wir schaffen es in Württemberg tatsächlich gerade, uns sehr deutlich diesem Trend zu widersetzen“, sagte Dr. Thaya Vester, gegenüber dieser Redaktion.

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