Essen. Torhüterin der SGS Essen trägt seit zehn Spieltagen nun stolz eine weiße Weste. Nummer elf soll am Samstag gegen den 1. FC Köln folgen.
Weiß ist nicht unbedingt die favorisierte Farbe von Sophia Winkler. Doch zu ihrer weißen Weste hat die Torfrau der SGS Essen mittlerweile eine besondere Beziehung. Zehn Mal schon hielt sie in dieser Saison ihren Kasten in der Frauenfußball-Bundesliga sauber. Nach dem Aufstieg vor nun fast 21 Jahren gelang das noch keiner anderen Keeperin in Schönebeck. Und das wird nicht der einzige Rekord bleiben. Denn zwei Spieltage vor dem Ende kassierte die SGS auch insgesamt so wenig Gegentore (19) wie nie zuvor: 28 Gegentreffer sind bisher der Rekord, den sich Ursula Holl (2011/12) und Kim Sindermann (18/19) teilen.
Nur Bayern München kassiert weniger Gegentore
„Das kann sich sehen lassen“, findet Winkler, die sich dafür aber längst nicht alleine verantwortlich sieht: „Wir spielen in dieser Saison insgesamt sehr diszipliniert und stehen kompakt. Wir wissen um unsere Qualität gegen den Ball, aber dass es so gut läuft, habe ich auch nicht erwartet.“ Allein Meister Bayern München kassierte in der Eliteliga weniger Gegentore. Winkler selbst musste übrigens erst 15 Mal hinter sich greifen, weil sie beim wilden 4:4 gegen RB Leipzig erkrankt ausfiel.
An der erfolgreichen Saison der SGS, die sich auch in der Tabelle durch Platz fünf ausdrückt, hat Winkler mit ihren Leistungen großen Anteil. Sie ist eine mitspielende Torfrau, die mitunter auch mal den Libero gibt. Auf der Linie und im Eins-gegen-Eins ist sie nicht leicht zu bezwingen. Auch wenn sie darüber nicht gerne spricht: „Eigene Stärken zu beschreiben, das ist schwer. Ich bin sehr selbstkritisch und möchte am liebsten alles perfektionieren.“ Zeit zur Entwicklung hat sie noch, so ist die Industriekauffrau erst 20 Jahre alt.
Dass ihre Position zwischen den Pfosten ist, war ihr schon sehr früh klar, auch wenn sie im Verein erst einmal im Feld begann. „Als sich unsere Torhüterin verletzte, muss jemand anderes rein. Und ich war irgendwie da“, erinnert sie sich. Ihrem zwei Jahre älteren Bruder Tom war es nur recht. Sofort war klar, wer beim Kicken zu Hause nun die Handschuhe anzog. Den rechten übrigens immer zuerst. „Das ist so ein Tick von mir“, lacht Winkler, die sich als 8-Jährige mit der neuen Position schnell anfreundete: „Ich hatte schon immer Spaß daran, mich in Bälle reinzuschmeißen.“
Ein Fehler ist gleichbedeutend mit einem Gegentor
Auf das besondere Gefühl, ein Tor zu schießen, musste sie so aber verzichten. „Aber wenn du als Torfrau noch so gerade den Ball aus dem Winkel kratzt, was niemand erwartet hätte, oder du ein Duell Eins-gegen-Eins gewinnst, fühlt sich das genau so geil an.“ Dafür lastet aber auch ein gehöriger Druck auf Winkler. Ein Fehler ist praktisch gleichbedeutend mit einem Gegentor. „Das darfst du aber nicht an dich heranlassen. Du brauchst einen freien Kopf.“ Musik ist da ihr Schlüssel. „Die beruhigt mich. Wenn ich Kopfhörer auf habe, bin ich ganz bei mir.“
Auf die Playlist an diesem Samstag (12 Uhr, Hafenstr.) beim letzten Heimspiel gegen den 1. FC Köln hat Winkler aber keinen Einfluss. Denn das ist im eigenen Stadion das Hoheitsgebiet von Angreiferin Ramona Maier, die bei der SGS die Kabinen-DJane ist. Eine Motivationsspritze braucht es aber nicht. „Drei Punkte sind unser klares Ziel“, frohlockt die Torfrau. „Wir wollen die Saison gut beenden und uns für das belohnen, was wir geleistet haben.“ Bei einem Erfolg wäre den Essenerinnen der fünfte Platz nicht mehr zu nehmen.
Eine „Zu-Null-Prämie“ fehlt noch im Vertrag
Und wenn es nach Winkler geht, dann trägt sie am Samstag gerne ihre elfte weiße Weste. SGS-Manager Florian Zeutschler darf sich dann auch schon mal warm anziehen. In ihrem nächsten Vertrag hätte Winkler gerne, sagt sie mit einem Augenzwinkern, eine „Zu-Null-Prämie“ verankert. „Das hätten wir schon beim letzten Mal machen sollen“, flachst sie. Die gute Nachricht für die SGS ist: Das aktuelle Papier läuft noch bis 2026.
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