Essen. Guiliano Zimmerling schießt im Halbfinale der Baller League sein erstes Tor - wird aber nur Zweiter mit Calcio Berlin. Er spricht über seine Erfahrung mit den großen Namen
Diesen einen Moment hatte sich Guiliano Zimmerling aufgehoben. Kurz hinter der Mittellinie nahm der 21-Jährige den Ball mit, ging noch einige Schritte, schaute kurz den Torwart aus und schob den Ball ins rechte Eck. Jubelnd drehte er ab und streckte den Finger in die Ränge des Düsseldorfer PSD Bank Dome.
Sein erstes Tor in der Baller League hatte sich der Mittelfeldspieler des ETB SW Essen für das Halbfinale im Final-Four-Turnier aufgehoben. Beim 8:1-Endergebnis war es das zwischenzeitliche 4:0, für Zimmerling etwas Besonderes. „Es war ein geiles Gefühl, ein geiler Moment“, sagt er.
Zum ganz großen Schritt in der Premieren-Saison der Baller League sollte es für Zimmerling und sein Team Calcio Berlin nicht reichen. Nach der regulären Saison waren sie als Tabellenführer in das Turnier der besten vier Teams gegangen, setzten sich im Halbfinale souverän gegen die Las Ligas Ladies durch. Nur im Finale zogen sie gegen das Team von Ligen-Präsident Lukas Podolski, Strees United, mit 5:7 den Kürzeren. Von der Party nach dem Finale, das erst gegen 22.45 Uhr begann, hielt sich Zimmerling fern. Die Enttäuschung schwang bei ihm mit. Es sei schade gewesen, nach so einer Saison „das wichtigste Spiel noch zu verkacken“.
„Ich bin ein Gewinner-Typ“
Mit leeren Händen beendete Zimmerling den Ausflug in die Event-Liga aber nicht. Nicht nur die Silbermedaille nahm er mit – wenn auch nicht sehr gerne, „ich bin ein Gewinner-Typ“, sagt er. Woran er sich auch in den kommenden Jahren immer gerne erinnern wird, ist dieses Tor am frühen Düsseldorfer Abend. Es war nicht das Tor allein – es war das Publikum.
Vor knapp 12.500 Zuschauern hatte er noch nie gespielt, geschweige denn getroffen. „Das war schon etwas, was einen berührt“, sagt Zimmerling. Die Unterstützung habe ihn ebenfalls berührt. Die Anhänger von Calcio Berlin und Eintracht Spandau schlossen sich zusammen und jubelten lautstark – auch über Zimmerlings Treffer.
Es sind diese Bilder, dieses Gefühl, die er mitnehmen wird – und auch die ein oder andere Freundschaft. Das Gefälle zwischen Ex-Profis und Kickern aus dem Amateurlager fiel in der Baller League weg. Klar, Fußballer unter sich, da fällt schnell das „Du“, ist schnell die Marschroute klar.
Tipps und Tricks für Ailton
Am vorletzten Spieltag der regulären Saison fing die Kamera Zimmerling im eifrigen Gespräch mit Ailton ein. Was für einen Tipp hatte der junge Essener für den ehemaligen Schalker? „Er weiß ja, wie Fußball geht. Ich habe ihm gesagt, dass er seine Kraft sparen soll, wenn er lange spielen will. Er hat dann auch auf mich gehört“, meint Zimmerling mit einem Lachen.
So sehr die Begegnung mit Namen aus der Bundesliga, wie Moritz Leitner, Julian Schieber oder eben Ailton für Zimmerling während der vergangenen Wochen zur Normalität wurden, so sehr kitzelten sie auch seinen Ehrgeiz. „Wenn jemand wie Moritz Leitner den Ball hat, dann willst du ihn noch ein bisschen mehr haben. Du hast dann noch mehr Lust. Sie können dann doch schon ein bisschen mehr als die anderen“, sagt er.
Bereits Mitte Juli soll die nächste Spielzeit in der Baller League beginnen. „Es war eine sehr erfolgreiche Erfahrung für mich“, blickt Zimmerling zurück. Einen Vorvertrag habe bereits vorliegen. Aber ob er wieder in der Halle vor den Ball treten wird, ist noch nicht klar. Seine Zukunft sieht er weiter auf dem Rasen, draußen, im richtigen Fußball. Noch kämpft er um die kleine Chance, mit dem ETB aufzusteigen. Das wäre noch so ein Erlebnis, das er nicht so schnell vergessen dürfte.
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