Essen. Sollten auch Männer in der Frauenfußball-Bundesliga pfeifen dürfen? Die SGS Essen hat eine klare Meinung dazu - und möchte gegen Leipzig punkten.

Es rumort in der Frauenfußball-Bundesliga. Der Grund ist der Ärger über die Leistungen, der Unparteiischen, die der 1. FC Nürnberg in dieser Woche öffentlich gemacht hat. „Immer wieder beeinflussen Schiedsrichterinnen durch offensichtliche und nicht nachvollziehbare Fehlentscheidungen das Spielgeschehen. Alarmierend empfinden wir dabei sowohl die Qualität als auch die Quantität der Fehler, unter der in unseren Augen nicht nur der Wettkampf, sondern auch die Attraktivität der Liga massiv leidet“, erklärt Osman Cankaya, Sportlicher Leiter der Clubfrauen.

Ausgangspunkt der Kritik war zuletzt ein zweifelhafter Elfmeterpfiff, den Werder Bremen zum 1:0 gegen die Nürnbergerinnen nutzte. Allerdings spricht der FCN von einer „vereinsübergreifenden, ligaweiten Problematik“. Auch bei der SGS Essen hat man dazu eine Meinung. Schließlich machte Trainer Markus Högner seinem Unmut nach der Partie gegen den VfL Wolfsburg vor Wochenfrist ebenfalls Luft, als den Essenerinnen beim Stand von 1:0 wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung eine Top-Chance genommen wurde.

SGS Essen: Lösungsvorschlag Gleichberechtigung

Einen Lösungsvorschlag hat der FCN bereits parat: Es sollen künftig auch männliche Kollegen bei den Frauen pfeifen dürfen. Bisher gibt es nur Schiedsrichterinnen. Der DFB hat in Person von Vize-Präsident Ronny Zimmermann bereits beim SID geantwortet: „Wir sind überzeugt davon, dass die Leistung einer Person nicht mit dem Geschlecht zusammenhängt. Männer sind nicht automatisch die besseren Unparteiischen.“ Allerdings geht diese Stellungnahme an der ursprünglichen Forderung vorbei: Es sollen beide Geschlechter in der Eliteliga pfeifen dürfen - nach dem Leistungsprinzip.

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In Essen steht man diesem Vorschlag offen gegenüber. „Wir fordern Gleichberechtigung, da können wir uns männlichen Schiedsrichtern gegenüber doch nicht verschließen“, findet SGS-Manager Florian Zeutschler. „Letztendlich sollte die Qualität entscheiden“, pflichtet Trainer Högner bei und blickt nach Belgien und in die Niederlande: „Dort pfeifen Männer und Frauen. Es gibt auch gemischte Gespanne. Und die Erfahrungen sind positiv.“ Auch ein Videobeweis könne möglicherweise mittelfristig helfen, Fehlentscheidungen zu korrigieren.

Auch RB Leipzig, nächster Gegner der SGS an diesem Freitag (18.30 Uhr, Hafenstr.), hat sich positiv zu männlichen Schiedsrichtern geäußert. Allerdings kämpft der Aufsteiger in dieser Saison bisher mehr mit der eigenen Erwartungshaltung als mit Fehlentscheidungen. Erst durch das 2:1 über den 1. FC Köln verließ der hochgehandelte Aufsteiger zuletzt die Abstiegsränge. „Nach dem Sieg gegen uns in der Hinrunde mussten sie gegen drei Top-Klubs in Folge spielen. Die drei Niederlagen machen etwas mit den Spielerinnen. Da sind sie ein Stück weit in einen Negativstrudel geraten“, analysiert Högner.

SGS Essen: „Wir wissen die Spiele einzuschätzen“

Und genau das möchte die SGS nach den Niederlagen gegen Wolfsburg (1:3) und Frankfurt (0:1) verhindern. „Wir haben das ganz rational analysiert und wissen die Spiele und auch die Gegner richtig einzuschätzen“, sagt er. Emotionen wären dabei hinderlich gewesen, die will er erst wieder mit Anpfiff bei seinen Spielerinnen sehen. Und dann nach Möglichkeit nicht in Diskussionen mit dem Schiedsrichtergespann.