Essen. Cardinals ziehen Konsequenzen aus dem verpassten Saisonziel und holen ehemaligen Coach zurück. Der entlassene Trainer hält es für wenig sinnvoll.

Football-Regionalligist Assindia Cardinals hat die angekündigten Konsequenzen aus dem enttäuschenden Saisonverlauf gezogen und Cheftrainer Bernd Janzen von seinen Aufgaben entbunden. Sherman „DJ“ Anderson, der die Essener in der Saison 2019 von der Regionalliga in die Zweite Liga (GFL2) geführt hatte, übernimmt den Trainerposten zum 15. Juli.

„Wir haben uns die Entscheidung alles andere als leicht gemacht, vieles abgewogen, sind aber letztendlich zu dem Schluss gekommen, dass Verein und Team neue Impulse und Perspektiven brauchen. Jeder weiß, dass mit dem letzten Schiedsrichter-Pfiff einer Saison die Vorbereitungen für die neue starten. Da kann die Zeit für Veränderungen und Neuausrichtungen sehr schnell sehr knapp werden und man könnte unter Druck geraten“, erklärt Vereinschef Wilfried Ziegler. Weitere Veränderungen in der Trainercrew wird es vorerst nicht geben.

Trainer Janzen konnte Negativtrend bei Cardinals nicht stoppen

Janzen hatte vergeblich versucht, den Negativtrend zu stoppen. Nach zwei enttäuschenden Zweitliga-Spielzeiten waren die „Men in Blue“ im vergangenen Jahr in die Regionalliga West abgestiegen. Die Mission, nach nur einem Jahr wieder in die GFL2 zurückzukehren, ist frühzeitig gescheitert. Schon vor dem letzten Saisondrittel haben die Cardinals nach wechselhaften Auftritten und Ergebnissen ihr Ziel abgehakt – zu groß ist der Rückstand auf das Spitzentrio der Liga. Um die Planungen für die neue Saison bereits jetzt einleiten zu können, haben die Essener den Wechsel auf der Trainerposition vorgezogen.

Führte die Assindia Cardinals 2019 in die 2. Bundesliga. Ein Jahr später trennten sich die Wege einvernehmlich.
Führte die Assindia Cardinals 2019 in die 2. Bundesliga. Ein Jahr später trennten sich die Wege einvernehmlich. © FUNKE Foto Services | Michael Gohl

Janzen ist nicht glücklich mit der Entscheidung – auch nicht mit dem Zeitpunkt. „Für mich ist es nicht sinnvoll, die Strategie erschließt sich mir einfach nicht“, sagt er. Würden die Cardinals den Schritt erst nach dem letzten Saisonspiel einleiten, gehe mit Blick auf die Vorbereitung auf das neue Jahr zu viel Zeit verloren, entgegnet Ziegler.

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Trainer Anderson sorgt für amerikanischen Spirit bei Cardinals

Übernommen hatte Janzen den Job in Essen im Oktober 2020 von „DJ“ Anderson – der jetzt an die Seitenlinie zurückkehrt. Der 59-Jährige war bereits in verschiedenen Positionen bei einigen Vereinen im Essener Umkreis als Coach aktiv. Zuletzt half er am Ende der Vorsaison für die Relegation bei den Düsseldorf Panthern aus. „Er ist sehr loyal und bringt den gewissen amerikanischen Spirit rein“, sagt Ziegler über den in Florida geborenen Anderson. „Die richtige Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche, er kann anfeuern und motivieren, aber auch ein harter Hund sein.“

Vier Spiele hält der Spielplan noch für die „Men in Blue“ bereit, der neue Coach wird sich der Mannschaft in der nächsten Woche vorstellen und seine erste Einheit leiten. Ziegler erwarte, „dass er den positiven Spirit ins Team zurückbringt – auch, wenn es im Prinzip um nichts mehr geht. Er soll jetzt schon im Team die Aufbruchstimmung für 2024 erzeugen.“ Der Verein wolle in die Zweite Liga zurück. „Das ist dann auch das erklärte Saisonziel für 2024 – ganz klar“, sagt Ziegler.

Neuer Trainer hat immer schon gern in Essen gearbeitet

Was verwundert: Die Cardinals und Anderson hatten sich vor rund drei Jahren einvernehmlich aufgrund „unterschiedlicher Zukunftsvorstellungen“ getrennt. Bestehen die immer noch? Anderson sagt, er sei damals nicht mit den kommunikativen Herausforderungen der Corona-Pandemie klargekommen, das sei der Grund für die damalige Trennung gewesen. „So war das kein Football für mich“, erklärt er. Es sei eine gute Entscheidung gewesen, der Kontakt zu den Cardinals riss nie ab, der 59-Jährige schaute sich auch immer mal wieder Spiele „Am Hallo“ an.

„Essen war immer eine Station, an der ich gerne gecoacht haben. Ich habe mich immer wohlgefühlt in Essen – mit dem Team und dem Management, aber vor allem auch mit den Fans. Das ist für mich ein gutes Pflaster“, so „DJ“. Er habe nicht vor, Aufbauarbeit zu leisten, die Basis müsse stimmen. „Und das tut sie in Essen. Ich möchte die Saison gerne vernünftig abschließen.“ Und mit Blick in die Zukunft: „Die Art und Weise, wie wir uns auf Spiele vorbereiten, wie wir trainieren, wie die Abläufe sind, wollen wir schon jetzt installieren und mit in die Winterpause nehmen.“

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