Kanupolo-Bundesligist Rothe Mühle gewinnt den Deutschland Cup nach Finalsieg gegen Liverpool. So lief das Wochenende auf dem Baldeneysee.
Drei, zwei, eins … Die Uhr tickte langsam herunter. Als der Schlusspfiff ertönte, gab es am Baldeneysee – auf dem Wasser und am Ufer – kein Halten mehr. Auf der Tribüne herrschte völlige Ekstase, die Party-Version von „Griechischer Wein“ dröhnte aus den Boxen. Auf dem Wasser fielen sich die Spieler in den Booten in die Arme, ein euphorisierter Michael Konrad schrie seine Freude heraus – die Sensation war perfekt.
Der KSV Rothe Mühle (KRM) hat das geschafft, was den Essenern nach dem durchwachsenen Bundesliga-Start niemand so richtig zugetraut hatte, und den Deutschland Cup, das weltgrößte Kanupolo-Turnier, das Heimspiel auf dem Baldeneysee, gewonnen. Im Endspiel triumphierten die Rot-Weißen mit 5:4 über FOA Liverpool – wie bereits bei der Auflage 2019.
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„Heute ist ein ganz großer Tag“, erklärte KRM-Coach Konrad. Die beiden Konkurrenten lieferten sich ein enges Finale, in dem es hin und her ging, Rothe Mühle aber stets die Kontrolle und Oberhand behielt. „Was unheimlich geholfen hat, war, dass wir in Führung gegangen sind, wir nicht hinterherlaufen mussten und dann nach dem ersten Tor unheimlich viel Selbstvertrauen hatten“, freute sich Konrad.
Hauptverantwortlich für den Finalsieg: Patrick Lawrentz, der gegen Liverpool den Ball gleich drei Mal platziert an den gegnerischen Paddeln vorbei ins Netz setzte. Er fühle sich „fantastisch“, sagte er wenige Minuten nach dem Abpfiff mit seinem Boot unterm Arm. „Das ist erst recht in Essen besonders schön, weil ja auch die ganzen Essener hier mitjubeln. Du hast auch während des Spiels gesehen, dass die Stimmung richtig gut war.“
Rothe Mühle fühlte sich nicht als Favorit
Rothe Mühle, dessen Damenteam Siebter wurde, war mit dem Ziel Halbfinale in das Wochenende gestartet, fühlte sich nicht als Favorit, was der Mannschaft gutgetan habe, so Konrad. Zehn Spiele bestritten die Essener in der Vor-, Zwischen- und K.o.-Runde und verließen das Wasser jedes Mal als Sieger – eine phänomenale Bilanz. Dabei erlaubte sich KRM schon in der Vorrunde einige Schwächephasen, die Konrad zweifeln ließen. „Da dachte ich mir: Ne, das reicht dieses Jahr nicht.“
Dann habe sich die Mannschaft aber unheimlich zusammengerissen und zeigte eine Leistungssteigerung, wie sie der Trainer seinen Jungs schon nicht mehr zugetraut hatte – gerade am Finaltag. „Der Knackpunkt war für mich das Viertelfinale gegen Wanderfalke, nachdem wir zuletzt gegen sie verloren hatten. Ich wollte das Spiel unbedingt gewinnen.“
KRM entschied das Derby mit 4:3 für sich und zog durch den 3:2-Sieg gegen das französische Avranches ins Endspiel. „Im Finale hat fast alles funktioniert. Von vier Schüssen waren drei drinnen“, freute sich Konrad. „Das tat jetzt unheimlich gut und hat den Jungs das Selbstvertrauen wieder zurückgegeben. Für uns war wichtig, den Glauben mitzunehmen. Zu wissen, dass wir gewinnen können. Das ist ganz wichtig für die Jungs, diesen Schritt zu machen und dann auch ein Finale mit der Nervenbelastung zu gewinnen.“
Am Wochenende steht der zweite Bundesliga-Spieltag an
Großartig gefeiert wurde am Montag nicht mehr, am Wochenende steht bereits der zweite Bundesliga-Spieltag an – die Spieler müssen schnell regenerieren. Zumal die drei Turniertage für alle Beteiligten kräftezehrend waren. „Es ist insgesamt sehr gut gelaufen – nicht nur, weil Rothe Mühle gewonnen hat“, sagte Jürgen Konrad, der Kopf des Organisationsteams. Das Wetter spielte mit, die Sonne schien nahezu ununterbrochen.
Nur ein Problem habe es gegeben: Die Unterbringung der Teilnehmer auf den Zeltplätzen. „Das bereitet einem dann schon Kopfschmerzen, alle unterzubringen, aber das haben wir geschafft.“ Die KG Wanderfalke (KGW) hat gewohntermaßen keine lange Anreise. Die Werdener, die die Top Ten angepeilt hatten, beendeten den Deutschland Cup auf Platz sieben nach dem 4:3-Sieg gegen RKV Berlin.
KG Wanderfalke schied im Viertelfinale im Derby aus
„Von daher: Ziel erreicht. Es ist natürlich schade, dass wir im Viertelfinale gegen Rothe Mühle ausgeschieden sind“, erklärte KGW-Kapitän Lukas Körner, der dafür maßgeblich die individuellen Fehler in der ersten Halbzeit verantwortlich machte. „Das war einfach überflüssig. Es wäre mehr drin gewesen, aber das macht dann den Unterschied aus. Wenn wir fehlerfreier spielen würden, hätten wir da sicherlich auch ein bisschen mehr rausholen können.“
Immerhin beendeten die Falken das Turnier mit einem Positiv-Erlebnis, gegen Berlin siegten sie im entscheidenden Spiel nach Golden Goal. Was auffiel: Wenn KGW verlor, dann mit nur einem Tor Unterschied. „Wenn wir ein, zwei Fehler weniger gemacht hätten, hätten wir die Spiele genauso gut gewinnen können.“ Der Deutschland Cup habe das Mannschaftsgefüge aber jedenfalls nochmal gestärkt.
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