Essen. Frauenfußball-Bundesligist SGS Essen fiebert dem Kleinfeldturnier auf dem Kennedyplatz entgegen. Darum weckt der Women’s Socca Cup Begeisterung.

Das Leben pulsiert auf dem Essener Kennedyplatz. Die Menschen sind auf dem Weg zum Einkaufen, sitzen in den Restaurants und Cafés. Wer in diesen Tagen in der Essener City unterwegs ist, dürfte reichlich Fantasie benötigen, um sich vorstellen zu können, dass mitten in der Essener Innenstadt in rund zwei Wochen ein Stadion mit 3000 Zuschauern stehen soll.

Vom 2. bis 11. Juni messen sich dort die 40 besten Kleinfeld-Nationalteams der Welt beim „Socca World Cup 2023“, der Weltmeisterschaft im Kleinfeldfußball der Herren. Bereits am Tag zuvor (1. Juni) wird von 13 bis 21 Uhr auf dem Kennedyplatz der „Westenergie Women’s Socca Cup“ – das erste Kleinfeldfußball-Turnier für Profifußballerinnen aus ganz Deutschland – ausgetragen. Ausgerichtet wird das Turnier von der SGS Essen, dem Essener Frauenfußball-Bundesligisten, und der Westenergie AG, der Eintritt ist frei.

„Dass wir jetzt als Stadt in der Ruhrmetropole endlich mal so ein Highlight bei uns haben, ist einfach sensationell“, schwärmt SGS-Geschäftsführer Florian Zeutschler. „Das Turnier ist im Zuge des 50-jährigen Bestehens unserer Frauen- und Mädchenabteilung eigentlich die beste Geburtstagsüberraschung, die wir uns hätten vorstellen können.“

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„Socca Clup“ soll dem Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit bringen

Welche Motivation steckt hinter dem „Women’s Socca Cup“? Man will dem Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit schenken, Öffentlichkeit schaffen und die Geschlechtergerechtigkeit im Fußball fördern. „Den ganzen Klischees kannst du damit ein bisschen entgegenwirken“, meint Zeutschler. Zumal das Teilnehmerfeld prominent besetzt ist: Neben der SGS, die auch mit ihrer U20 vertreten ist, sind unter anderem Arminia Bielefeld, Borussia Dortmund, der 1. FC Köln und Hannover 96 dabei – große Namen, die Zuschauer anlocken sollen.

Fiebern dem Women’s Socca Cup entgegen: Christoph Köchy, Florian Zeutschler, Lena Ostermeier, Jacqueline Meißner, Beke Sterner, Brigitte Vogt und Thomas Siepmann.
Fiebern dem Women’s Socca Cup entgegen: Christoph Köchy, Florian Zeutschler, Lena Ostermeier, Jacqueline Meißner, Beke Sterner, Brigitte Vogt und Thomas Siepmann. © Michael Gohl

Dass die Wahl auf Essen als Austragungsort fiel, mag im ersten Moment überraschen. Christoph Köchy, Präsident des Kleinfeld-Fußballverbandes, hat die Erklärung: „Wenn man mal sieht, was wir hier für eine Metropolregion haben - wir haben ja 5,3 Millionen Leute in einer Fahrzeitzone von 30 Minuten - dann ist Essen so die heimliche Hauptstadt des Ruhrgebiets.“ Und weiter: „Ich gehe davon aus, dass wir hier eine Wahnsinnsatmosphäre erleben werden.“

Dazu hätten Stadt und Land „richtig Bock gehabt, das mit uns zu gestalten“. Die Sportart auf kleinem Feld fasziniert durch ihre Dynamik, ist schneller, bietet mehr Abwechslung, für viele einen höheren Unterhaltungsfaktor. Auf kleinem Feld geht’s hin und her, Angriff auf Angriff.

In der Essener City entsteht ein Fußballstadion

Spielerinnen der SGS Essen werden sich umstellen müssen

Die Spielerinnen der SGS werden sich umstellen müssen. „Wir hatten ab und zu schon mal Hallentraining – mehr oder weniger gezwungenermaßen“, erklärt SGS-Kapitänin Jacqueline Meißner schmunzelnd. Aber da komme schon ordentlich Spielfreude auf. „Wir müssen noch ein, zwei Mal trainieren, aber die Grundlage ist da.“ Die Essener Fußballerinnen freuen sich nicht nur aufs Kicken, sondern auch auf die Message, die vermittelt wird. Die Zuschauer sollen an den Kennedyplatz und anschließend zur neuen Saison an die Hafenstraße kommen.

Lena Ostermeier hofft, dass letztendlich „eine Art Gleichberechtigung stattfindet oder man sich vielleicht sogar eher für den Frauenfußball entscheidet, weil er meiner Meinung nach deutlich mehr Vorteile hat als der Männerfußball“. Aber die Verteidigerin hat einen weiteren Punkt: Das Turnier findet in einer Stadt mit einer Frauenmannschaft statt, die keinem Männerverein angegliedert ist, wie so viele andere in der 1. Bundesliga.

„Westenergie Socca Cup" bietet Frauensport eine Bühne

Etwa zehn Tage werde es dauern, das Pop-up-Stadion aufzubauen, erklärt Köchy. „Wir hätten es uns selbst nicht leisten können, diese Bühne zu bekommen und dieses Turnier so auszurichten“, erklärt Zeutschler. Die Westenergie wolle einen gesellschaftlichen Beitrag leisten, sagt Brigitte Vogt, Leiterin Marketing und Brand. „Unser Ziel ist es, dem Frauenfußball – insbesondere der SGS – und grundsätzlich den Frauen im Sport die Bühne zu geben, die sie für ihre Leistungen verdienen.“

„Das wird ein Erlebnis für die Stadt und für uns. Ich hoffe, dass das Turnier viele Zuschauer anlocken wird“, erklärt Beke Sterner, Spielerin bei der SGS. „Frauenfußball ist einzigartig. Die Leute sollen sich das angucken und Spaß daran gewinnen.“

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