Am Niederrhein. Der 15-Jährige Hamminkelner, der für die Radsportgemeinschaft Haldern 03 fährt, arbeitet mit enormem Trainingsfleiß auf eine Profi-Karriere hin.
Bei Paul Mölls-Hüfing sind derzeit besondere Motivationsqualitäten gefragt. Die Corona-Pandemie trifft auch die Radsportler hart. Auf Wettkämpfen kann sich der talentierte Mountainbiker von der RG Haldern 03 aktuell nicht präsentieren. So muss der 15-Jährige seine Kilometer seit einigen Wochen komplett auf den heimatlichen Strecken abspulen. Im Dingdener Märchenwald, in Bergerfurth oder am Schwarzen Wasser kennt er inzwischen jeden Meter – zahlreiche Eichenprozessionsspinner inklusive. Abwechslung bringt zumindest mal ein Abstecher zur Halde Haniel nach Bottrop. Sein großes Ziel hat er trotzdem weiter vor Augen. Der ehrgeizige Sportler aus Hamminkeln möchte Profi werden.
Unterstützung durch das Team Rose
„Das nächste Jahr, das zweite in der U17, wird dann wohl entscheidend sein, ob er sich als weiterhin einer der besten Nachwuchsfahrer in Deutschland für ein Team empfehlen kann, dass ihm künftig auch ein Gehalt zahlen wird“, sagt Volker Maas, Vorsitzender der Radsportgemeinschaft aus dem Lindendorf, die über ein breites Netzwerk verfügt und dem 15-Jährigen vor allem auch abseits der Strecken helfen kann.
So gehört der Hamminkelner inzwischen zum Team Rose, für das er mit der Lizenz des Halderner Vereins fahren darf. Dieses stellt dem MTB-Talent die Ausrüstung zur Verfügung, unter anderem zwei hochmoderne Bikes, die bis auf die Reifen komplett aus Carbon bestehen und mit allen erdenklichen technischen Finessen ausgestattet sind. Dazu gehört auch eine elektronische Schaltung. „In zwei Stunden benutze ich die etwa 700-mal“, erläutert der Hamminkelner, dessen Herzfrequenz auf dem Rad ebenso gemessen wird wie die Wattzahl, die er auf die Pedale bringt.
Stets an der Seite von Paul Mölls-Hüfing ist sein Vater Rüdiger, der Begleiter bei Training und Wettkämpfen, Fahrer, Koch und Monteur in einer Person ist. „Nach jeder Fahrt muss die Kette gereinigt und geölt werden“, nennt der Senior eine der vielen notwendigen Tätigkeiten. Um beim Training mit dem Sohn zumindest halbwegs mithalten können, hat er sich inzwischen ein E-Mountainbike angeschafft.
Krafttraining im Auestadion
In der Regel absolviert Paul Mölls-Hüfing, der die neunte Klasse der Gesamtschule Hamminkeln besucht, wöchentlich fünf bis sechs Trainingseinheiten – jeweils bis zu zweieinhalb Stunden. Außerdem geht’s montags ins Hamminkelner Schwimmbad und ein- bis zweimal in der Woche steht Krafttraining im Weseler Auestadion auf dem Programm.
Mit Christoph Uplawski, ehemaliger Hammerwerfer beim Weseler TV und heute ebenfalls als Radsportler für die RG Haldern 03 aktiv, kann er auch hier auf einen qualifizierten und engagierten Trainer bauen. Und das zahlt sich aus. So gewann Mölls-Hüfing zu Beginn des Jahres in Büttgen den Athletiktest in Nordrhein-Westfalen für die Nachwuchsradsportler aller Disziplinen in seiner Altersklasse.
Gleichgewichtstechnik ist wichtig
Bei Klimmzügen, Liegestützen oder beim Seilchenspringen machte dem jungen Hamminkelner keiner etwas vor. Es sei enorm wichtig, dass Mountainbiker körperlich ganzheitlich ausgebildet werden, unterstreicht Volker Maas. So sei gerade die richtige Gleichgewichtstechnik ein elementarer Faktor.
Darüber hinaus gehört gerade auf dem Mountainbike viel Mut und Risikobereitschaft dazu, um erfolgreich zu sein. Einen Slalomkurs über eine Geröllpiste den steilen Abhang hinunter zu rasen, um einen guten Platz in der Startaufstellung zu erreichen, sei fast schon freier Fall, schmunzelt der Vorsitzende der RG 03, der selbst mit seinem Rad auf der Straße unterwegs ist.
Zwei Kurven voraus
Um das Gelände optimal bewältigen zu können, muss der 15-Jährige die Rennstrecken im Vorfeld genauestens begutachten. „Ich bin dann auf dem Kurs meistens zwei Kurven voraus“, hat Paul Mölls-Hüfing die Ideallinie stets im Blick.
Der Hamminkelner hatte das im März abrupt abgebrochene Sportjahr traditionell mit den drei Rennen bei der Bocholter Winterserie eingeläutet und war dort bei seiner Premiere in der U17 eine Klasse für sich. 2019 hatte der inzwischen 1,82 Meter große Athlet in der U15 den NRW-Cup gewonnen und in der bundesweiten Wertung mit elf Rennen den dritten Platz belegt.
Erstmals im Nationaltrikot
Zudem durfte sich der Fahrer der RG Haldern 03 im vergangenen Jahr erstmals das Nationaltrikot überstreifen, nahm in Frankreich im deutschen Junioren-Team an einem Länderkampf teil. „Das war ein tolles Gefühl“, fiebert der 15-Jährige weiteren internationalen Aufgaben entgegen.
Zumindest auf eine Veranstaltung und Standortbestimmung in diesem Jahr kann Paul Mölls-Hüfing noch hinarbeiten. Geplant ist, dass Mitte Oktober im hessischen Gedern ein Rennen steigen wird. Dort soll dann auch der Deutsche U17-Meister ermittelt werden.