Kleve/Emmerich. Vorsätze fürs neue Jahr: Warum nicht eine neue Sportart ausprobieren? Redakteur Marco Virgillito hat eine Stunde Cross Fit in Kleve mitgemacht.
Es ist etwa die 40. Minute. Die Muskeln pumpen auf Hochtouren. Der Schweiß perlt sich hinunter. Aber im Kopf dreht sich alles. Der Kreislauf macht schlapp. Endet meine erste Stunde Cross Fit schon vorzeitig?
Es ist die Zeit der Vorsätze fürs neue Jahr. Nicht selten wollen die Menschen etwas für ihre Gesundheit, ihre Fitness tun. Also warum nicht mal was Neues ausprobieren. Cross Fit zum Beispiel. In Kleve an der Siemensstraße 7d hat vor rund einem Jahr Cross Fit The Box eröffnet. Eine aufstrebende Trainingsmethode, die den ganzen Körper trainiert, um im Alltag besser zurecht zu kommen. Es wird viel mit dem eigenen Körpergewicht gearbeitet. Ein Sport, den jeder betreiben kann, denn Pensum und Intensität können an die jeweiligen Voraussetzungen angepasst werden. Die NRZ hat eine Stunde mitgeschwitzt.
Die Stimmung im Team ist großartig
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Noch vor der ersten Übung fällt die Atmosphäre auf. Jeder, der hineinkommt, sucht den persönlichen Kontakt, hat ein Lächeln im Gesicht. Es wird schnell klar: Der Team-Gedanke wird gepflegt. Gemeinsam schaffen wir das.
Inhaber und Coach der Trainingshalle ist Raphael Reyers. An einer Tafel hat er den Trainingsplan dieser Stunde schon aufgeschrieben und erklärt jedem, was heute ansteht. Die Teilnehmer haben diesen wohl online bereits in der App studiert. Denn in der Umkleidekabine wird dem Gast von der Zeitung schon schmunzelnd verraten: „Heute wird’s hart!“ Gut so. Wenn schon, denn schon.
Das Fahrrad ist nicht jedermanns Darling
Es folgt ein Aufwärmprogramm. Meine Partnerin ist Giusi Reyers, die Ehefrau des Coaches, geborene Caramuscio, eine bekannte Emmericher Familie. Im Wechsel strampeln wir auf dem Fahrrad oder machen Übungen. Schnell wird klar, warum das Fahrrad, bei dem auch die Arme mit im Einsatz sind, nicht jedermanns Darling ist. Es ist schon ziemlich anstrengend.
Der Gegenpart besteht aus Seilchenspringen, Kniebeugen, Liegestütze, bei denen ich meinen Kopf so weit wie möglich Richtung der eigenen Füßen schiebe. „Schön die Fersen auf dem Boden lassen“, erinnert mich der Coach. Check!
Der Coach achtet auf Sicherheit und Haltung
Ohnehin ist Raphael Reyers sehr aufmerksam. Er achtet sehr auf die Sicherheit im Raum, dass sich die Sportler nicht ins Gehege kommen. Und darauf, dass die Übungen sauber durchgeführt werden. Haltungsfehler erkennt er sofort. Denn im zweiten Part des Trainings geht’s um Technik und Mobilität. Ich glaube, ich höre nicht richtig, als er aus der Liegestütz-Position heraus verlangt, das linke Knie bis zur linken Hand nach vorne zu ziehen: „Und jetzt legen wir uns flach hin“, sagt Raphael Reyers ganz gelassen. Ich bin doch hüftsteif. Tief durchatmen. Das hilft, um dieses Körper-Mikado zu überstehen.
Das Wort Burpee – sprich Börpi – ist häufig zu hören beim Cross Fit. Bei dieser Übung senkt man aus einem schulterbreiten Stand die Hände nah an die Füße, lässt sich zu Boden fallen, fängt sich in der Liegestützposition auf, reckt wie eine Schlange den Oberkörper nach oben, zieht den linken Fuß außen neben die linke Hand und kann aus dieser Position in den sicheren Stand hochschnellen. Optional folgt danach noch ein Sprung auf eine Kiste: „Du steigst heute nur hoch“, fordert der Coach. Er weiß, wie es schmerzt, wenn man die Box verfehlt und das Schienbein die Kante küsst. Nichts für Anfänger.
X-mal zu Boden geworfen für einen Burpee
Nun kommt der 30-minütige Trainingsblock, bei dem die Sportler richtig gefordert werden. Immer im Wechsel müssen die Teilnehmer fünf oder sieben Kalorien auf der Fiets abstrampeln und dann den Burpee machen. Erst einmal, nächste Runde zweimal, dreimal… Und so weiter.
Schon die Vorübungen haben ihre Spuren an meinem 41-jährigen Körper hinterlassen. Besonders die Burpee-Wiederholungen schlagen mir auf den Kreislauf. Kopf hoch, Kopf runter, hoch, runter. Coach Reyers guckt mir kritisch ins Gesicht. Es muss wohl blass aussehen.
Der Kampf mit dem Kreislauf
Nach zehn Minuten ist mir schwindelig. „Ich mache mal eine Runde für dich. Erhol dich“, sagt Reyers. Die Intensität ist brutal. Wenn man es nicht gewohnt ist. Die Runde danach steige ich wieder ein. „Bleib bei fünf Burpees. Nicht mehr“, ordnet der Coach an. Tatsächlich gewöhne ich mich jetzt schon dran. Es bleibt hart, aber der Kreislauf fängt sich. Das Rad vorne an der Fiets ist sozusagen ein Ventilator. Ich strample und der Wind erfrischt mein Gesicht. Tut gut.
Überall in der Halle hört man, wie sich die Sportler gegenseitig puschen. Die Aussicht die 30 Minuten durchzuhalten, kitzelt auch meinen Schweinehund. Viele drehen am Ende nochmal richtig auf. Bis zum Schlusspfiff. Geschafft! Ein tolles Gefühl. Ich könnte Bäume ausreißen. Na ja, Bäumchen.
105 Mitglieder haben die Erwartungen übertroffen
Alle klatschen sich ab. „Das macht süchtig“, ist zu hören. Offenbar auch für 105 weitere Mitglieder, die Crossfit in Kleve schon zählt. Die Zahl habe „die Erwartungen weit übertroffen. Es läuft sehr gut“, strahlt Raphael Reyers. Noch etwa 30 Mitglieder und dann sei die Kapazitätsgrenze erreicht. Denn ein Training wird niemals überladen. Die Qualität der Betreuung ist dem Betreiber, der ursprünglich aus Emmerich stammt, wichtig.
Apropos Schweinehund. Am nächsten Morgen miaut der Muskelkater. Morgens fühlt es sich nach einem Erfolg an. Am Abend kann ich kaum noch die Arme über den Kopf heben. Am Tag danach erreicht der dezente Schmerz Stellen, die sonst nicht wahrzunehmen sind. Selbst vier Tage danach spüre ich noch: Ich war beim Crossfit. Ich würd’s wieder tun.
>> Crossfit kinderleicht gemacht
Crossfit ist auch für Kinder sehr gut geeignet. Die Übungen lassen sich spielerisch einbetten. Bei dem beliebten Kinderparty-Spiel Reise nach Jerusalem krabbeln die Kids auf allen Vieren, Popo in die Höhe gestreckt. Statt Stühle sind die begehrten Plätze Medizinbälle. Geht die Musik aus, müssen die Kinder sich schnell einen Platz suchen, denn es gibt natürlich auch einen Medizinball zu wenig.
Oder: Ich packe meinen Koffer… mit Übungen. Reihum darf jedes Kind eine Übung mit dazu packen. Den Hampelmann, einen Klimmzug, den Box Jump (einen Sprung auf eine Box) und vieles mehr. Pro Runde addieren sich die Übungen. Bei Crossfit in Kleve schienen die Kinder hierbei viel Spaß zu haben.