Isselburg. Der Isselburger Wilfried Loskamp war in den letzten zwölf Jahren als Beisitzer sowohl für das Sportgericht als auch für das Bundesgericht tätig.
Wilfried Loskamp hat in den vergangenen zwölf Jahren als einer der höchsten Sportrichter in Deutschland einiges erlebt. Zunächst war er neun Jahre als Beisitzer für die Dritte Liga im Sportgericht des DFB tätig, zuletzt fällte er dann in gleicher Funktion drei Jahre als Mitglied des DFB-Bundesgerichtes juristische Entscheidungen.
Auf dem jüngsten Bundestag in Frankfurt am Main kandidierte der Sportfunktionär aus Isselburg-Her-zebocholt jetzt nicht mehr für eine weitere Amtszeit. „Ich habe mehrere Nächte darüber geschlafen, ich bin jetzt fast 70 und irgendwann muss Schluss sein“, erklärt Loskamp den künftigen Verzicht auf diesen interessanten Job, den er immer sehr gerne gemacht hat.
Mit der Bahn nach Frankfurt
„Für die Tätigkeit beim Bundesgericht bin ich in der Regel drei- bis viermal im Jahr mit der Bahn nach Frankfurt gefahren“, erläutert der 69-Jährige. Zuletzt musste Loskamp im April bei einem Streitfall mitentscheiden. Damals hatte es einen Einspruch gegeben, nachdem ein Akteur von Eintracht Braunschweig wegen angeblich rassistischer Äußerungen im Spiel gegen 1860 München für fünf Begegnungen gesperrt worden war.
„Dem Bundesgericht standen dann zusätzliche Filmaufnahmen zur Verfügung, so dass der Spieler schließlich freigesprochen wurde“, sagt Wilfried Loskamp, der als Fachbeisitzer für die Dritte Liga bei den Verhandlungen immer zusammen mit einem Vorsitzenden Richter und einem Beisitzer vom DFB zu einem Urteil gekommen ist, das vor dem Bundesgericht in zweiter Instanz dann auch rechtskräftig ist. Loskamp: „Die Strafen für die Profis fallen aber meist geringer aus als für die Amateure, das hängt mit dem Arbeitsrecht zusammen“.
Ehrenmitglied beim SuS
Bei den DFB-Bundestagen, zu denen er während seiner Zeit am Sport- und Bundesgericht stets eingeladen war, gab es für den Isselburger oft auch interessante Treffen mit Fußballgrößen wie Horst Hrubesch, Klaus Allofs oder Günter Netzer.
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„Dem Günter Netzer habe ich mal im Hotelfahrstuhl die Tür aufgehalten und am nächsten Morgen hat er dann zusammen mit mir gefrühstückt“, erzählt Wilfried Loskamp, der sich bei den DFB-Treffen auch schon über eine „Nachbarschaft“ zum Bundestrainer freuen durfte. „Die Namensschilder von Loskamp und Löw lagen direkt nebeneinander, ich wollte schon das andere mitnehmen“, schmunzelt der 69-Jährige, der viele Jahre auch als Schiedsrichter sowie bei seinem Heimatverein SuS Isselburg engagiert war – unter anderem von 1978 bis 1988 als erster Vorsitzender.
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Clubs in 2019 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt.
Als „Papa Gnädig“ bekannt
Insgesamt blicke er auf mehr als vier Jahrzehnte Rechtsprechung im Fußballbereich zurück, so Loskamp, der früher bei der Finanzverwaltung Kleve als Betriebsprüfer tätig war. Los ging es mit seinem ehrenamtlichen Engagement in den 70er Jahren als stellvertretender Vorsitzender der Kreisjugendspruchkammer.
Später war er unter anderem von 2004 bis 2014 zehn Jahre Vorsitzender der Verbandsspruchkammer. „Damit war ich etwa 30 Samstage im Jahr in Duisburg beschäftigt“, erzählt der Isselburger, der bekannt dafür war, wenn möglich einen Ausgleich anzustreben und daher in der Fußballszene als „Papa Gnädig“ bekannt ist.
Den heutigen Videobeweis in den Stadien sieht er eher skeptisch. „Die Pausen sind einfach zu lang, das ist nicht gut für die Stimmung“, nennt Loskamp, der selbst mit dem FC Schalke 04 sympathisiert, einen Kritikpunkt. „Ich freue mich aber auch, wenn Borussia Dortmund ein gutes Spiel abliefert“, ist der 69-Jährige auch hier um Ausgleich bemüht.