Emmerich. Für den Emmericher kamen die Ferien zum richtigen Zeitpunkt: Er konnte in der Sonne Kroatiens abschalten. Nun geht’s nach Belgien.
Dieses Foto passt so gar nicht zu den Urlaubsgrüßen, die Nico Hülkenberg zuletzt aus seinem Ferien-Domizil in Kroatien in den sozialen Netzwerken verbreitet hat: Nicht Meer, Sonnenbrille und Badeshorts waren darauf zu sehen, sondern das Cover des französischen Motorsport-Magazins „AutoHebdo“. Auf dem Bild: Esteban Ocon, derzeit ohne Stammcockpit in der Formel 1, im schwarz-gelben Renault-Overall.
Schon länger kursiert das Gerücht, der talentierte Franzose könne Hülkenberg nach der Saison ersetzen. „Endlich ein aufregenderer Donnerstag voraus“, schrieb der Emmericher unter das Bild. Der Donnerstag ist in der Formel 1 traditionell der Medientag – und der 32-Jährige erwartet nach der Sommerpause, die an diesem Wochenende mit dem Großen Preis von Belgien (Sonntag, 15.10 Uhr, RTL/Sky) zu Ende geht, wohl die eine oder andere Frage zum Fahrermarkt, auf dem Hülkenberg eine Hauptrolle spielt (die NRZ berichtete).
Zuletzt schlechte Form
Vor den Ferien lief es für ihn in der Königsklasse überhaupt nicht nach Plan. Erst rutschte Hülkenberg in Hockenheim mit guten Podiumsaussichten in den Reifenstapel, dann fuhr er in Ungarn auf einen enttäuschenden zwölften Platz, blieb wieder ohne Punkte. Das soll sich nun in Belgien ändern. „Die Pause kam für uns nach einem enttäuschenden Juli zu einem willkommenen Zeitpunkt“, sagte Hülkenberg am Mittwoch. „Wir wissen, dass wir in dieser Saison bislang unter unseren Erwartungen geblieben sind, aber es liegt nun an uns, sicherzustellen, dass wir uns davon für das restliche Jahr erholen.“
Teamkollege Daniel Ricciardo, der im bisherigen Saisonverlauf 22 Punkte – und damit fünf mehr – als der Deutsche gesammelt hat, sieht das ähnlich. „Es gab etwas Positives, aber auch Dinge, die nicht so gut liefen“, konstatierte Ricciardo. „Wir streben eine bessere zweite Saisonhälfte an, um unsere Gegner einzuholen. Ich weiß, dass wir das schaffen können, wir brauchen nur sauberere Wochenenden.“
Eine der Lieblingsstrecken
Auf der traditionsreichen Strecke in Spa-Francorchamps will das französische Team damit beginnen. „Spa ist eine meiner Lieblingsstrecken“, sagt Hülkenberg. Die Szenerie im Wald, durch den die Boliden fahren, das unvorhersehbare Wetter, die genialen Kurvenkombinationen. Das alles mache diesen Ort so speziell, meint Hülkenberg. All das zusammen kreiere eine „wirklich coole Herausforderung“.
In den Ardennen lauern Tücken
Der Emmericher geht optimistisch ins Rennwochenende: „Ich denke, Spa passt zu meinem Fahrstil.“ Doch Hülkenberg weiß auch um die Tücken, die in den Ardennen lauern. „Das Wetter kann ein wenig verrückt spielen, ein Teil der Strecke ist trocken, während ein anderer nass ist“, erklärte er. Auf der anderen Seite ist auch klar: So ein Szenario bietet Chancen, für Teams aus der zweiten Reihe wie Renault, um Mercedes, Ferrari oder Red Bull zu ärgern. Dafür ist eine optimale Abstimmung des Rennwagens nötig. „Es kann etwas knifflig werden, die richtige Balance für das Auto zu finden“, sagte Hülkenberg. Den Mittelteil der Strecke zeichnen viele schnelle Kurvenpassagen aus.
Abtrieb und Speed wichtig
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Dafür benötigen die Boliden viel Abtrieb. Doch das kostet auf den langen Geraden wie der „Kemmel“ einiges an Geschwindigkeit. Hülkenbergs Fazit: „Die Strecke hat einen guten Fluss und du musst die einzelnen Sektoren zusammenbringen.“
Dazu hatte der Mann vom Niederrhein in der vergangenen Saison keine Möglichkeit. Hülkenbergs Rennen ging nur gut 200 Meter. Er crashte in den Wagen von Fernando Alonso, der wiederum Charles Leclerc erwischt hat. Alle drei Piloten schieden in der ersten Kurve aus. „Natürlich, der der hinten drauffährt ist immer schuld“, meinte Hülkenberg anschließend. „Ich habe mich wahrscheinlich vertan. War ein bisschen zu spät auf der Bremse.“
Ein Fehler, der unter keinen Umständen nochmal passieren sollte. Hülkenberg will in die Punkteränge – und Eigenwerbung für einen neuen Vertrag betreiben.