Emmerich. . Nico Hülkenberg stellt sein Auto in Brasilien vorzeitig ab, um ohne Strafe beim Saisonfinale der Formel 1 in Abu Dhabi starten zu können.

Cyril Abiteboul sprach von einem enttäuschenden Wochenende in Brasilien. Kein Wunder, Renault blieb ohne WM-Punkte in Interlagos. „Dieses Rennen hat wieder einmal gezeigt, dass wir eine zu große Spanne in unserer Wettbewerbsfähigkeit haben“, meinte der Renault-Teamchef. „Daran werden wir im Winter besonders arbeiten müssen. Wir brauchen einfach mehr Konstanz in der kommenden Saison.“

Dass Nico Hülkenberg erstmals in seiner Karriere in Brasilien nicht die Zielflagge sah, war einer Vorsichtsmaßnahme geschuldet. „Ich musste wegen überhöhter Motortemperatur aufgeben“, erläuterte der Emmericher. „Das ist für den Motor nicht gesund, deswegen war es das Risiko nicht wert.“ Wäre an einer Motorenkomponente ein Schaden entstanden, hätte Hülkenberg beim letzten Saisonrennen in Abu Dhabi eine Strafversetzung in der Startaufstellung riskiert.

Die Aufgabe war sicherlich aber auch der Tatsache geschuldet, dass Hülkenberg unter normalen Umständen niemals mehr in die Punkte gekommen wäre. „Kein Auto konnte unsere Rennpace nutzen, die nicht genug war, um die Autos vor uns zu überholen, auch wenn sie besser als bei manchen vor uns war“, fasste Abiteboul das Dilemma zusammen.

Große Auswirkung auf die Konstrukteurswertung hatte die Doppel-Null von Renault hingegen nicht. Zwar konnten beide Haas-Piloten in die Top Ten fahren, aber insgesamt holten sie nur sechs Punkte auf Renault auf, die eigentlich nur noch theoretisch von Platz vier in der WM-Wertung zu verdrängen sind.

Beispiel für Zweiklassengesellschaft

Denn das französische Werksteam fährt mit 24 Punkten Vorsprung auf Haas nach Abu Dhabi. Damit der von Ferrari ausgestattete US-Rennstall noch an Renault vorbeiziehen kann, müssten beim letzten Saisonrennen in anderthalb Wochen schon mindestens die Plätze drei und fünf von Haas geholt werden, während gleichzeitig Hülkenberg und Carlos Sainz keinen einzigen Punkt ergattern dürften.

Weitaus enger würde es in der Konstrukteurswertung beim Kampf um Platz vier im Übrigen zu gehen, wenn Force India die Punkte behalten hätte, die vor dem Besitzerwechsel eingefahren wurden. Denn dann hätte Renault nur einen Vorsprung von elf Punkten vor dem letzten Rennen des Jahres.

Für Hülkenberg selbst dürfte zudem auch der siebte Platz in der Fahrerwertung in Stein gemeißelt sein. In seiner bisherigen Formel-1-Karriere war der 31-Jährige nie über den neunten Gesamtrang hinaus gekommen. Allerdings – und dies zeigt exemplarisch sehr genau die aktuelle Zweiklassengesellschaft der Formel 1 – hatte Hülkenberg in der Saison 2014 satte 96 Punkte auf dem Konto. Dieses Mal sind es vor dem letzten Rennen nur 69 Punkte. Den Titel Best of the rest mag der Emmericher eh nicht besonders leiden. „Das klingt irgendwie abwertend“, unterstrich er in Brasilien erneut.