Goch. Derbystar aus Goch stellt seit 2018 den Spielball der Fußball-Bundesliga. So viele Bälle bekommt jeder Profi-Club pro Saison.

„Vor zehn Jahren kannte uns kein Jugendkicker mehr, da waren wir ein bisschen von der Bildfläche verschwunden“, erinnert sich Joachim Böhmer und blickt stolz auf den „Brillant APS“, den offiziellen Spielball der Fußball-Bundesliga aus dem Hause Derbystar. Als 2010 erstmals ein einheitlicher Liga-Ball eingeführt wurde, musste sich Derbystar erstmal aus dem Profifußball zurückziehen. Unsere Redaktion hat mit dem COO von Derbystar über den Weg zurück in die Bundesliga gesprochen.

Die ersten Derbystar-Bälle rollten bereits in den 1970er-Jahren über Bundesliga-Rasen. Das Unternehmen mit Sitz in Goch am linken Niederrhein entstand 1968 aus der Liquidation einer Lederfabrik und stattete wenige Jahre später schon mehrere Bundesligisten aus, darunter Borussia Mönchengladbach und den MSV Duisburg. „Damals gab es in der Bundesliga noch keinen einheitlichen Spielball. Anfang der 2000er Jahre haben Mannschaften zum Teil sogar die Bälle untereinander ausgetauscht, um sich besser auf die Spiele vorbereiten zu können“, erklärt Böhmer.

Adidas verdrängt Derbystar aus der Bundesliga

2010 sollte der Spielball in der Fußball-Bundesliga dann erstmals einheitlich werden. Auch Derbystar bewarb sich bei der DFL, zog die Bewerbung aber wieder zurück – die Ausschreibung gewann Adidas. Unter dem Namen „Torfabrik“ stellte der Sportriese über acht Saisons den offiziellen Bundesliga-Ball und drängte Derbystar in den Hintergrund. „Die Spieler waren mit unseren Bällen immer sehr zufrieden. Plötzlich nicht mehr in der Bundesliga zu sein, das hat schon weh getan“, erzählt der Derbystar-Chef, der von dort an immer das Ziel verfolgte, in die oberste Liga zurückzukehren.

Für die Saison 2018/19 legte das Unternehmen der DFL dann wieder ein Angebot vor – und konnte überzeugen. Es war die bisher größte Investition für die Select-Gruppe, zu der Derbystar gehört, „aber es hat sich gelohnt“, ist der 62-Jährige überzeugt. Seit der Rückkehr in die Bundesliga konnte das Unternehmen seine Produktion fast verdoppeln. Knapp zwei Millionen Bälle produziert Derbystar inzwischen pro Jahr. 10.800 davon gehen direkt an die Profivereine. Jede Mannschaft der 1. und 2. Bundesliga erhält pro Saison jeweils 300 Bälle.

In Goch lagert Derbystar rund 200.000 Fußbälle.
In Goch lagert Derbystar rund 200.000 Fußbälle. © NRZ | Julian Heppe

„Für die DFL war es sicherlich auch ein Wagnis, vom Global Player Adidas zum Mittelstandsunternehmen Derbystar zu wechseln“, vermutet Böhmer. Doch mit der Zusammenarbeit seien beide Seiten bisher sehr zufrieden. 2021 ist der Vertrag mit dem Gocher Hersteller sogar noch vorzeitig verlängert worden. In den Bundesliga-Stadien wird also noch mindestens bis zum Sommer 2026 mit Derbystar-Bällen gespielt.

Das steckt hinter dem Bundesliga-Ball

Hergestellt werden sie in Handarbeit in der pakistanischen Stadt Sialkot. Der „Brillant APS“ besteht aus 32 sogenannten Panels, also zwölf fünf- und 20 sechseckigen Teilen aus dem Kunststoff Polyurethan, die mit 630 Doppelstichen und 60 Eckstichen vernäht werden. Das Nähen eines Balles dauert in der pakistanischen Fabrik etwa zweieinhalb Stunden.

Kampf um den „Brillant APS“: Freiburgs Christian Günter (r) in Aktion gegen Augsburgs Ermedin Demirovic
Kampf um den „Brillant APS“: Freiburgs Christian Günter (r) in Aktion gegen Augsburgs Ermedin Demirovic © dpa | Tom Weller

Die 54 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Goch kümmern sich unter anderem um den Vertrieb, die Logistik und die Entwicklung der Bälle. So erhält der Bundesliga-Ball für jede Saison ein neues Design. Das aktuelle erinnert an den klassischen Fußball-Look mit zwölf gleichmäßig verteilten farbigen Panels. „Symmetrie ist dabei ganz wichtig. Das kann sonst für Irritationen bei der Flugbewegung sorgen“, erklärt der Derbystar-Chef.

Mehr Bundesliga-Tore seit Derbystar-Einstieg

Aus technischer Sicht hat sich der Bundesliga-Ball in den vergangenen Jahren nur geringfügig verändert. Auffällig ist immer noch die Strukturoberfläche mit kleinen Vertiefungen in Diamantoptik. Das soll laut Derbystar für eine optimale Ballkontrolle durch besseren Grip sorgen. Und das spiegelt sich auch in der Statistik wider: So sind in der ersten Saison mit Derbystar-Bällen direkt deutlich mehr Tore gefallen. Inwiefern das aber wirklich an dem Gocher Produkt liegt, will Joachim Böhmer nicht beurteilen.

Mehr Tore in der Bundesliga seit Derbystar

In der ersten Spielzeit 2018/19 mit Derbystar-Bällen erzielten die Bundesliga-Profis ganze 118 Tore mehr als in der Vorsaison. Seit dem Einstieg des Gocher Unternehmens trafen die Spieler in jeder Saison deutlich mehr als 900 Mal, in der Saison 2022/23 landete der Ball insgesamt 971 Mal im Netz. In den acht Jahren, in denen mit Adidas-Bällen gespielt wurde, wurden in der Bundesliga nur einmal mehr als 900 Tore erzielt.

Die Kernkompetenz von Derbystar ist und bleibt das runde Kunstleder. Das hat inzwischen auch seinen Weg nach Österreich gefunden. Wie im vergangenen Sommer bekannt wurde, stellt das Gocher Unternehmen ab der Saison 2024/25 hier die Spielbälle der österreichischen Bundesligen. Die Partnerschaft mit der ÖFBL soll bis mindestens 2029 laufen. Ziel des Unternehmens ist aber jetzt, sich auch als Komplettausstatter für Vereine im Markt zu etablieren. So verkauft Derbystar inzwischen nicht mehr nur Bälle, sondern auch Trikots, Trainingsanzüge, Torwarthandschuhe und Zubehör.