Am Niederrhein. Nach dem Rückzug der Oberliga-Mannschaft wegen der Tecklenburg-Insolvenz hat nun auch der SV Straelen als Verein Insolvenz angemeldet.
Der SV Straelen hat nach der Insolvenz der Firma ihres Mäzens und mittlerweile zurückgetretenen Präsidenten Hermann Tecklenburg, dem Bauunternehmen Tecklenburg GmbH, nicht nur seine Oberliga-Mannschaft vom Spielbetrieb zurückgezogen, sondern nun als Verein auch Insolvenz angemeldet.
„Die Insolvenz der Fa. Tecklenburg hat auch einschneidende Folgen für unseren Verein, den SV 19 Straelen e.V.“, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins. „Die größte Herausforderung sind die fehlenden Einnahmen aus dem Sponsoring, die nur durch drastische Kürzungen auf der Ausgabenseite ansatzweise kompensiert werden konnten. Durch die Abmeldung der 1. Fußballmannschaft aus der NRW-Oberliga und daraus folgender Aufhebungsverträge mit den Spielern sowie durch diverse drastische Einsparungen konnten wir die laufenden Kosten innerhalb von drei Wochen um ca. 80%. reduzieren.“
SV Straelen hat laufende Kosten bereits um 80 Prozent reduziert
Der Vorstand weiter: „Für die Deckung der laufenden Kosten wurden inzwischen Finanzierungspläne erarbeitet, die langfristig eine solide und seriöse Basis für unseren Verein und speziell für unsere 2.200 Mitglieder darstellen. Aufgrund des Rücktritts unseres 1. Vorsitzenden Hermann Tecklenburg eröffneten sich neue Erkenntnisse, die dem aktuellen Vorstand bis dahin nicht bekannt waren. Im Gegensatz zu der mehrfach vom 1. Vorsitzenden geäußerten Aussage, der SV 19 Straelen habe mit der im Raum stehenden Steuer- und Sozialabgabenproblematik nichts zu tun, dies sei ausschließlich ein Thema von Hermann Tecklenburg und seiner Firma, könnte der SV 19 Straelen e.V. eventuell nun doch in Haftung genommen werden.“
In der Pressemitteilung betont der Verein: „Der aktuelle geschäftsführende Vorstand als auch alle weiteren beim SV Straelen handelnden Personen sind nicht Bestandteil des laufenden Ermittlungsverfahrens. Alle über den SVS abgerechneten Löhne sind bei regelmäßigen Prüfungen durch die entsprechenden Behörden nie beanstandet worden. Der SV 19 Straelen e. V. ist somit nachweislich nicht verantwortlich für die Unregelmäßigkeiten bei der Abgabe der Steuern und Sozialbeträge, falls es sie tatsächlich gegeben haben sollte.“
SV Straelen fürchtet, haftbar gemacht zu werden
Zur weiteren Erläuterung heißt es: „Trotzdem wird der Verein aktuell für die Nachzahlung der nicht abgeführten Steuer- bzw. Sozialabgaben haftbar gemacht. Das Insolvenzrecht sieht in seinen Richtlinien vor, dass, wenn abzusehen ist bzw. es sein könnte, ein Verein seine Forderungen aktuell oder zukünftig nicht begleichen kann, ein Insolvenzantrag zu stellen ist, ansonsten würde möglicherweise eine Insolvenzverschleppung drohen. Sofern der SV 19 Straelen e. V. also tatsächlich für die Zahlung der im Raum stehenden Steuer- bzw. Sozialabgaben – die sind im hohen sechsstelligen Bereich angesiedelt - haftbar ist, können wir die daraus resultierenden Forderungen aus dem Vereinsvermögen in keiner Weise nachkommen. Wir sehen uns daher gezwungen, am heutigen Tag, dem 21. Februar 2024, einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Kleve einzureichen.“
Die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens bedeute aber nicht die Einstellung jeglicher Aktivitäten. Der Sportbetrieb beim SVS wird zunächst in allen Abteilungen ganz normal weiterlaufen. „Wir unternehmen diesen Schritt ganz bewusst mit dem Ziel, den Verein erfolgreich aus dieser Insolvenz herauszuführen“, so der Vorstand. „Inwiefern uns das gelingen wird, liegt aber nicht alleine in unseren Händen.“
Hermann Tecklenburg soll in seiner Funktion als Präsident und Hauptsponsor des SV Straelen den Sozialkassen insgesamt 862.000 Euro vorenthalten haben. So lautet der zentrale Vorwurf einer Anklageschrift, die die Staatsanwaltschaft beim Landgericht Kleve eingereicht hat.