Duisburg.. Marco Ketelaers Mannschaft hätte die Halbfinalpartie in Frankfurt schon in der regulären Spielzeit und in der Verlängerung für sich entscheiden können. Am Ende trafen zwei Nationalspielerinnen nicht ins Netz.
Die Körpersprache war eindeutig. Linda Bresonik stand am Mittelkreis des Stadions am Brentanobad, umringt von ihren Mitspielerinnen, die ihr auf den Rücken klopften. Klare Botschaft: Jetzt musst Du ran. Dabei wollte und sollte sie nicht. Elfmeter, das war zuletzt ein Problemfall für die Fußball-Nationalspielerin in Reihen des FCR 2001 Duisburg. Unlängst hatte sie erst einen beim 2:2 in der Bundesliga gegen den SC Freiburg vergeben. Und dann trat sie doch an – und scheiterte. Eine Fahrkarte, die bitterer kaum hätte sein können, denn damit war das Aus des FCR im Halbfinale des DFB-Pokals besiegelt.
Als seine Spielerinnen in der Kabine den Frust auf ihre Weise verarbeiteten, packte Trainer Marco Ketelaer selbigen in Worte: „Die Enttäuschung ist groß. Gerade in dieser Phase wäre es wichtig gewesen, auch für die Meisterschaft etwas mitzunehmen.“ Jetzt steht die Befürchtung im Raum, das denkbar knappe Ausscheiden könnte genau die umgekehrte Wirkung haben. Was nach dem jüngsten Abwärtstrend in der Liga fatal wäre.
Gutes Debüt von Lieke Martens
Dabei bot der Tag in Frankfurt vieles, um die Euphorie noch einmal neu zu entfachen. Der FCR hielt nicht nur mit dem Favoriten mit, er bot ihm sogar bravourös die Stirn und wäre sowohl nach regulärer Spielzeit als auch in der Verlängerung kein unverdienter Sieger gewesen. Sicher, die erste halbe Stunde gehörte dem FFC. Als aber Mandy Islacker nach schnell ausgeführtem Freistoß von Gülhiye Cengiz den 1:1-Ausgleich erzielte, begannen die Gastgeberinnen zu wackeln. Alexandra Popp, eine Halbzeit lang kaum zu sehen, drehte nach dem Wechsel auf und sorgte mit einem satten 20-Meter-Schuss für das 2:1 (68.). Hätte wohl gereicht – ohne den vermeidbaren 2:2-Ausgleich durch Gina Lewandowskis Kopfball nach einer Bajramaj-Ecke.
Die Verlängerung gehörte klar dem FCR. Frankfurter Chancen? Fehlanzeige. Dafür hätte erst Alexandra Popp das 3:2 markieren können, die nach starker Flanke von Jennifer Oster an Desiree Schumann scheiterte. Bei der FFC-Torfrau war wenig später auch für Lieke Martens Endstation – Pech für die Niederländerin bei ihrem sehr starken Debüt.
Trotzdem war das Happy End zum Greifen nah. Anke Preuß, vorher vor allem bei hohen Bällen nicht immer sicher, wurde ihrem Ruf als Elfmeterkillerin gerecht, als sie gegen die Schweizerin Ana Maria Crnogorcevic parierte. Und hatte die Heldenrolle schon fast gebucht, als sie den Schuss von Lira Bajramaj mit der Faust traf, aber ins eigene Tor lenkte. Das Problem war nur: Nach und nach gingen dem FCR die Elfmeterschützinnen aus. So war es dann Kapitänin Annike Krahn, die Verantwortung übernahm und das entscheidende 5:4 erzielen wollte. Doch ihr eher schwacher, rechts halbhoch angesetzter Versuch war keine große Herausforderung für Schumann.
Himmighofen, Neboli, Hauer – allesamt Kandidatinnen für den berühmten „Notfall“. Blieb also nur noch Linda Bresonik. Nach dem 5:4 durch Saskia Bartusiak musste sie verwandeln – und schlenzte an dieselbe Stelle, die zuvor Krahn anvisiert hatte. Schumann flog erneut dorthin und durfte sich Sekunden später feiern lassen. Den Verantwortlichen des FCR, kurz zuvor in Jubelstimmung, kippten die Kinnladen herunter. Das prestige- und einnahmenträchtige Finale in Köln war verpasst, dort steht stattdessen wieder einmal der ohnehin schon finanziell deutlich potentere Erzrivale, der sich für die neue Saison dann auch noch die Dienste von Simone Laudehr gesichert hat.
Für den FCR blieb nur das, was ihre Mitspielerinnen für Linda Bresonik übrig hatten: ein aufmunterndes, aber nutzloses Schulterklopfen.