Duisburg. Die lange Titel-Durststrecke ist vorbei. In zwei dramatischen Endspielen hat der RSC Cronenberg am Ende knapp das Nachsehen.
Christopher Nusch umarmte kurzerhand alle, die ihm über den Weg liefen. Der Trainer der RESG Walsum, der mit Emotionen sonst eher sparsam umgeht, war überglücklich. Ist es ein Wunder? Der deutsche Rollhockey-Rekordmeister musste bis zu diesem Sonntag seit 21 Jahren auf einen großen Titelgewinn warten, doch nun ist diese Durststrecke beendet. Nachdem das erste Finalspiel um den DRIV-Pokal am Samstag in eigener Halle mit einem 2:1 (1:0)-Sieg gegen den RSC Cronenberg geendet war, wurde die Dramatik tags darauf beim Rückspiel in Wuppertal auf die Spitze getrieben, ehe durch ein 4:4 (3:2)-Unentschieden klar war: Erstmals seit 2003 und zum fünften Mal insgesamt geht der Cup in den Duisburger Norden.
Besser kann eine Amtszeit wohl kaum beginnen. Erst seit kurzem fungiert Jens Stölzel als Rollhockey-Abteilungsleiter bei der RESG, am Sonntag tanzte er nun schon freudetrunken auf dem Parkett der Alfred-Henckels-Halle. Nach 100 überaus intensiven Minuten musste die Freude einfach raus. Wie im Vorfeld zu erwarten war, lieferten sich die beiden alten Rivalen ein Duell auf Augenhöhe, das in jede der beiden Richtungen hätte kippen können. Letztlich war es das Heimspiel im Samstag, in dem die Walsumer den Grundstein legten – auch wenn der herausgespielte Vorsprung am Ende minimal war.
In dieser Partie zeigten die Gastgeber aber schon, dass sie nach einer zumindest in der Bundesliga nicht glücklich verlaufenden Saison, bedingt durch viele Ausfälle und die Notwendigkeit zu einem enormen personellen Umbau, in deren Schlussphase nun offenbar zueinander gefunden haben. Vor vollem Haus in der Halle Beckersloh war es in der 13. Minute der junge Spanier Joan Carles Molero, der die Kugel zur Führung über die Linie spitzelte. Danach verzweifelte Christopher Nusch schon ein wenig, denn gleich drei Direkte Freistöße nach Blauen Karten für die Gäste blieben ebenso ungenutzt wie die daraus jeweils resultierende zweiminütige Überzahl.
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35 Sekunden vor Schluss brachte dann aber César Torres die Halle zum Explodieren, als er eine Einzelleistung zum 2:0 abschloss. Mit zwei Toren Vorsprung nach Cronenberg – das wäre es gewesen. Doch nur sechs Sekunden später beging Torres – angeblich – das zehnte Teamfoul, woraufhin Thomas Köhler den fälligen Penalty zum Anschluss für den RSC verwandelte.
Tags darauf legte Cronenberg los wie die Feuerwehr, führte schnell mit 2:0 durch einen Doppelschlag von Aaron Börkei. „Da haben sie uns ein bisschen überrollt“, so Jens Stölzel, der aber froh war, dass die Mannschaft anschließend die Ruhe wiederfand. Bis zur Pause brachten Alexander Ober und Miquel Vila die RESG wieder auf 2:3 heran – Gleichstand also insgesamt. César Torres konnte sogar den 3:3-Ausgleich erzielen, doch fast postwendend brachte Lucas Seidler den RSC wieder nach vorn. Kurz darauf hatte Vila das 4:4 auf dem Schläger, scheiterte aber mit einem Direkten. Doch in der 44. Minute war es dem erfahrenen Spanier vorbehalten, zum erneuten Ausgleich zu treffen.
Die letzten Minuten wurden dann zu einer Nervenschlacht, zumal die RESG kurz vor Schluss das neunte Teamfoul kassierte. Zudem musste Guillem Costa mit einer blauen Karte, die allerdings keinen Direkten nach sich zog, vom Feld. Doch Walsum behielt die Ruhe, profitierte zudem davon, dass sich Adrian Börkei die rote Karte abholte. Als die Uhr bei Null stand, war der Rest nur noch ausgelassener Jubel.