Duisburg. Nach den World Bowls 1998 und 2000 hat Rhein Fire die Meisterschaft in der ELF gewonnen. Die Zukunft der Liga war ein Thema für die Clubs.
Der „Knoten“ war zum Bersten gefüllt! „Das war ja schon unsere Partykneipe, als wir noch in der NFL Europe gespielt haben“, sagt Martin Wagner, Gesellschafter von Rhein Fire. Die Saison war groß – die sich anschließende Meisterfeier auch. Die Erinnerung an die World-Bowl-Erfolge der Jahre 1998 und 2000 drohte bereits ein wenig zu verblassen: Nun wurden sie aufgefrischt – und neue Einträge in die Clubgeschichte gemeißelt. Das Team von Cheftrainer Jim Tomsula gewann nicht nur die Meisterschaft 2023 in der noch sehr jungen European League of Football, Fire machte das in Form einer perfekten Saison. Heißt: Alle Spiele der regulären Saison und der Play-offs wurden gewonnen.
Und das wurde nun ausgelassen gefeiert. Mit den Spielern, den Trainern, den Betreuern, dem Vorstand – aber auch mit den Fans. „Später sind wir noch rüber in die Boston-Bar. Da waren wir dann aber unter uns“, berichtet Wagner. „Unter uns“ bedeutet: Die Hälfte der Bar war komplett für Rhein Fire reserviert. „Sagen wir es mal so: Für Gespräche war es viel zu laut. Da wurde einfach nur gefeiert“, lachte Wagner. Auch das können die Rheinländer also.
Ein Team für die gesamte Region
Die Party fand also in Düsseldorf statt, die Partie jedoch in Duisburg. Und das vor 31.500 Fans in der ausverkauften Schauinsland-Reisen-Arena. Auch künftig wird dies die Spielstätte des Zuschauermagneten der ELF sein. In der regulären Saison wurde einige Male die 10.000er-Marke geknackt. Zum Finale war jeder Platz belegt. „Rund 70 Prozent waren Fire-Anhänger, der Rest kam aus Stuttgart, aber auch Fans der ELF-Teams aus dem Ausland waren vor Ort“, sagt Wagner. Das war schon am Samstag in der Duisburger Innenstadt zu beobachten, als sich in die Menschenmasse, die die Automesse „Lack und Chrom“ besuchte, immer mehr Besucherinnen und Besucher in Football-Trikot mischten. Rhein Fire betont immer wieder: Die Ortsangabe im Namen ist der „Rhein“ und Fire ist ein Team für die gesamte Region.
In Kürze könnte feststehen, ob beziehungsweise dass Jim Tomsula der Cheftrainer von Rhein Fire bleibt. „Wir sind uns weitgehend einig“, sagt Wagner. Tomsula ist ein echter „Good Guy“. Lob für sich selbst? Das weist der frühere Headcoach der San Francisco 49ers weit von sich, hebt stattdessen die Arbeit seines Trainerstabs hervor, die Leistungen seiner Spieler und – als er sich im ausverkauften Stadion an der Wedau nach dem Titelgewinnen einmal umdrehte – „die unglaublichen Fans von Rhein Fire.“ Tomsula: „Rhein Fire ist Familie.“ Als TV-Reporter Christoph „Icke“ Dommisch den Fire-Cheftrainer daraufhin als den „Vater dieser Rhein-Fire-Familie“ bezeichnete, akzeptierte er dies mit einem Lächeln. „Im Herbst und Winter ist er immer zu Hause. Dann holt er seine ältere Verwandtschaft zu sich nach Florida“, berichtet Wagner. Wie gesagt: ein Good Guy.
Madrid kommt neu dazu
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Bald soll aber auch – mit Tomsula – die Planung für die Saison 2024 in der ELF beginnen. Dann wird mit den Madrid Bravos, die Spanier gaben ihren Teamnamen am Dienstag bekannt, ein weiteres neues Team hinzustoßen. Madrid stand als Expansionsteam schon seit einiger Zeit fest. Das Fernziel der Liga sind 24 Mannschaften. In die nun abgeschlossene Spielzeit 2023 starteten nach dem Aus für die Istanbul Rams 17 Teams aus neun Ländern. Doch während der Saison mussten die Leipzig Kings aus finanziellen Gründen aus dem Spielbetrieb aussteigen; beinahe wäre das auch den Prague Lions passiert, die aber nach einer Spielabsage doch noch weitermachten.
Nun drohte neues Ungemach: Wie die Sportschau berichtete, soll es Zolluntersuchungen bei den als Franchises organisierten Teams gegeben haben. Und weil einige Spieler angeblich nur 100 Euro im Monat bekommen haben, womit der Mindestlohn unterschritten wären, kämen auf einige Teams möglicherweise Nachzahlungen zu. In Bezug auf Rhein Fire nimmt Martin Wagner das Thema entspannt auf. „Auch bei uns gab es eine Zollprüfung. Bis auf zwei minimale Beanstandungen war allerdings alles völlig in Ordnung“, so der Fire-Gesellschafter, der die ELF auch eher als „professionalisierte Liga“ statt als Profiliga bezeichnen will. Sie sei noch in der Entstehungsphase. So haben sich einige Teams offenbar an dem im Fußball bekannten Konstrukt des Vertragsamateurs orientiert – worin Wagner für diese Clubs auch keine Probleme sieht.
„Große Drei“ luden zum Eignertreffen
Dennoch machen sich Rhein Fire wie auch die Frankfurt Galaxy und die Vienna Vikings, mithin also die zuschauerträchtigsten Franchises der ELF, ihre Gedanken über die Zukunft der Liga. Die „Großen Drei“ hatten daher zu einem Eignertreffen nach Duisburg im Rahmen des Endspiels eingeladen – und dem folgten die übrigen Teams. „Uns geht es darum, dass sich die Liga vernünftig entwickelt und konsolidiert. Eine Expansion der Liga um jeden Preis darf es nicht geben. Ein langsames Wachstum macht mehr Sinn“, erklärt Wagner, der außerdem mehr Mitspracherecht der Gesellschafter, sprich der Clubs, fordert – wie es in den meisten Profisportligen auch üblich ist. Denn das Finale in Duisburg hat gezeigt: In dieser Liga steckt viel Potenzial. Es wäre unklug, das aufs Spiel zu setzen.